Langeweile kommt im Alltag von Rudolf Beuerlein oder Rainer Malzhacker nicht auf. Die Senioren sind im Landkreis Forchheim ehrenamtlich als Ansprechpartner für junge Menschen tätig, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagen wollen.
Was machen aktive Senioren, die in ihrem Berufsleben erfolgreich waren und ihr Wissen weitergeben möchten? Eine Möglichkeit wäre, ein Buch zu schreiben. "Und das liest dann keiner", wirft Rudolf Scholze ein.
Oder aber, sie könnten ihre Kenntnisse an junge Existenzgründer weitergeben. Beispielsweise bei den sogenannten "Aktivsenioren" - so wie es Rudolf Scholze, ehemaliger Geschäftsführer einer Softwarefirma, macht.
"Wir wurden auch schon ,Stäggerläs-Verein' genannt, weil viele aktive Senioren mit Nordic-Walking-Stecken unterwegs sind", verrät Beuerlein, Regionalleiter Oberfranken der Aktivsenioren Bayern. Das Werkzeug der Aktivsenioren seien allerdings keine Stecken, sondern Papier und Stift - und ihr Know-how.
Weiter erklärt Beuerlein: "Wir sind ein gemeinnütziger Verein von bayernweit 350 ehemalig Selbstständigen und Führungskräften aus unterschiedlichen Branchen der Wirtschaft." In
Oberfranken sind aktuell 21 Aktivsenioren tätig, die bei einer Existenzgründung, einer Existenzsicherung oder bei der Suche nach einem Nachfolger beraten und unterstützen.
Termine im Landratsamt
Zweimal im Monat können Interessierte einen Termin im Landratsamt Forchheim oder in Ebermannstadt vereinbaren. "Das ist kostenlos. Und es werden alle Branchen beraten - vom kleinen Dienstleister bis zum mittelständischen Unternehmen", erzählt Andreas Rösch, Leiter der Wirtschaftsförderung beim Landratsamt Forchheim. Später könne noch eine intensive Betreuung gebucht werden, die über etwa vier Sitzungen geht und maximal 150 Euro plus Mehrwertsteuer kosten würde. Warum engagieren sich die ehemaligen Manager auch noch im Ruhestand für Unternehmen? "Ich selbst war erfolgreich als Vorstand einer Genossenschaftsbank.
Dort konnte ich ein geordnetes Haus hinterlassen", erzählt Rainer Malzhacker.
Ihm gehe es gut, deshalb wolle er für die Gesellschaft etwas tun. Außerdem könne er sich so im Alter fit halten.
Keine Langeweile im Alltag
Auch Rudolf Scholze hatte Freude bei der Arbeit und war als Führungskraft im In- und Ausland erfolgreich. Mit 60 Jahren ging er in Rente, möchte aber noch immer seine Erfahrungen weitergeben.
"Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ich gar nichts tue. Da ist das eine gute Alternative", bekennt Scholze.
"Das ist die wichtigste Aussage unserer Mitglieder: Wir wollen Wissen weitergeben. Denn irgendwann ist der Keller ausgerümpelt und der Garten umgegraben", sagt Rudolf Beuerlein.
Malzhacker ergänzt: "Es verschafft uns Befriedigung, wenn wir positive Rückmeldungen erhalten."
Andreas Rösch erklärt, dass laut einer Umfrage mehr Unternehmen nach drei Jahren noch bestanden, die zuvor von den Aktivsenioren beraten worden waren.
Doch was ist der Vorteil einer Beratung im Vergleich zu den Informationen, die man aus dem Internet erhält? "Mehrwert ist, dass die erfahrenen, ehemaligen Führungskräfte einen Menschen gut einschätzen können und in einem persönlichen Gespräch Rahmenbedingungen und Potenzial herausarbeiten können", sagt Andreas Rösch.
Selbstständigkeit nicht für jeden
Manchen Kunden müssten sie auch raten, die Finger von der Selbständigkeit zu lassen. "Beispielsweise wollte ein junger Mann einen An- und Verkauf von Fahrzeugen eröffnen.
Auf die Frage nach seiner Ausbildung, denn er müsse ja ein gutes von einem schlechten Fahrzeug unterscheiden können, meinte er: Ich bin ein Mann. Männer kennen Autos", erzählt Beuerlein. Meistens würden sie bei Businessplänen unterstützen, über Genehmigungen, Rechnungswesen oder Versicherungen informieren.
Sie selbst werden bei ihrem Engagement von ihren Familien unterstützt: "Wir haben Freude am Ehrenamt und dieser Tätigkeit. Und unsere Frauen freuen sich über einen ausgeglichenen Pensionär", sagt Scholze.