Der SV Aura will sich endlich in der Kreisklasse etablieren und trifft bald auf den ewigen Erzrivalen aus Sulzthal. Auch auf die anderen bekannten Teams und die kurzen Wege freut sich der Meister der A-Klasse Rhön 1.
E in einziger Punkt trennte den SV Aura, Meister der A-Klasse Rhön 1, in der abgelaufenen Saison vom hartnäckigen Verfolger aus Oberleichtersbach und Modlos. "Der Druck war schon hoch, denn wir wollten diesmal unbedingt den Aufstieg schaffen", sagt Abteilungsleiter Daniel Sauer. "Und wir hatten zu Beginn der Runde im Verein auch alle die Hoffnung, dass es klappen könnte." So ein bisschen in Richtung waschechte Fahrstuhlmannschaft hat sich der SV Aura in den zurückliegenden Jahren entwickelt. "Manche nennen uns schon den 1. FC Nürnberg des Landkreises Bad Kissingen. Aber damit soll endgültig Schluss sein", fordert Coach Christof Sauer, der sich den Trainerjob mit Malte Förster geteilt hatte. "Wir sind immer wieder zwischen Kreisklasse und A-Klasse hin und her gerissen worden. Nun wollen wir uns mal langfristig in der Kreisklasse etablieren", ist der ausdrückliche Wunsch des Trainers, der in kommenden Saison wiederum eine Doppelspitze eingeht. Diesmal mit dem erfahrenen Übungsleiter Thomas Lutz. "Die Kreisklasse 1 ist die attraktivste Liga im Landkreis. Kurze Wege, viele bekannte Gesichter. Man kennt sich, man weiß viel über den anderen. Auch für die Fans gibt es definitiv nichts Besseres", ist Abteilungsleiter Sauer überzeugt. "In anderen Ligen müssten wir den Jungs noch extra ein Navi mitschicken", sagt Daniel Sauer augenzwinkernd.
Ursprünglich gelb-schwarz
Die Ursprünge des heutigen SV Aura gehen auf das Jahr 1930 zurück, wirtschaftlich eine extrem schwere Zeit, auch im beschaulichen Aura an der Saale. Für die Freizeitgestaltung gab es keinerlei nennenswerte Angebote. Es war Eigeninitiative angesagt. Die Frage nach dem Dress war zunächst sehr schwierig. Während die Auraer heutzutage vorrangig in Blau und Weiß unterwegs sind, herrschte in den Anfangstagen eine ganz andere Farbkombinationen vor. Ein Straßenhändler aus Westheim war der Lieferant für das Rohmaterial. Es wurde ein Ballen Schwarz und ein Ballen Gelb auf Ratenzahlung gekauft. Geschnitten hat die Trikots dann ein Schneidermeister aus Euerdorf, der den Spitznamen "Hoppla" trug. Mit dem neuen Dress wurden die Moral und der Kampfgeist größer.
Zum allerersten Spiel überhaupt wurde übrigens der VfR Sulzthal eingeladen. "Bis heute gelten die Sulzthaler aus der Historie heraus als die großen sportlichen Rivalen des SV Aura", erklärt der Abteilungsleiter. "In der kommenden Saison erleben wir daher die Wiederauflage des ewigen Derbys. Darauf freuen sich die Fans schon." Austragungsort des Ur-Derbys mit Sulzthal war seinerzeit die "Säureh" im Waldabschnitt Hainbuche. Mit dem ersten 3:1-Derbysieg der Auraer war die Dressweihe vollzogen.
Während der SV Aura heute seine Matches auf einem schmucken und idyllischen Sportgelände austragen kann, war ein Sportplatz in den Gründungsjahren immer Mangelware. Daher konnte die Auraer Mannschaft zunächst nur spielen, wenn eine Wiese oder ein Acker abgeerntet war. Als Spielorte mussten die Hofwiese, die Waldwiese, der Rasen, ein Rübenacker oder die Auwiese herhalten. Die Tore mussten nach jedem Spiel abgebaut und zum nächsten Spiel wieder aufgebaut werden. Auswärtsspiele wurden - selbstverständlich ganz ohne Navi - mit dem Fahrrad oder zu Fuß besucht. Nur nach Güntersleben bei Würzburg ging es mit dem Bus und mit der Kapelle "Kaiser und Keßler". Zu Güntersleben gibt es bis heute eine indirekte Verbindung. "Lange Zeit waren die Relegationstouristen Güntersleben in Unterfranken Vorreiter und unser Vorbild, was den Besuch von Relegationsspielen in der Region angeht. Mittlerweile ist es beim SV Aura zur Tradition geworden, dass Mannschaft, Vereinsmitglieder und Fans geschlossen die Entscheidungsspiele besuchen", erklärt Christof Sauer. "Heuer waren wir in den Meister-T-Shirts gut sichtbar und für jedermann erkennbar unterwegs. Da mussten wir uns besonders anständig benehmen."
Die Auflösung des Teams
Von Beginn an soll sich die Auraer Mannschaft durch Kampfkraft ausgezeichnet haben. Man nannte das Team in den Anfangsjahren nur die schwarzen Teufel. Das ursprüngliche Auraer Team wurde 1939 durch den Kriegsausbruch aufgelöst. Vereinsunterlagen und Protokolle, die Gründungsmitglied Christian Clement im Besitz hatte, sind durch die Kriegswirren völlig abhanden gekommen.
