Rasanter Ritt durch Europa

2 Min
"Solina & Friends" absolvierten in Mitwitz eine rasante musikalische Tour durch Europa. Unser Bild zeigt (v.l.) Michael Gundlach, Ulrike Müller, Katrin Banhierl und Dirko Juchem. Foto: Nicole Julien-Mann
"Solina & Friends" absolvierten in Mitwitz eine rasante musikalische Tour durch Europa. Unser Bild zeigt (v.l.) Michael Gundlach, Ulrike Müller, Katrin Banhierl und Dirko Juchem.  Foto: Nicole Julien-Mann

"Solina & Friends" landen einen Volltreffer zum Abschluss der Mitwitzer Schlosskonzerte.

Nicole Julien-Mann Mitwitz —  Die Schlosskonzerte in Mitwitz landen mit ihrem Saisonabschluss einen Volltreffer beim Publikum und bescheren Kreiskulturreferentin Gisela Lang einen proppenvollen Saal.

Das schöne Wort von der "Reise", in dem gemütliches Erkunden und genussvolles Verweilen mitschwingen, ist im modernen Zeitgeist längst durch den "Trip" ersetzt, bei dem Schnelligkeit und Effizienz Trumpf sind. Daher wird ihm auch gerne das Attribut "kurz" vorangestellt. Damit sich der Einsatz, als Zeit und Geld, lohnt, gilt es, am Zielort möglichst viel möglichst schnell abzufeiern.

Insofern führte die Ankündigung einer "beeindruckenden musikalischen Reise durch vierzehn europäische Länder" durch "Solina & Friends" - Katrin Banhierl (Cello), Ulrike Müller (Cello), Michael Gundlach (Klavier, Akkordeon, Moderation) und Dirko Juchem (Flöte, Saxophon) - ein bisschen in die Irre. Denn vielmehr präsentierte das Quartett einen rasanten Parforce-Ritt durch die europäische Musiklandschaft, bei dem es sich gelegentlich vergaloppierte oder auch einmal aus dem Tritt geriet. Aber wenn die "100 größten Werke" aus der kulturellen Vielfalt Europas in eine Konzertlänge gepresst werden sollen, ist Eile schließlich geboten.

Das Ensemble löste die Herausforderung kurz und bündig und kürzte die Titel etwa auf die Länge, in der man sie kostenlos in Internetplaylists abspielen kann. Ob dieses Potpourri aus den größten Werken bestand, darf bezweifelt werden, jedenfalls von denen, die Bach, Mozart, DJ Ötzi und Helene Fischer nicht in einem Atemzug nennen würden und dem Programm auch weniger atemlos als vielmehr sprachlos folgten. Wenn überhaupt, dürfte es sich sowieso nur um eine Minderheit gehandelt haben. Denn beim Publikum kam die gewagte Mischung von Evergreens aus Hochkultur und Unterhaltungsmusik bestens an. An Bekanntheit und Beliebtheit waren die Titel ebenbürtig.

Durch die vom Ensemble selbst geschriebenen Arrangements erfuhren sinfonisch komplexe Werke, wie "Also sprach Zarathustra" von Richard Strauß oder "Pomp and Circumstance" von Edgar Elgar eine starke Vereinfachung, während das minimalistische "Comptine d'un autre été" ( Titelmusik aus "Die wunderbare Welt der Amélie") von Thierry Yann oder Matthias Reims "Verdammt ich lieb Dich" durch die Version für Klavier, Celli und Flöte beziehungsweise Saxophon regelrecht geadelt wurden.

Das Quartett hielt sich nicht an die im Programm gedruckte Reihenfolge ihrer Playlist, was im Publikum zu einem geraunten Ratespiel á la "Erkennen Sie die Melodie" führte. Den meisten Zuhörern dürfte diese beliebte Fernsehsendung noch ein Begriff sein, auch wenn sie vor vierzig Jahren zum letzten Mal ausgestrahlt wurde.

So war die Stimmung im Weißen Saal überaus heiter und der Einladung des Pianisten und Moderators Michael Gundlach zum Mitsingen und Klatschen kamen alle gerne nach. Gundlach lieferte dann auch die pessimistische Antwort auf die Frage, ob man Akkordeon spielen und gleichzeitig Sirtaki tanzen kann. Peinlich wäre dies nur gewesen, wenn das Publikum auch diese Einlage nicht mit begeistertem Applaus honoriert hätte.

Die Einordnung dieser musikalischen Best-of-Parade mit Publikumsinteraktion und Kostümierung fällt scheinbar auch Solina & Friends nicht leicht: "Waren Sie schon einmal gleichzeitig in einem Sinfoniekonzert, auf einer Schlager- oder 80er Party, bei einer Jazz Session, in der Oper, im Ballett und im Kino?" heißt es im Programm. Eine Schublade für dieses Konzert gibt es wohl nicht, aber irgendwo in unserem schönen bunten Universum, zwischen Opernhaus, Bierzelt, Kinderfasching oder geriatrischem Aktivierungsnachmittag, wird es schon ein Plätzchen dafür geben.