In Südafrika steigt er während der Zeit der Apartheid in den 1960er Jahren versehentlich in ein Taxi, das nur für Schwarze ("Black only") reserviert ist und schrammt haarscharf an einer Geldstrafe vorbei. Im iranischen Isfahan blickt er während der islamischen Revolution Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre grimmig dreinblickenden Revolutionsgarden in die Augen, die seinen deutschen Begleiter dazu auffordern, Frauen in der Öffentlichkeit keine schönen Augen zu machen.
"Mit meinen ausgefallenen Reisewünschen brachte ich den Inhaber eines Kulmbacher Reisebüros fast zur Weißglut", schmunzelt Wich. Darauf angesprochen, wie man sich nach einem Urlaubstrip in ferne Länder fühle, kommt es wie aus der Pistole geschossen: "Frei und um einiges schlauer." Anderen Menschen mit Offenheit zu begegnen und das ursprüngliche Leben in fernen Ländern kennenzulernen - das ist Wich ein Herzensanliegen. Der 75-Jährige ist nach eigener Aussage ein neugieriger Mensch, dessen Lieblingsfach in der Schule Erdkunde gewesen war.
Den Stein ins Rollen bringt in den 1960er Jahren ein nach Australien ausgewanderter Oberfranke, der sich auf Urlaub in seiner alten Heimat befindet und den der Mainleuser in einer Hofer Gaststätte kennenlernt. Das Wappen auf der Brusttasche seines Blazers weckt sein Interesse. "Zu welchem Land gehört es?", fragt Wich. "Australien", entgegnet ihm der Fremde.
Über eine Zeitungsannonce - die australische Botschaft sucht ausländische Arbeitskräfte - bewirbt er sich erfolgreich für einen Arbeitsaufenthalt in Down Under, wie Australien auch genannt wird. Im Ausland erhofft er sich bessere Verdienstmöglichkeiten als in Deutschland.
Mit dem Schiff fährt er 1968 nach Australien, wo er bis 1971 bleibt. Bereits zwei Jahre später zieht es ihn wieder auf den fernen Kontinent. "Ich arbeitete dort noch einmal für ein Jahr, um Geld für die Hochzeit mit meiner Frau Adelheid und unsere erste Wohnungseinrichtung zu erwirtschaften", erzählt Wich.
Die Reiselust hat er an seine Tochter Stefanie vererbt. Sie trampt ein halbes Jahr von Mexiko nach Feuerland, fliegt mit dem Gleitschirm über den südafrikanischen Tafelberg und ist im eisigen Lappland mit dem Hundeschlitten unterwegs.
Wie ist es um seine eigene bestellt? Kleinere Reisebrötchen möchte Konrad Wich, solange es seine Gesundheit erlaubt, nicht backen. Mit einem Überlandbus will er nach der Corona-Krise von Santiago de Chile bis nach Feuerland fahren.