Himmelkron — Er erzählt Geschichten ohne Worte, nur mit Tönen unterschiedlicher Intensität. Und er scheint mit der Musik zu lachen, zu weinen, zu erschrecken, innezuhalten. Seine G...
Himmelkron — Er erzählt Geschichten ohne Worte, nur mit Tönen unterschiedlicher Intensität. Und er scheint mit der Musik zu lachen, zu weinen, zu erschrecken, innezuhalten. Seine Gesichtszüge verraten die Vorstellungen, die Pavel Steidl mit der eben gespielten Musik verbindet. Oft enden musikalische Passagen in Gesten - keine affektierte Show, sondern der kleine Zauber, der die Musik ins Publikum schickt.
Mit Musik böhmischer Aristokraten bestritt Pavel Steidl den ersten Teil des Konzerts in der Himmelkroner Ritterkapelle. Obwohl sie zeitlich in die Epoche des Barock gehören, sind die Tanzstücke nicht prächtig und aufgeblasen wie bei Händel. Sie sind galant, ganz in der Vorstellung des damaligen Zeitgeistes am französischen Hof.
Steidl misst die Tanzstücke nicht in sturem Tanzmetrum, sondern pflegt Zwiegespräche der Tänzer durch ein gepflegtes Rubato, ohne sich im Irgendwo zu verlieren.
Auf einem Instrument aus dem Jahr 1821 spielte Steidl dann ein fiktives musikalisches Zwiegespräch zwischen Luigi Legnani, einem berühmten Gitarristen seiner Zeit, und dessen Zeitgenossen Niccolo Paganini, dessen legendär virtuosem (Geigen-) Spiel Steidl auf der Gitarre in nichts nachstand. Irrwitzig, welche Vielfalt an völlig unterschiedlichen Farben man einer Gitarre durch differenzierte Artikulation entlocken kann - vom basalen Grundton bis zum sphärischen Flageolett.
Pavel Steidl schreibt selbst Musik. So ein Stück mit dem Titel "Auch du gehe nach Ithaka," das mit sturem Metronom-Ticken (sofort gedämpften Staccati auf der hohen e-Saite) einsteigt, in einen Samba-anmutenden Tanzrhythmus wechselt und wieder in Metronom-Ticken zurückfällt.
Und als eine der Zugaben: seine "Lambada für Elise", ein schlitzohriges Stück, das Beethovens Albumblatt anreißt, ihm dann aber einen südamerikanischen Rhythmus verpasst, mit einem verschmitzten Seitenblick auf Paco De Lucia, Al Di Meola and John McLaughlins "Mediterranian Sun Dance".
Mit diesem Konzert ging das "Festival Mitte Europa" fast zu Ende. Vor 25 Jahren wurde die Initiative als "Mißlareuth 1990. Mitte Europa" als gemeinnütziger Verein gegründet und bietet im Raum und vor allem Grenzgebiet von Tschechien, Sachsen und Bayern Konzerte von Dizzie bis zum Oratorium, dazu Ausstellungen und organisiert persönliche Begegnungen.
klk