Seit 1. Mai hat Ebermannstadt einen neuen Notar. Der 1983 in Tettnang geborene Jurist Stefan Künkele hat die Nachfolge von Hilmar Keller angetreten, der in Ruhestand gegangen ist. Nachfolgend ein Inte...
Seit 1. Mai hat Ebermannstadt einen neuen Notar. Der 1983 in Tettnang geborene Jurist Stefan Künkele hat die Nachfolge von Hilmar Keller angetreten, der in Ruhestand gegangen ist. Nachfolgend ein Interview mit dem neuen Notar.
Was hat Sie denn nach Ebermannstadt verschlagen?
Stefan Künkele: Die Notarstelle in Ebermannstadt wurde vom Bayerischen Staatsministerium der Justiz ausgeschrieben. Ich kannte die Gegend bereits, da ich mich schon seit vielen Jahren regelmäßig mit meinen Freunden in der Fränkischen Schweiz zum Klettern treffe. Nachdem ich dann die Notarstelle besucht und meine heutigen Mitarbeiterinnen kennengelernt hatte, war für mich klar: ein Glücksfall in jeder Hinsicht - ich möchte der neue Notar von Ebermannstadt werden.
Klettern - Sie sind also sportlich?
Ich bin leidenschaftlicher Bergsteiger, Rennradfahrer und Schwimmer. Ich habe schon begonnen, meinen wunderschönen Amtsbereich mit dem Rennrad zu erkunden. Und auch den ersten Sprung in die - zugegebenermaßen recht frische - Wiesent habe ich schon gewagt.
Warum wird man als junger Mensch eigentlich Notar?
Das Schöne an diesem Beruf ist seine Vielfalt und Lebendigkeit. Der Beruf des Notars gibt mir tagtäglich die Möglichkeit, gemeinsam mit den unterschiedlichsten Menschen etwas Gutes zu bewirken - ihnen dabei zu helfen, sich zu "vertragen". Erb-, Familien- oder Immobilienangelegenheiten, Existenzgründungen oder Geschäftsübergaben - es ist schön, die Menschen hierbei zu begleiten.
Wie unterscheidet sich Ihre Tätigkeit von der eines Rechtsanwalts?
Wie auch der Rechtsanwalt berate ich die Menschen in juristischen Angelegenheiten. Die Aufgabe des Rechtsanwalts ist es, die Interessen seines Mandanten bestmöglich zu vertreten. Meine gesetzliche Aufgabe ist es, als unparteilicher und neutraler Berater die Interessen aller Beteiligten im Blick zu haben und sie zu den verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten zu beraten. Anschließend setze ich eine Vereinbarung auf und beurkunde sie notariell.
Das muss jetzt einfach gefragt werden: Man sagt ja immer, Notare verdienen ihr Geld damit, "beim Unterschreiben zuzusehen". Wie sehen Sie das?
Das liegt daran, dass die Beteiligten bei der Beurkundung nur mitbekommen, dass der Notar vorliest und unterschreibt. Zwar ist die Beurkundungsverhandlung besonders wichtig. Die Hauptarbeit des Notars geschieht jedoch "im Verborgenen" davor und danach. Die Urkunde muss vorbereitet und teilweise schwierige Rechtsfragen müssen geklärt werden. Nach der Beurkundung vollzieht der Notar die Urkunde und erledigt für die Beteiligten die erforderliche Korrespondenz.
Sie leisten also mehr als man sieht und Sie sind besonders gut ausgebildet. Wie gut denn?
Nach meinem vierjährigen Jurastudium und der ersten juristischen Staatsprüfung folgte eine zweijährige Referendarzeit, die ich mit der zweiten juristischen Staatsprüfung abgeschlossen habe. Nach meiner Tätigkeit als Rechtsanwalt bei einer internationalen Wirtschaftskanzlei in München habe ich in Toronto den Master of Laws erworben. Hiernach wurde ich vom Bayerischen Staatsministerium der Justiz in die Notar-Laufbahn übernommen. Um diese Möglichkeit zu erhalten, muss man in der zweiten juristischen Staatsprüfung unter den besten ein bis zwei Prozent der Absolventen liegen. Bevor ich schließlich zum Notar auf Lebenszeit ernannt wurde, habe ich eine fünfjährige Notarassessorenzeit absolviert. Da es im Notariat um sehr viel geht, sorgt der Gesetzgeber dafür, dass hoch qualifizierte Juristen einen sehr guten Job machen - und das flächendeckend in ganz Bayern.
Das Gespräch führte Carmen Schwind.