Ekkehard Roepert Weißer Rauch steigt aus dem Kamin. Dieses Rauchzeichen in Forchheim Nord steht für eine bemerkenswerte Neuerung in der regionalen Umwelt-Politik. Die Firma Naturstrom (mit Sitz in Eggolsheim) hat vom Landkreis Forchheim das Hackschnitzelwerk in der Kaiser-Heinrich-Straße 40 übernommen. Und die Wärmeversorgung im Stadtnorden auf hochmoderne Beine gestellt.

Realisiert haben das Projekt Thilo Jungkunz, Geschäftsleiter für Dezentrale Energieversorgung bei der Firma Naturstrom, und Wolfgang Aust, Projektentwickler und Heizungstechniker. Das Duo arbeitet mit bis zu 100 verschiedenen Hackschnitzellieferanten aus der gesamten Region zusammen. Die haben für die nächsten 15 Jahre einen Wärmeliefervertrag mit Naturstrom unterschrieben und bedienen das Heizwerk im Stadtnorden.

Die Anlage war begehrt: "Bei der Ausschreibung im Jahr 2018 waren wir einer von 16 Bewerbern, die das Hackschnitzelheizwerk betreiben wollten", erinnert sich Thilo Jungkunz. Nachdem die Firma Naturstrom den Wettbewerb für sich entschieden hatte, steckte sie 1,2 Millionen Euro in die Erneuerung des Standortes. Alleine der neue Kessel kostete 400 000 Euro, das Blockheizkraftwerk 120 000 Euro, der Kamin 70 000 Euro. Zudem baute Naturstrom einen Pufferspeicher und investierte in die Einhausung, in ein neues Leitungssystem, etc.

Die Ablöse an den Landkreis betrug 160 000 Euro. Der Landkreis, dem jetzt nur noch das Gebäude gehört, hat bei der Übergabe Bedingungen gestellt: Die Hackschnitzel für das Heizwerk müssen auch künftig aus dem Umfeld von 50 Kilometern kommen. Bis zu 800 Kubikmeter Hackschnitzel können in Forchheim Nord gelagert werden.

Damit könnte auch in einem strengen Winter drei Monate lang durchgeheizt werden. Angeschlossen an das Heizwerk sind: die Berufsschule, die Pestalozzi- und die Realschule, die Turnhalle, eine Gärtnerei, das Haus für Wohnungsnotfälle und neuerdings auch noch 120 Wohnungen der Josef-Stiftung.

Die Hackschnitzelheizung gibt es seit Jahrzehnten. Doch jetzt scheint eine neue Energiewelt entstanden zu sein: Die Brennraum-Geometrie habe sich komplett verändert: "Früher wurden die Aschezüge mit dem Kehrbesen sauber gemacht", erklärt Wolfgang Aust. Heute sind die Kessel so programmiert, dass sie sich selbst reinigen."

Aust überwacht die Heiztechnik per Computer. Im Grunde würde es genügen, das Gebäude in Forchheim Nord einmal im Jahr zu betreten, um einen Service durchzuführen.

Dank neuester Technik kann die Anlage im Stadtnorden drei Millionen Kilowattstunden pro Jahr produzieren. Zum Vergleich: Ein Einfamilienhaus benötigt 20 000 Kilowattstunden pro Jahr. Beeindruckend auch die neue Umweltbilanz im Vergleich zum Vorläufer-Modell: 60 Prozent CO2 -Einsparung und eine höhere Versorgungssicherheit. Grundlage dafür sei "die intelligente Vernetzung von drei Energieerzeugern", sagt Aust: Das Blockheizkraftwerk (es läuft rund um die Uhr), der Hackschnitzelkessel (er erzeugt in kalten Jahreszeiten die nötige Wärme) und der Gaskessel für den Notfall, falls der Kessel ausfallen sollte.

Auch ohne einen Blick in das technische Innenleben könne jeder den Fortschritt ablesen, sagt Wolfgang Aust: Es genüge ein Blick auf den Kamin. Der alte Kaminkopf sei schwarz von den Verbrennungsresten. "Aus dem neuen Kamin steigt weißer Rauch - rückständefrei, da kommt nur Wasserdampf raus."

Wobei Dominik Bigge, der Klimaschutzmanager des Landkreises betont: "Auch das vorhergehende Heizwerk wurde mit Biomasse geführt. Und das Besondere war, es wurde Waldrestholz verwendet." Der "Dreh- und Angelpunkt" Entscheidend sei der "Primärenergiefaktor", sagt Bigge. Der legt fest, wie viel Energie aus erneuerbarer Energie kommt. "Dieser Faktor ist vorgeschrieben und er ist in etwa gleichgeblieben. Neu ist, dass wir jetzt dezentral Strom erzeugen, das ist ein Fortschritt."