Eine Leserin beklagt sich über lange Wartezeiten bei der Abholung von Reisepässen. Unsere Zeitung geht der Sache auf den Grund: Ein plötzlich aufgetretener Personalmangel hat die Stadt zu eingeschränkten Öffnungszeiten gezwungen.
Andreas Oswald
"Im Einwohnermeldeamt gelten bis auf Weiteres eingeschränkte Öffnungszeiten", dies ist auf der Homepage der Stadt zu lesen. Wenn man gerade jetzt zur Ferienzeit seinen dringend benötigten neuen Reisepass abholen will, muss man sich auf längere Wartezeiten einrichten. Davon kann eine Leserin unserer Zeitung ein Klagelied singen.
"Am vergangenen Freitag war alles voll im Einwohnermeldeamt. Obwohl nur zwei Stunden geöffnet ist, waren nur zwei Schalter besetzt - da bin ich unverrichteter Dinge wieder gegangen", ärgert sich die Forchheimerin. Sie kann nicht verstehen, dass man für relativ rasche Amtshandlungen, wie die Pass-Abholung, keinen Extra-Schalter mehr habe. So sei man gezwungen, sich in die allgemeine Warteschlange einzureihen. Pech für einen, wenn die Voranstehenden durch ein aufwendiges Beantragungsprocedere lange Bearbeitungszeiten hervorrufen. "Von Bürgerfreundlichkeit kann man da nicht sprechen", stellt unsere Leserin fest. Dieter Walda, der Leiter des Einwohnermelde- und Standesamtes, erklärt die Gründe für die eingeschränkten Öffnungszeiten: "Wir haben vor circa vier Monaten auf einen Schlag ein absolutes personelles Fiasko erlebt." Von vier Bediensteten seien innerhalb von 14 Tagen drei Kräfte ausgefallen: Eine durch interne Versetzung, eine sei in Mutterschutz gegangen und schließlich sei noch eine Kraft wegen eines Unfalles arbeitsunfähig geworden. Die Folge sei gewesen, dass sich die zuletzt eingestellte Person plötzlich alleine im Einwohnermeldeamt befunden habe. "Einen Einzigen kann man nicht für alle arbeiten lassen - da haben wir eine Fürsorgepflicht", bittet Walda um Verständnis und verweist darauf, dass die Stadt schnell reagiert habe. So seien zwei Personen neu eingestellt worden. Die durch einen Unfall ausgefallene Kraft sei inzwischen genesen und wieder arbeitsfähig - und eine zusätzliche fünfte Kraft werde zum 1. September eingestellt. In diesem Zusammenhang betont der Leiter des Einwohnermeldeamtes, dass es gar nicht so einfach sei, jemanden Passenden zu finden: "Von 80 Bewerbern erfüllen nur fünf die Voraussetzungen."
Die Personalsituation normalisiere sich wieder, erklärt Walda - allerdings hätten die eingeschränkten Öffnungszeiten im Einwohnermeldeamt noch bis zum 1. September Bestand. Man habe die Beschäftigten gebeten, sich noch Urlaub zu nehmen. Denn die Landtagswahlen werfen ihre Schatten voraus: Ab 1. September gelte wegen der beginnenden Briefwahlen eine eingeschränkte Urlaubssperre.
Drei Tage Totalschließung
Nach den Wahlen gibt es noch einmal Einschränkungen: Vom 18. bis 22. Oktober wird das Einwohnermeldeamt total geschlossen. Grund dafür seien Umbauarbeiten - entsprechend den Vorschriften der Datenschutzverordnung würden beispielsweise Glaswände zur Separierung der Schalterbereiche eingerichtet, kündigt Dieter Walda an. Darüber hinaus werde ein Aufruf-System nach Nummern installiert, wie man es aus der KfZ-Zulassung des Landratsamtes kennt.