spatenstich Der Abwasserzweckverband "Mittlerer Itzgrund" hätte den Umbau seiner Kläranlage auch billiger bekommen können - dann aber wäre der Beitrag zum Umweltschutz deutlich geringer ausgefallen.
von unserem Redaktionsmitglied
Berthold Köhler
Meschenbach — Martin Rauscher hat als Vorsitzender des Zweckverbandes "Mittlerer Itzgrund" tief in die Kiste mit den ganz großen Zitaten gegriffen, als gestern der symbolische Spatenstich für die Sanierung der Kläranlage stattfand. "Ein großer Schritt für den Zweckverband und ein kleiner Schritt für die Menschheit" sei das Millionenprojekt, sagte Rauscher in Anspielung auf den Mond-Pionier Neil Armstrong.
Treffend war dieser Satz allemal, denn mit 3,8 Millionen Euro gibt der Zweckverband in den Jahren 2015 und 2016 so viel aus wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Mit Sicht auf das weltweite Große und Ganze freilich sei der Umbau keine große Nummer, sagte Rauscher.
Aber er ergänzte auch: "Wir müssen etwas tun, wenn wir die Energiewende schaffen und etwas für den Umweltschutz tun wollen."
Was denn die neue Kläranlage für den Schutz der Umwelt leisten wird, erklärte Jürgen Kittner, der im Auftrag des Zweckverbandes den Umbau geplant hat. Im Mittelpunkt des neuen Betriebskonzeptes steht die Nutzung der im Klärschlamm enthaltenen Energie. Dafür bekommt die Kläranlage die nötige technische Ausstattung sowie einen 160 Kilowatt starken Gas-Motor, der im Normalbetrieb rund ein Drittel der in der Kläranlage benötigten Energie liefern soll. In "flachen Wintern", so formulierte es Kittner, dürfte die Anlage angesichts überschaubarer Minusgrade sogar in der Lage sein, die benötigte thermische Energie komplett im Alleingang zu produzieren.
Der Ausgangspunkt der "energetischen und stofflichen Optimierung" (Kittner) lag aber woanders - beim defekten und undichten
Tropfkörper. "Wir mussten Lösungen finden", sagte der Ingenieur und stellte das Projekt detailliert vor. Zwei große Bauwerke fallen besonders auf: Anstelle des maroden Tropfkörpers wird ein 20 mal 4 Meter großes Vorklärbecken entstehen, nicht weniger auffällig dürfte der sieben Meter hohe Behälter werden, in dem das Gas aus dem Faulschlamm austreten kann. Über einen 125 Kubikmeter großen Lagertank strömt das Gas dann in den Motor. Damit alle neuen Bau- und Technikteile Platz finden, wird die Kläranlage Richtung Süden (Meschenbach) erweitert. Erfreut zeigte sich Kittner darüber, dass zumindest der bauliche Teil der Kläranlagenerweiterung im Rahmen der Ausschreibung an ein heimisches Unternehmen vergeben werden konnte.
Die Firma Hofmann aus Sonnefeld, die sich in der Meschenbacher Kläranlage schon auskennt, hat den Zuschlag erhalten.
Es wäre auch billiger gegangen 3,8 Millionen Euro sind als Gesamtkosten ein dicker Brocken - darauf wies auch Martin Rauscher hin. Der Vorsitzende erzählte, dass der Zweckverband den Umbau durchaus billiger hätte umsetzen können. Dafür hätte man aber auf die eigenständige Stromgewinnung verzichten müssen. "Das wäre aber nicht wirtschaftlich gewesen", betonte Rauscher.