Der Forchheimer Lokalhistoriker Reinhold Glas gab bei einem Vortrag Einblick in seine Forschungsarbeit über die lokale Biertradition.
Als "spannend und lohnend" bezeichnete der Forchheimer Lokalhistoriker Reinhold Glas bei einer Vortragsveranstaltung des Männerkreises Don Bosco Forchheim seine zweijährige Arbeit über die Erforschung der Biertradition in Forchheim, die Geschichte der Schankstätten, Brauereien und Felsenkeller.
Seine Forschungsergebnisse, die hauptsächlich bei Besuchen im Staatsarchiv Bamberg und im Stadtarchiv Forchheim entstanden sind, werden im September in einem Buch in der Reihe "Freie Schriftenfolge" der Gesellschaft für Familienforschung in Franken mit Unterstützung des Heimatvereins Forchheim erscheinen.
Thema seines Referats im Pfarrzentrum Don Bosco, das auf ungewöhnliche Zuhörerresonanz stieß, war "Die Entstehung und Geschichte der Forchheimer Bierkeller".
Glas führte aus, dass sich seit Urzeiten die ausgedehnte Waldfläche "Bürgerwald", heute "Kellerwald", mit einem sehr alten Baumbestand im Besitz der Stadtgemeinde Forchheim befand. Sie diente den Bürgern in erster Linie zur Beschaffung von Brenn- und Bauholz, aber auch als Steinbruch. Im Jahre 1691 wird ein Bereich des Bürgerwalds, den man "im Steinbruch" nennt, von der Stadtkommune offiziell für die Anlage und Nutzung von Kellerstollen freigegeben. Im gleichen Jahr, so der Heimatforscher Glas, gehen zunächst 20 Lagerkeller in Betrieb. In der Folgezeit vermehren sich die Felsenkeller nur langsam, sodass im Jahre 1750 eine Zahl von 46 Kellern besteht, die sich bis 1852 auf die maximale Summe von 54 vermehrt.
Erst Getränke, dann Lebensmittel
Die letzten beiden Keller, die gegraben wurden, waren 1804 der Blümleins-Keller und 1807 der Neder-Keller. Die Keller, so Glas, werden von der Stadt, in ihrer Eigenschaft als Lehensherrschaft, den Bürgern als Zinslehen gegen Erbzins und Handlohn überlassen. Zunächst dienten die Keller ausschließlich als Lagerkeller für Getränke wie Bier, Most und Wein, aber auch für Lebensmittel (Garten- und Feldfrüchte, Gemüse und Fleisch).
Die Inhaber waren überwiegend örtlich-gewerbliche Büttner- und Brauer, vereinzelt auch Bäcker, Metzger oder Rotgerber. Gelegentlich treten auch Amtspersonen (Schultheiß, Kastner, Stiftsdechant) als Inhaber auf. Auch dem Franziskanerkloster Forchheim wird 1697 ein Felsenkeller zugestanden.
Die Lagerung des Bieres in den Felsenkellern war deshalb notwendig, weil in früheren Zeiten nur in der Zeit vom 29. September (Michaelis) bis 23. April (Georgi), also in der kalten Zeit, gebraut werden durfte. Die Felsenkeller ermöglichten es nun, dass auch in der warmen Zeit des Jahres Bier ausgeschenkt werden konnte. Deshalb sprach man hier vom Lager- oder Sommerbier.