Kein Selbstläufer
Doch der Blick des SV Aura richtet sich ohnehin nach vorne. "Wir haben glücklicherweise eine sehr junge Mannschaft mit einem erfahrenen Kapitän Mirko Hälbig", so Abteilungsleiter Daniel Sauer. "Als wir dann letzte Saison Malte Förster und Florian Schießer für uns gewinnen konnten, da wuchs natürlich die Hoffnung, dass mit diesen beiden gestandenen Kickern etwas bewegt werden kann. Für viele Vereine waren wir ja sowieso der klare Favorit in dieser Runde." Doch obwohl der Start sehr verheißungsvoll gestaltet werden konnte, schlich sich zwischenzeitlich nach nicht ganz geglückten Partien auch ein bisschen Frust ein. "Die Stimmung in der Mannschaft war im Saisonverlauf manchmal etwas im Keller", verrät Kapitän Mirko Hälbig. "Die Erwartungshaltung im Ort war auch hoch. Und es läuft nicht immer von selbst."
Verletzungspech und unglückliche Resultate sorgten zwischenzeitlich dafür, dass der Vorsprung auf das Verfolgerfeld immer weiter zusammenschmolz. "In Obereschenbach haben wir schon alles dafür getan, dass wir vorzeitig Meister werden. Aber es war eben auch große Nervosität im Spiel", sagt der Kapitän. "Jeder hat da schon die Meisterschaft von uns erwartet. Doch Rückschläge muss man eben auch verkraften. Gerade für junge Spieler ist das nicht immer leicht, mit Niederlagen umzugehen." Doch am letzten Spieltag klappte es doch noch mit dem erhofften Titel. "Und sind wir auch sehr stolz drauf", so Abteilungsleiter Sauer. "Eigentlich hätten wir die Meisterschaft schon früher entscheiden können. Wenn die Mannschaft keinen großen zusätzlichen Druck von außen spürt, dann spielt sie viel besser", ist der Coach überzeugt.
Kein klassischer Torjäger in Aura
Das zeigte sich zum Beispiel im Toto-Pokal, wo man reihenweise als klarer Underdog gegen höherklassige Mannschaften angetreten war und einen Sieg nach dem anderen landete. Sogar gegen den FC 06 Bad Kissingen hielt man zumindest eine Stunde lang im Finale prima mit. "Den klassischen Torjäger haben wir leider nicht. Den gab es aber in Aura auch noch nie. Dafür sind wir nicht besonders gut auszurechnen", sagt der Abteilungsleiter. "Wir haben viele Kicker, die Torgefährlichkeit mitbringen. Das im Spiel auch umzusetzen, ist eine ganz andere Frage", schmunzelt der Trainer. Nach zwei Jahren in der A-Klasse soll nun das Kapitel Kreisklasse wieder erfolgreich weitergeschrieben werden. "Unsere jungen Spieler haben alle eine gute sportliche Ausbildung", ist der Coach überzeugt. Auf die Jugendarbeit habe der SV Aura schon immer sehr großen Wert gelegt. "Wir haben uns schon lange darum gekümmert, dass immer wieder junge Spieler in die erste Mannschaft integriert werden. Das sind fast alles einheimische Jungs aus Aura. Für die nähere Zukunft müssen wir uns keine allzu großen Sorgen machen", ist Daniel Sauer überzeugt.
Doch natürlich verfolgt man auch im 860-Seelen-Ort Aura die Entwicklung des Fußballsports in der Region mit Sorge. "Wir haben uns Tabellen aus dem Landkreis von vor acht Jahren angeschaut. Einige Vereine von damals nehmen gar nicht mehr am regulären Spielbetrieb teil. Manche sind fast ganz von der Landkarte verschwunden", sagt Daniel Sauer besorgt. "Es geht daher in der Region fast gar nicht mehr darum, in welcher Klasse man spielt, sondern darum, dass man eine funktionierende, junge Mannschaft hat - mit Perspektive. Nur so kannst du langfristig den Spielbetrieb aufrecht erhalten."
Die Planung läuft bereits
Nach einer Saison mit euphorischer Partystimmung zum Abschluss laufen längst die Planungen für die Zukunft. Daniel Hagemann wird zum SV Aura zurückkehren, aus Eltingshausen stößt Patrick Link zu den Blau-Weißen dazu. "Wir haben uns in der Kreisklasse immer gut geschlagen, auch wenn es mal nicht zum Klassenerhalt gereicht hat", sagt Christof Sauer. "Die Spiele sind einfach herausfordernd und interessant. Wir können dann endlich auch mal ohne Erwartungsdruck von außen befreit kicken. Als Aufsteiger erwartet niemand irgendwelche Wunder von uns", sagt der Coach.
Umso wichtiger ist es, dass das Team nicht in einen fortwährenden Abstiegskampf verwickelt wird, weil das dann die Beine unter Umständen wieder schwer macht. "Fußball findet eben auch und vor allem im Kopf statt. Ist die Stimmung gut, dann kickt es sich umso besser", sagt Christof Sauer. Nach einem ziemlich anstrengenden Relegationsmarathon als interessierte Zuschauer heißt es schon bald wieder: "Mit Blut und Schweiß für Blau und Weiß."
Sebastian Schmitt