Senioren laufen als Sternsinger

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Die Seniorengruppe mit jüngerem Sternträger: Josef Haas, Jakob Haber, Heinrich Uttenreuther und Richard Redel Fotos: Carmen Schwind
Die Seniorengruppe mit jüngerem Sternträger: Josef Haas, Jakob Haber, Heinrich Uttenreuther und Richard Redel  Fotos: Carmen Schwind
Die orientalische Krippe von Georg Haas
Die orientalische Krippe von Georg Haas
 
Pfarrer Florian Stark, Steffen Lipfert (mit Stern) und Martin Wild bei Familie Haas
Pfarrer Florian Stark, Steffen Lipfert (mit Stern) und Martin Wild bei Familie Haas
 

Wenn statt Kinder plötzlich Männer vor der Haustüre stehen, dann ist Sternsingerzeit in Pretzfeld. Nur sieben Kinder waren zum Treffen im Vorfeld gekommen. Daraufhin hielt Pfarrer Florian Stark eine "deutliche" Predigt.

Am Dreikönigstag waren einige Familien in Pretzfeld dann doch überrascht, denn sie hatten Kinder als Sternsinger erwartet. Vor der Tür standen aber erwachsene Männer.

"Wir hatten in den letzten Jahren sieben Gruppen im Ort. Ich war allerdings sehr überrascht, dass in diesem Jahr nur sieben Kinder zum Vortreffen kamen", erzählt Pfarrer Florian Stark. Und so hielt er vor 14 Tagen eine, wie er sagt, "deutliche" Predigt.

Denn er wollte nicht, dass es auch in Pretzfeld Vorbestellungen geben soll, damit die Sternsinger ins Haus kommen. "Andere Kollegen müssen das machen, denn das Interesse vieler Kinder und deren Eltern ist da nicht mehr so groß, dass sie mitmachen. Mir war Dreikönig aber schon immer wichtig", erklärt Stark. In seiner Predigt hatte er angegeben, dass er ebenfalls mitlaufen wolle, wenn sich genügend Erwachsene als Sternsinger finden.

Und so sah man am Sonntag denn auch Pfarrer Florian Stark als dunkelhäutigen Caspar gemeinsam mit Martin Wild und Marktgemeinderat Steffen Lipfert (FW) durch den Ort ziehen.

Gewänder sind zu klein

Da die normalen Sternsinger-Gewänder zu klein für Erwachsene sind, trugen die älteren Semester alte Messgewänder. Von den sieben Gruppen, die benötigt werden, um alle Häuser der Marktgemeinde Pretzfeld zu besuchen, waren drei Gruppen Erwachsene.

Die zweite Gruppe wurde von Pfarrer Vijaya Raju Boddu angeführt. Ihn begleiteten Hans-Jürgen Bienröther und Hans-Jürgen Lipfert. "Wir hatten auch die Predigt vom Pfarrer gehört und haben dann nach dem Gottesdienst diskutiert", erzählt der 80-jährige Josef Haas und meint: "Wir dachten, wir haben schließlich noch mit 60 den Betz'n rausgetanzt, weil die Jungen nicht wollten. Warum nicht auch Sternsinger machen?" Und so stellte er sich gemeinsam mit dem 77-jährigen Richard Redel und dem 87-jährigen Heinrich Uttenreuther in den Dienst der Kirchengemeinde. Redel war als Melchior unterwegs und sagt: "Ich unterstütze den Pfarrer eh immer wieder. Und das hier ist einwandfrei. Den Job mache ich im nächsten Jahr wieder."

Von den Erwachsenen begeistert

Uttenreuther, in diesem Fall "Caspar", freut sich, dass die Leute von den erwachsenen Drei Königen so begeistert waren. Begleitet wurden die drei vom Sternträger Jakob Haber, 19 Jahre alt und früherer Ministrant, und Helena Bienröther, die im vergangenen Jahr noch als Sternsinger unterwegs gewesen war. Reinhard Glas ist begeistert, dass die Senioren sein Haus als Sternsinger besucht haben. Er erzählt, dass sich sein 91-jähriger Vater noch mehr gefreut hatte: "Der überlegt jetzt, wer das war."

Während diese Gruppe weiterzog, war Pfarrer Stark mit seiner Gruppe bei Johannes Haas und dessen Familie in der Brennerei angelangt. Dort bewunderten die Drei Könige die orientalische Krippe von Georg Haas, der seit zehn Jahren an diesem Werk baut. Sie ist bis Lichtmess offen und kann von jedem besichtigt werden.

Außerdem mussten die Besucher mit Edelbrand anstoßen. "An Dreikönig muss man sich Stärk' antrinken. Und meine Mutter sagte immer, man muss Schnaps trinken, damit einen die Schnaken nicht stechen", klärt Georg Haas die Besucher auf. Indessen bekamen die jungen Sternsinger an der Kirche etwas zu trinken.

Das erste Klingeln im Jahr

"Es ist wirklich eine Freude, wenn man erlebt, wie positiv die Menschen auf die Drei Könige reagieren", meint Pfarrer Florian Stark. Er erzählt weiter, dass ihm mehrere ältere Menschen gesagt hätten, dass das Klingeln der Sternsinger das erste Klingeln in diesem Jahr war. Deshalb hofft er, dass es auch in den kommenden Jahren genügend Sternsinger geben wird, um die ganze Gemeinde besuchen zu können.