Pfarrer Wilfried Geyer feiert in Gaustadt seinen letzten Gottesdienst

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Marion Krüger-Hundrup So mancher aus der evangelischen St.-Matthäus-Gemeinde in Gaustadt war bei dieser Nachricht überrascht: Ihr Pfarrer Wilfried Geyer geh...

Marion Krüger-Hundrup

So mancher aus der evangelischen St.-Matthäus-Gemeinde in Gaustadt war bei dieser Nachricht überrascht: Ihr Pfarrer Wilfried Geyer geht in den Ruhestand. "Nanu, ist unser Pfarrer schon so alt?", kursierte die erstaunte Frage.
Nein, ein so richtiges Rentenalter hat Pfarrer Geyer noch nicht erreicht: Er ist 60 Jahre jung. "Ich muss meine Grenzen kennen", sagt er jedoch. Es seien gesundheitliche Gründe, die ihn zu diesem Schritt bewogen hätten: "Ich habe in den letzten zehn Jahren sehr mit Krankheiten zu kämpfen gehabt und musste auch eine Herzoperation überstehen", erklärt Geyer. Die Aussicht auf mehr Ruhe, "mehr Zeit für das Gebet und die Familie" erleichtern ihm den Abschied von seiner liebgewonnenen Gemeinde. Zumal er nach dem bereits erfolgten Auszug aus dem Pfarrhaus eine Wohnung wieder in Gaustadt beziehen konnte.
Freimütig bekennt Pfarrer Geyer, dass er gern in St. Matthäus gewesen sei, mit etwa 1800 Gemeindegliedern die kleinste evangelische Gemeinde in Bamberg. Sie umfasst das Gebiet von Gaustadt, Bischberg mit Weipelsdorf und Trosdorf.
St. Matthäus - benannt nach dem Evangelisten und nach dem Zöllner Matthäus, einem der Jünger Jesu - ist trotz dieses altehrwürdigen Namens nicht von Traditionen bestimmt, sondern eine Heimat für Menschen, die neu in die Gegend gekommen sind beziehungsweise kommen: "Wir sind eine Gemeinde von Zugereisten, lebendig, aufgeschlossen und sehr musikalisch", so Pfarrer Geyer. Besonders an die vielen kirchenmusikalischen Veranstaltungen werde er gern zurückdenken: "Diese Möglichkeiten, tiefer in den Glauben eintauchen zu können, sind mir in bester Erinnerung." Schließlich ist seine Tochter Maria - eine frischgebackene Abiturientin - als Organistin mit für die guten Gedanken verantwortlich.
Dreizehn Jahre dauerte die Dienstzeit von Pfarrer Geyer in Gaustadt. Zuvor war er Gefängnisseelsorger in der JVA Ebrach, in der seine Ehefrau Dagmar auch weiterhin als Sozialarbeiterin tätig ist. "Ich kam aus dem Gefängnis in die Pfarrei!", lacht Wilfried Geyer. Und obwohl er eigentlich ein erfahrener Pfarrer gewesen sei - nach früheren Stationen in der Fränkischen Schweiz, in St. Stephan Bamberg und Ansbach - "gab es für mich fortan immer die Zeit vor und die Zeit nach JVA". Die Menschen hätten sich verändert, "und ich hatte mich auch verändert". Es sei ihm nie darum gegangen, seine eigenen Vorstellungen von Gemeindeleben umzusetzen: "Mir ging es darum, den Menschen dabei zu helfen, das zu leben, was sie selber wollten."
Hilfreich dabei war sicher
Geyers offenes Naturell, das ihn auch die besten Kontakte zu seinen katholischen Pfarrerskollegen in Gaustadt und Bischberg knüpfen ließ. Er plaudert vom monatlichen "Ökumenischen Pfarrertreff", von einem regen Gemeindeleben aller Generationen und von einem aktiven Kirchenvorstand. Und berichtet ernst, dass er die vielen Diskussionen in seiner Gemeinde über die Flüchtlingsfrage als "persönlich aufreibend empfand".
Im Rahmen des Gemeindefestes Ende Juli hat ihn Dekan Hans-Martin Lechner schon offiziell mit herzlichen Dankesworten in den Ruhestand verabschiedet. Der beginnt konkret am 1. Oktober. Seinen letzten Gottesdienst als Pfarrer von St. Matthäus feiert Wilfried Geyer am kommenden Sonntag. Bis ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin gefunden ist, übernimmt das Pfarrersehepaar Schlechtweg aus Hallstadt die Pfarramtsvertretung.
Und was fängt der Ruheständler mit der ungewohnten Freizeit an? Zum einen will Wilfried Geyer eine Ausbildung zum geistlichen Begleiter abschließen und sich künftig auch entsprechend engagieren. Zum anderen warten seine Gitarre, das Gaustadter Freibad - "ich habe eine Dauerkarte" -, sein Fahrrad für Touren in die Umgebung, und - die Gebetbücher.