Sogar der "Kaiser" landete hier

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Der Haßfurter Flugplatz wird von Unternehmen und Privatleuten genutzt. Teilweise landen und starten dort größere Maschinen. Unter anderem landete "Kaiser" Franz Beckenbauer (mit Hut) in Haßfurt für eine medizinische Behandlung. Fotos: Verkehrslandeplatz Haßfurt-Schweinfurt GmbH
Der Haßfurter Flugplatz wird von Unternehmen und Privatleuten genutzt. Teilweise landen und starten dort größere Maschinen. Unter anderem landete "Kaiser" Franz Beckenbauer (mit Hut) in Haßfurt für eine medizinische Behandlung.  Fotos: Verkehrslandeplatz Haßfurt-Schweinfurt GmbH
Zu den Feldtagen in Mariaburghausen landete im Juni 2016 ein Lufthansa-Hubschrauber mit dem Präsidenten einer russischen Teilrepublik.
Zu den Feldtagen in Mariaburghausen landete im Juni 2016 ein Lufthansa-Hubschrauber mit dem Präsidenten einer russischen Teilrepublik.
 
 

Der Haßfurter Stadtrat informierte sich ausführlich über den Verkehrslandeplatz, den im vergangenen Jahr auch Franz Beckenbauer nutzte. GmbH-Geschäftsführer Günter Mendel tischte viele Zahlen auf, die die Bedeutung unterstreichen.

Aktivitäten und wirtschaftliche Situation am Flugplatz in Haßfurt skizzierte der Geschäftsführer der Verkehrslandplatz Haßfurt-Schweinfurt GmbH, Günter Mendel, am Montagabend in der Sitzung des Stadtrates Haßfurt im Rathaus. Er zeigte auf, dass der Platz stark gewerblich und öffentlich genutzt werde und zumindest die laufenden Kosten nahezu selbst erwirtschaften könne.


Starts und Landungen

"Der Flugplatz ist mit seinen 13 966 Flugbewegungen im Jahr 2016 gleich unter den großen Flughäfen in Deutschland angesiedelt und ist einer von 21 unkontrollierten Flughäfen in Deutschland, an denen Instrumentenflug möglich ist", erklärte Mendel. Im Vergleich von Haßfurt, wo an den 15 654 Flugbewegungen im Jahr 2015 nur 240 Segelflieger beteiligt waren, gab es in Bamberg nur 10 762 Flugbewegungen, wobei aber der Segelfliegeranteil bei 5112 lag, wie Mendel berichtete.


Vergleichszahlen

In Bayreuth landeten und starteten 13 556 Flugzeuge (6744 Segelflieger), in Giebelstadt 9124 (4824), in Hof-Plauen 5772 (240) und in Coburg-Brandenstein 12 872 (2464). Die starke gewerbliche und öffentliche Nutzung des Flugplatzes in Haßfurt zeige sich auch daran, dass seit 2013 rund 71 Prozent aller Treibstoffe mineralölsteuerfrei verkauft worden seien, berichtete Günter Mendel weiter. Man habe den Verkauf der Flugbetriebsstoffe von 250 279 Liter im Jahr 2015 auf 281 488 Liter 2016 steigern können.
2015 schlug der Flugplatz in Haßfurt mit einem Verlust von 6330 Euro zu Buche. Ohne die Betriebskostenzuschüsse der drei Gesellschafter (Stadt Haßfurt, Stadt Schweinfurt und Landkreis Haßberge) mit jeweils 25 000 Euro hätte sich der Verlust auf 81 330 Euro belaufen.


Abschreibungen

Wie Mendel mitteilte, sind darin aber auch Abschreibungen von 80 993 Euro enthalten. Daher betrage der Jahresfehlbetrag für die laufenden Kosten nur 337 Euro. Auf Nachfrage gab er an, dass sich die Abschreibungen in den nächsten zehn Jahren nicht verringern. Auf der anderen Seite zahle die GmbH an die Stadt Haßfurt 6749 Euro an Erbbauzinsen, 2035 Euro an Grundsteuern und 582 Euro an Pacht für Wiesenflächen sowie an das Stadtwerk rund 1500 Euro für Wasser und Abwasser und rund 6500 Euro für Strom.
Zu den einzelnen Flugbewegungen im letzten Jahr führte Mendel aus, dass auch Rettungshubschrauber und Polizeihubschrauber den Flugplatz zum Tanken aufsuchten, die Bundeswehr regelmäßig Zieldarstellungsflüge unternehme, die Organtransporte aber von rund zehn pro Jahr auf zwei im vergangenen Jahr zurückgegangen seien. Weiterhin nutze die Firma "Soundhouse Veranstaltungsservice" aus Haßfurt den Platz mit einer eigenen Maschine, die 2016 immerhin 136 Flugbewegungen verzeichnet habe. Auch die Firma SKF aus Schweinfurt fliege regelmäßig an vier Tagen in der Woche, wobei seit diesem Jahr die Firma Reupke Airservice GmbH & Co.KG aus Magdeburg deren Flugverkehr abwickle. Wichtige Partner vor Ort seien der Motorflugclub Haßfurt, die Fliegerfreunde Haßfurt, das Fallschirmsportzentrum Haßfurt, die Tragschrauber Flugschule Bernhard Pauseback, die Firma Schaller, die vor Ort Ultraleichtflugzeuge und Gyrocopter warte und eine Ultraleichtflugschule betreibe, sowie der Flugservice Haßfurt, der Flugzeug verchartere. "Erfreulich ist, dass die Firma Reupke in Haßfurt eine kleine Niederlassung betreibt und sich um weitere Unternehmen bemüht", erklärte Günter Mendel.
Daneben werde der Platz auch für Testfahrten zum Beispiel an die Firma ZF Friedrichshafen in Schweinfurt vermietet. Anhand von Bildern einiger Flugzeuge, die 2016 in Haßfurt gelandet und gestartet sind, zeigte er auf, dass der Flugplatz Haßfurt von Unternehmen beziehungsweise von größeren Flugzeugen rege genutzt wird. Unter anderem landete "Kaiser" Franz Beckenbauer in Haßfurt, um sich in Bad Neustadt medizinisch behandeln zu lassen.
Der Flugplatz sei vom EU-Beihilferecht nicht tangiert, so Günter Mendel. Ohne die Betriebskostenzuschüsse der Gesellschafter aber wäre er in seinem Bestand gefährdet. Zumal irgendwann auch größere Investitionen zum Beispiel für die Sanierung der Start- und Landebahn anstünden und die Flugplatz GmbH keine Rücklagen habe. Wie der Geschäftsführer weiter berichtete, steht auf dem Flugplatz den Piloten, Kunden, aber auch der Bevölkerung ein Fiat 500 zum Car-Sharing zur Verfügung. Des Weiteren habe man 2016 ein Flugfeldlöschfahrzeug mit 6000 Liter Wasser für 20 000 Euro angeschafft und ausgebaut, das jederzeit einsatzbereit sei. Die Flugleiter und technischen Mitarbeiter könnten das Fahrzeug bedienen. Chancen, wieder einen Rettungshubschrauber in Haßfurt zu stationieren, gebe es keine, bedauerte der Geschäftsführer.