Natur Bayerns Forstminister Helmut Brunner hat am Freitag in Handthal (Kreis Schweinfurt) das neue Steigerwald-Zentrum "Nachhaltigkeit erleben" eröffnet. Es gab viele versöhnliche Worte, aber der Konflikt um einen Nationalpark wird bleiben.
von unserem Redaktionsmitglied
klaus schmitt
Kreis Haßberge/Handthal — Helmut Brunner, der bayerische Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, sowie Gerhard Eck, Staatssekretär im bayerischen Innenministerium (beide CSU), bewerten das neue Steigerwald-Zentrum in Handthal als ein LeuchtturmProjekt für die ganze Region. Eck ging bei der Eröffnung am gestrigen Freitag sogar noch einen Schritt weiter und meinte, das neue Zentrum sei beispielgebend für Franken, für alle drei Bezirke, und habe sogar bundesweite Bedeutung.
Bundesweit? Dann soll der Blick mal quer durch die Republik schweifen. Zum Beispiel auf die Insel Rügen. Über 750 Kilometer nördlich von Handthal (Mark Oberschwarzach, Kreis Schweinfurt) liegt auf der größten deutschen Insel der Nationalpark Jasmund, und geschützt werden dort auf 3000 Hektar wertvolle Buchenbestände.
Das Gebiet ist Teil des Unesco-Welterbes.
Im Mittelpunkt des Nationalparks steht das Zentrum Königsstuhl. Nur wenige Meter von den berühmten Kreidefelsen entfernt, beschreibt es die Natur der Ostsee, die Kreideformationen an der Küste und die alten, wuchtigen Buchen.
Das Jasmund-Zentrum auf der Insel Rügen hat viele Ähnlichkeiten mit dem neuen Steigerwald-Zentrum "Nachhaltigkeit erleben" in Handthal. Das Haus in Handthal könnte auch auf Rügen stehen. Und umgekehrt, sieht man einmal von Ostsee und Kreidefelsen ab, die der Steigerwald nicht zu bieten hat. Aber er hat Buchen, sehr wertvolle Buchenbestände.
Nicht weit auseinander Selbst Benedikt Schmitt aus Geusfeld, einer von drei Vorsitzenden des Vereins Nationalpark Nordsteigerwald steht dem Konzept und den Inhalten des Zentrums in Handthal aufgeschlossen gegenüber.
Das würde auch in einen Nationalpark passen, den sein Verein mit mittlerweile rund 550 Mitgliedern weiterhin fordert. Und diese Forderung, hinter der vor allem der Bund Naturschutz und der frühere Bamberger Landrat Günther Denzler stehen, ist die Quelle des Konflikts, die über dem neuen Steigerwald-Zentrum schwebt. Das wird wohl auch so bleiben, wenngleich am Freitag in Handthal bei der Einweihung und kirchlichen Segnung auch versöhnliche Töne angeschlagen wurden.
Natur und Kultur in Harmonie Vor Jahren war der Wunsch laut geworden, der Nordsteigerwald solle Nationalpark werden. Das erzeugte heftigen Widerstand. In der Folge schaltete sich der Freistaat ein, der gegen einen Nationalpark ist, und schlug als Kompromiss das Zentrum vor, das am Freitag nach mehrjähriger Planungs- und Bauzeit in Handthal übergeben wurde.
München trieb das Projekt auch mit dem Wissen voran, dass im Steigerwald und für die Menschen etwas getan werden muss.
Die Nationalpark-Gegner hatten inzwischen den Verein "Unser Steigerwald" gebildet. Vorsitzende ist Gerhard Eck aus Donnersdorf. Mehrere tausend Mitglieder hat der Verein mittlerweile. Die Menschen im Steigerwald hätten Flagge gezeigt, sagte Eck, und deutlich gemacht, dass sie keinen Nationalpark haben wollen. Das geschehe bis heute aus Überzeugung über alle Parteigrenzen hinweg.
Schützen und nützen Wichtig sei, dass die Menschen von der Natur lernen. Die Steigerwälder wüssten, dass sie ihren Wald "nur so viel nützen, dass die Natur überlebt". Schützen und nützen, Schützen durch Nützen seien die Maßgaben allen Handelns, die aus dem Steigerwald einen Musterwald gemacht haben, betonte Eck.
Ähnliche Aussagen hatte
zuvor Bayerns Forstminister Helmut Brunner in seiner Festrede im Seminarraum des Zentrums getroffen. Die Region Steigerwald sei eines der besten Beispiele dafür, wie Natur und Kultur harmonieren. Mit der neuen Einrichtung in Handthal sei ein Konzept realisiert worden, mit dem sich die Menschen identifizieren können.
Der Minister bezeichnete es als "ein Konzept, das vereint und nicht spaltet." Er will dabei helfen: "Ich setze mich für ein harmonisches Miteinander mit allen Kräften ein."
Warum ein Schutzstatus? Er sagte es zwar nicht wörtlich, machte aber deutlich, dass er gegen einen Nationalpark ist. Warum müsse man einen Schutzstatus darüber ziehen?, fragte er. Alle, auch die Waldbesitzer, seien sich einig in der Erhaltung des Steigerwaldes.
Helmut Brunner brachte drei Botschaften für den Steigerwald mit: Wichtig sind ihm die Versorgung der Bevölkerung mit Holz, eine nachhaltige Forstwirtschaft und die Ökologie des Waldes. Der Forstminister bezeichnete das neue Zentrum als ein "Symbol für den Steigerwald" und als "Leuchtturm für die gesamte bayerische Forstwirtschaft".
Mit der Eröffnung des Hauses feierten die Menschen nicht das Ende, sondern "den Anfang eines Entwicklungsprozesses für die gesamte Region". Er hofft auf Impulse auf vielen Feldern, etwa Arbeitsplätze, Tourismus.
Die Forderung bleibt Vieles von dem, was am gestrigen Freitag in Handthal gesagt wurde oder was das neue Haus bietet, würden die Nationalpark-Befürworter unterschreiben.
Etwa 50 von ihnen aus dem Verein Nationalpark Nordsteigerwald sowie dem Bund Naturschutz machten mit Plakaten am Zufahrtsweg auf ihre Forderung aufmerksam, und die heißt weiterhin: Sie wollen einen Nationalpark im Steigerwald.
Ein wichtiges Argument ist für den Vorsitzenden Benedikt Schmitt, dass bei einem Nationalpark der Staat ein Zentrum wie in Handthal betreiben würde. Jetzt sind es die Kommunen, die über einen Trägerverein für den Betrieb und den Unterhalt sorgen - laut Schmitt viele Städte und Gemeinden, die ohnehin nicht auf Rosen gebettet sind.