Sie informieren über "wirklichen" Islam

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Sajid Ahmed Qureshi (hinten rechts) am Ahmadiyya-Stand in Gräfenberg Foto: privat
Sajid Ahmed Qureshi (hinten rechts) am Ahmadiyya-Stand in Gräfenberg  Foto: privat

Die Ahmadiyya-Gemeinde ist wie Christen in ihrer Heimat verfolgt worden und nach Deutschland geflüchtet. Hier möchten die Moslems gerade seit der Flüchtlingsdebatte über den Islam aufklären. Sie bauten ihren Stand in verschiedenen Orten im Landkreis Forchheim auf.

"Gehört der Islam zu Deutschland? Die Pflichten eines Muslims oder die Reform" lauten die Überschriften der zahlreichen Informationsbroschüren, die unter einem großen Pavillon mit der Aufschrift "Ahmadiyya " ausgelegt sind. Der Stand weckt die Neugierde, doch zur Mittagszeit sind nur wenige Bürger auf dem Gräfenberger Marktplatz unterwegs, um mit Sajid Ahmed Qureshi, einem Mitglied der Ahmadiyya-Gemeinde, ins Gespräch zu kommen.

"Der Islam hat nichts mit Gewalt zu tun, und wir wollen präsentieren, was der Islam wirklich ist", sagt Qureshi und nimmt eine der Broschüren in die Hand, in denen die Ahhmadiyya-Gemeinde den ihrer Meinung nach richtigen Islam aufzeigt. Die Infostände standen am Wochenende nicht nur in Gräfenberg, sondern auch in Ebermannstadt und in Forchheim. Geduldig antwortet Qureshi auf Fragen der Interessierten. "Im Islam gibt es Konflikte. Wir wollen die Lehre so verbreiten, wie es unser Prophet Mohammed gewollt hat. Wir wollen andere Menschen nicht verletzen und sind Mitglied einer integrierten Gruppe", erklärt Qureshi.

Keine Menschen in Gefahr bringen

Doch was ist mit den Selbstmordattentätern? "Wir leiden, wenn die Leute hier Schlechtes tun. Ein Selbstmordattentat ist Gehirnwäsche", sagt das Mitglied der Ahmadiyya-Gemeinde. Ihre Mitglieder lehnen es ab, sich selbst oder andere Menschen in Gefahr zu bringen.

Da sie den Islam, wie er etwa in Pakistan oder Bangladesh dargestellt und gelebt wird, ablehnen, weil das ihrer Meinung nach nichts mit dem "wahren" Islam zu tun hat, wurden die Mitglieder der Ahmadiyya-Gemeinde wie die Christen verfolgt und sind geflüchtet - nach Deutschland.

Sajid Ahmed Qureshis Frau ist Deutsche und war Christin. Inzwischen ist sie zum Islam konvertiert. Zu dem Islam, den die Ahmadiyyas predigen und über den sie aufklären. Als Reformer könne man sie bezeichnen. Sie hoffen auf eine Trennung zwischen Staat und Religion. "Wenn das getrennt wäre, wenn es Religionsfreiheit gäbe, wären wir nicht hier", sagt Qureshi.

Für seine Gemeinde bedeute Unterdrückung nicht Ausdruck von Religion, sondern soziale Schwäche. Vorwürfe, dass im Islam Frauen unterdrückt würden, weist Qureshi zurück. "Sie sind gleichwertig. Sie können studieren und Wünsche äußern, auch wen sie heiraten wollen", behauptet Qureshi.

Dass die Frauen Schleier tragen oder Männer den Frauen die Hand nicht geben, dafür nennt er andere Gründe. Aus Höflichkeit würde der Mann einer Frau die Hand geben, dann aber darüber aufklären, dass es nicht üblich sei. "Das ist der erste Kontakt", sagt der Moslem. Doch von dem ersten Kontakt könnte irgendwann eine Beziehung ausgehen. Als Schutz, dass dies nicht passiere, würde man einer Frau die Hand nicht geben. Die Hindus würden das ebenso halten.

Mit dem Schleier verhalte es sich nicht viel anders. "Ein Schleier bedeutet, die Frau will in Ruhe gelassen werden", erklärt das Mitglied der Ahmadiyya-Gemeinde. Ein Muss? "Nein. Das muss jede Frau selbst entscheiden", sagt Qureshi und fügt an, dass die Sache mit dem Schleier auch im Alten Testament zu finden sei.

Überhaupt gebe es seiner Meinung nach viele Parallelen zum Christentum. Der Prophet Mohammed habe nicht erlaubt, Frauen oder Kinder zu töten. Was ist mit der Gewalt, mit dem Dschihad?" "Die Lüge hat nichts mit dem Islam zu tun", beteuert Qureshi. Das beziehe sich auch auf die Arbeit und die Familie. "Der liebe Gott sieht alles und er gibt uns Zeit, sich zu ändern. Gott ist barmherzig und er redet mit dem Menschen, aber der Mensch muss sich bewusst sein, was er tut", meint Qureshi und nennt das Jüngste Gericht nach dem Tod als Beispiel, wenn keine Ausreden für ein falsches Handeln mehr gelten würden. "Dschihad ist nicht Krieg", erklärt das Mitglied der Ahmadiyya-Gemeinschaft. In erster Linie heiße Dschihad, sich selbst zu verbessern, immer darauf zu achten, was man besser machen könne.

Seit 1921 in Deutschland

Der Gruß als Zeichen der Höflichkeit und Freundlichkeit sollte aber sein. Nicht wegen dieser Parallelen zum Christentum gehöre der Islam zu Deutschland. "Wir leben seit 1921 hier. Wir arbeiten hier, wir zahlen hier Steuern, haben hier eine Wohnung und eine Heimat gefunden. Manche sind hier in Deutschland schon Großvater geworden. Es ist nicht ein Gastarbeiterland wie Saudi-Arabien, wo ich zwei Jahre arbeite und dann wieder woanders hingehe", begründet Qureshi, warum für ihn der Islam ganz klar nach Deutschland gehöre. "Wir gehen auch in die Kirche, wenn wir eingeladen werden", betont Qureshi. Seine Gemeinde suche den interreligiösen Dialog.