Die Zukunft der Medizin liegt nicht nur in der Digitalisierung, sie sollte vielmehr auch zu einer intensiveren Vernetzung von Klinken und Praxen untereinander führen, damit die Patienten optimal behandelt werden können, unterstrich der Vorsitzende des Ärztlichen Kreisverbands Kronach, Uwe Fleischmann, bei einem Ärztetag in der Kronacher Frankenwaldklinik. Diesen hatten das Tumorzentrum Oberfranken e.V., der Ärztliche Kreisverband und Dr. Peter Anhut von der Onkologischen Schwerpunktpraxis Kronach organisiert. Thema war der Umgang mit und die Vermeidung von Nebenwirkungen in der Krebsbehandlung.
Oberfranken sei in der Fläche groß, habe deshalb viele Spezialisten über die Region verteilt. Die Zukunft kleinerer Häuser könne nur darin bestehen, dass sie mit den größeren vernetzt würden und dass es einen Wissens- und Ausbildungstransfer gibt. "Medizin werden wir zunehmend nur gemeinsam machen können", stellt Fleischmann klar.
Das Tumorzentrum Oberfranken wurde 2009 als Netzwerk und Qualitätsplattform der Haus- und Fachärzte, deren Patienten und Angehörige gegründet, erinnerte Vorstandsmitglied Alexander Kiani. Ziel sei, die Qualität der Krebsversorgung zu fördern. Jeder Patient und jeder Arzt könne sich an das Tumorzentrum wenden, um eine Zweitmeinung einzuholen.
Die Chemotherapie wird auch in den nächsten Jahren noch ein Pfeiler der Krebstherapie bleiben, stellte Dr. Sebastian Dornaus aus Coburg fest. Chemotherapie habe eine ganze Reihe Nebenwirkungen, weil sie auf den ganzen Körper einwirkt - Übelkeit, Durchfall, Abnahme der weißen Blutkörperchen, Haarverlust und vieles andere. Wichtig sei, dass vor einer Chemotherapie eine Prophylaxe zur Vermeidung von Komplikationen durchgeführt wird. Prophylaxe und Therapie unerwünschter Wirkungen und Komplikationen bei einer Immuntherapie waren Thema für Prof. Dr. Alexander Kiani. Die Immuntherapie hat die Krebsbehandlung entscheidend verbessert und erweitert. Die Nebenwirkungsrate sei bei diesen Medikamenten generell niedriger als bei Chemotherapie, es könnten aber auch schwerwiegende Nebenwirkungen auftreten.
Tyrosinkinaseinhibitoren sind Hemmstoffe, die bestimmte Enzyme zielgerichtet hemmen, führte der Kronacher Onkologe Dr. Peter Anhut in seinem Vortrag aus. Diese Medikamente seien Tabletten, die von den Patienten dauerhaft über längere Zeiträume eingenommen werden können. Sie gelten auch als nebenwirkungsärmer als die klassische Chemotherapie.
Nebenwirkungen der Strahlentherapie und Möglichkeiten zur Vorbeugung zeigte Professor Dr. Ludwig Keilholz (Klinik für Strahlentherapie Bayreuth und Kulmbach) auf. Er plädierte hier für bildgeführte Strahlentherapie, weil dies für Präzision sorgt.
Was mit der Endoskopie alles in der Krebshandlung möglich ist, zeigte Professor Dr. Klaus Mönkemöller aus Kronach auf. Er präsentierte eine Vielzahl konkreter Fallbeispiele, die er weltweit gesammelt hat. Hierzu gehört das Setzen von Stents im Magen-Darm-Trakt, die Entfernung von oberflächlichen Tumoren, die Implantation von Stents in den Gallengang und die Stillung von Darmblutungen.
Utraschallscheren
Komplikationsvermeidung in der Darmkrebs-Chirurgie führte Thomas Wendrich, leitender Viszeralchirurg in Kronach, aus. Inzwischen können die Chirurgen auch schonende Werkzeuge wie Ultraschallscheren einsetzen. Dies erlaubt eine deutlich höhere Präzision.
Neueste zelltherapeutische Verfahren schilderte Privatdozentin Dr. Ruth Seggewiß-Bernhardt, Bamberg. Neben der autologen Stammzelltransplantation erläuterte sie die nun auch in Deutschland zugelassene CAR-T-Zell-Therapie. CAR-T-Zellen können ein Problem der immunologischen Krebstherapie lösen: die Bekämpfung von Tumoren, die für das Immunsystem unsichtbar sind. rg