So entstehen Osterbrunnen

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Coburg — In der Osterzeit bringen die Menschen ihre Freude über das Ende der dunklen Jahreszeit zum Ausdruck. Dafür werden zum Beispiel in etlichen Ortschaften Osterbrunnen geschmü...

Coburg — In der Osterzeit bringen die Menschen ihre Freude über das Ende der dunklen Jahreszeit zum Ausdruck. Dafür werden zum Beispiel in etlichen Ortschaften Osterbrunnen geschmückt und entsprechende Feiern abgehalten. Vor allem in früheren Jahren waren die Brunnen im Coburger Land Dorfmittelpunkt und wichtige Wasserquelle gleichermaßen.
Um das lebensspendende und köstliche Nass gebührend zu würdigen, wurden diese Brunnen des Öfteren mit Osterkronen geschmückt. Eine Osterkrone kann aus frischem oder unbelaubtem Reisig bestehen, an dem die Symbole des Frühlings, des neu erwachten Lebens, angebracht werden. Diese Krone wird dann oft auf den Brunnen gesetzt. So auch am Rand von Coburg, im kleinen, aber äußerst aktiven Neu- und Neershof. Hier wurde von einigen Neershofer Frauen die Osterkrone für den Eselsbrunnen aus frischem Reisig gestaltet.
Dazu trafen sich Verena Derks, Kerstin Hein, Monika Herold, Hannelore Krautworst, Gerda Gehrlicher und Monika Hahn mehrmals. Sie umbanden ein starkes Kronendrahtgestell mit frischem Reisig, setzten ein Reisigkreuz auf dekorierten alle Streben und das Kreuz mit Ostereiern. Zuvor wird das Reisig begutachtet, manchmal sogar mit vollem Körpereinsatz. Danach wird es auf die richtige Länge geschnitten und mit Bindedraht an das große Gestell gebunden. Später werden dann auch noch Kunststoffeier aufgefädelt und an der Krone angebracht.
Drei bis vier Nachmittage benötigten die Frauen für ihr Kunstwerk. Damit war erst einmal ihre Aufgabe erledigt. Etwas später traten die Herren auf den Plan. Mit einem Schubkarren fuhren sie die Osterkrone zum Eselsbrunnen und montierten sie dort auf ein speziell angefertigtes Gestell.
Um dieses Brauchtum gut pflegen zu können, benötigen die Dorfgemeinschaften große Mengen an frischem Reisig. Dieses wurde für Neu- und Neershof heuer und in den vergangenen Jahren kostenlos vom Coburger Grünflächenamt zur Verfügung gestellt.
Bei der Einweihung des Osterbrunnens traten nicht nur die Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) in Aktion. Auch der Männergesangsverein Eintracht aus Neu- und Neershof ließ seine Stimmen ertönen. Der OGV-Vorsitzende Werner Wollandt zog in seiner vorösterlichen Frühlingslaudatio eine Verbindung zur Tradition des Osterbrunnenschmückens. "Das Wahrzeichen an den Osterbrunnen war ursprünglich ein kleiner Fichtenbaum gewesen, der mit bunten Bändern, ausgeblasenen farbigen Ostereiern, bunten Girlanden und Papierrosen geschmückt wurde", so Wollandt. In seiner kurzen Rede bezog er auch das Elixier des Lebens, das Wasser, mit ein. "Wir sehen heute in der Ressource Wasser etwas Selbstverständliches ... wir drehen den Wasserhahn auf, ohne uns etwas dabei zu denken ... im Wasser hängt alles Leben unserer Erde. Nur denken wir nicht mehr daran." Aus diesem Grund sei es sinnvoll, den Brauch der Osterbrunnenfeier zu erhalten, betonte er. Im Anschluss an die Feierlichkeit wurden alle Gäste zu einem fröhlichen Umtrunk in das Gemeinschaftshaus in Neu- und Neershof eingeladen.
Edwin Meißinger