Gesundheit Insider stöhnen unter der Last der Bürokratie in Arztpraxen. Nicht nur bei Medizinern gibt es also einen Engpass - es braucht wohl noch ganz neue Berufe.
Der Mangel an Ärzten, vor allem an Allgemeinmedizinern, sprich Hausärzten, wird für die Region Coburg auch auf mittlere Sicht nicht zu beheben sein. Immerhin fehlen nach aktuellem Stand 23 Hausärzte in Stadt und Land. Nachwuchs ist gar nicht so leicht anzuwerben. Auch viele andere Regionen brauchen dringend neue Mediziner, geben sich viel Mühe bei der Werbung und haben einiges zu bieten. Dass auch unsere Region nicht so ganz unattraktiv ist, belegt die Tatsache, dass in letzter Zeit für einige Praxen Nachfolger gefunden werden konnten. Auch Svetlana Herold hat sich als Hausärztin niedergelassen und die Praxis des Ärzteehepaars Hollenz in Rödental übernommen.
Ihr Mann Thomas hält ihr als Praxismanager den Rücken frei. "Der bürokratische Aufwand und die Organisation nehmen inzwischen so viel Zeit in Anspruch, das können die Ärzte nicht auch noch nebenbei bewältigen", sagt er. Deswegen hält er die Stelle eines Praxismanagers für das Zukunftsmodell eines modernen Betriebs. Dass in der Praxis Herold die Patientenzahl von 1000 beim Start vor drei Jahren auf heute 2000 steigen konnte, führt er auf die organisatorische Aufteilung zurück. Inzwischen müsse aber auch in dieser Praxis vielen abgesagt werden, die einfach nicht mehr neu als Patient aufgenommen werden können.
Auch wenn der Beruf des Hausarztes durch immer mehr Bürokratie belastet wird, die Kosten für den Praxisbetrieb gerade jetzt enorm steigen, und das Einkommen dadurch belastet wird - Thomas Herold ist überzeugt, dass dieses Berufsbild noch immer für junge Mediziner interessant ist. Dass Nachfolger für Praxen gefunden werden, die aus Altersgründen frei werden, ist eine Sache. Und das muss in den kommenden Jahren noch oft geschafft werden, meint Thomas Herold. Schließlich ist ein beachtlicher Teil der zurzeit praktizierenden Hausärzte bereits um die 60 Jahre alt. Es bräuchte aber noch viel mehr Ärzte, denn mit geglückten Nachfolgeregelungen ist noch keine der 23 freien Stellen besetzt.
Und noch etwas sollte nach Thomas Herolds Ansicht bedacht werden. Nach seiner Kenntnis studieren überwiegend Frauen Medizin. Das Portal Statista gibt ihm Recht. Ziemlich genau zwei Drittel über alle Semester sind weiblich. Das Medizinstudium und die Ausbildung zum Facharzt dauern lange, wenn junge Ärztinnen dann auch noch Kinderwunsch haben, zeige sich, dass viele dann nur in Teilzeit zur Verfügung stehen.
Thomas Herold verweist auf andere Länder, in denen vieles einfacher und unkomplizierter organisiert sei als bei uns. Hier werde der EDV-Aufwand für die Kommunikation im Medizinwesen immer größer und komplizierter. "Ältere Ärzte wollen sich manches schon gar nicht mehr antun".
Werde inzwischen einiges unternommen, um Ärzte und Ärztinnen in die Region zu bringen, so sieht Thomas Herold ein anderes Personalproblem zu Unrecht im Hintergrund stehen. "Es fehlt ja auch an Medizinischen Fachangestellten. Und ohne die läuft eine Praxis auch nicht." Um dieses Berufsbild attraktiver zu machen, wäre bessere Bezahlung seiner Meinung nach ein wichtiger Schritt. Die Praxen stünden dabei auch noch in Konkurrenz zu den Krankenhäusern. Dort werde nämlich in der Regel etwas mehr bezahlt.