Was um Nürnberg und Bamberg recht häufig angebaut wird, ist im Coburger Land eine absolute Seltenheit: Meerrettich. Der wird nämlich nur auf einem einzigen Hof geerntet - dem der Familie Faber in Weischau.
Langsam steuert Martin Faber den Schlepper über den Acker. Der angebaute Roder wühlt die Erde tief auf. Tochter Julia und Daniel Gasper, der auf dem Hof angestellt ist, folgen dicht hinter der Maschine und ziehen weißlich-bräunliche Wurzeln aus dem gelockerten Boden. Es ist Meerrettich, der hier geerntet wird - auf dem einzigen Acker im Coburger Land, der diese Frucht trägt.
"Man muss auch mal was ausprobieren, nicht immer dasselbe machen", sagt Julia Faber. Die junge Landwirtin ist vielen keine Unbekannte. Vor wenigen Monaten stand sie im Finale der Wahl zur Bayerischen Milchkönigin. Dass sie es nicht geworden ist, kommt dem Meerrettich zugute. Denn der braucht viel Arbeit, Handarbeit. Dafür hätte eine amtierende Milchkönigin wohl nicht genug Zeit gehabt.
"Es ist halt ein Versuch", sagt Martin Faber. Der Feldversuch auf einer Fläche von 1,2 Hektar muss auch zeigen, ob sich der Anbau rentiert. "Ich glaube zumindest nicht, dass wir viel drauflegen", ist Martin Faber überzeugt. Entschließt er sich, im kommenden Jahr, noch einmal Meerrettich anzubauen, hat er zumindest schon seine eigenen Fechser. So heißen die dünnen Wurzelteile, die vom dicken Hauptstrang abgeschnitten werden, um sie im Frühjahr einzupflanzen.
Hoher Arbeitesaufwand
"Jeder Fechser muss in eine Hülle gesteckt werden, bevor er gepflanzt wird", erklärt Julia Faber. Eine ganz beachtliche Arbeit, bei den 25 000 Pflanzen, die auf dem Acker gleich hinter Weischau in den Boden kamen. "Da waren wir über Ostern ganz gut beschäftigt", sagt die Landwirtin. Die Hüllen, in denen die Fechser stecken, sind übrigens biologisch abbaubar. Sie müssen also nicht etwa mühsam wieder aus der Erde geholt werden. Meerrettich wird auf kleinen Dämmen gepflanzt, ähnlich Kartoffeln. Dabei kommt zwar eine Maschine zum Einsatz, auf der ist aber noch viel Handarbeit gefragt.
Im Dürresommer bewässert
Über den Sommer muss die Kultur noch gepflegt werden. Fehlwüchse sind abzuschneiden. Unerwünschter Aufwuchs muss bekämpft werden. "Das haben wir mit dem Häufelgerät gemacht, genau wie bei Kartoffeln", sagt Martin Faber.
Der Boden auf dem Acker, den die Fabers ausgesucht haben, ist sandig und tiefgründig. So braucht es der Meerrettich. Allerdings mag er es auch feucht. Da haperte es in diesem Sommer gewaltig. "Wir haben ganz schön viel Wasser zugefahren", berichtet Martin Faber. Er hatte schon befürchtet, dass die Niederschläge nicht reichen würden und Fahrgassen frei gelassen. So konnte besser bewässert werden.
"Es haben schon viele gefragt, was das auf dem Acker ist", erzählt Julia Faber. Manche hielten die Blätter für Ampfer - ein Ackerunkraut. Inzwischen hat sich aber einigermaßen herumgesprochen, was da wächst. Die Ernte von einigen Tonnen Meerrettich vermarktet Martin Faber nicht selbst. Das übernimmt ein fränkischer Lebensmittelvermarkter. Dafür gehen die verpackten Meerrettichwurzeln aus Weischau Richtung Forchheim auf die Reise. Dort, im Raum Nürnberg-Bamberg liegt eine Hauptregion der Meerretticherzeugung.