Motto: "Brecht eine Lanze"

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Bei den Proben zum Brecht-Abend im Frankenwaldtheater (von links): Norbert Rösch, Wolfgang Martin, Oliver Teig, Saskia Porzelt, Saskia Baum, Marianne Nowack, Julian Heinz und Nicki Lang sowie (sitzend) Monika Lederer und Sabine Baum Foto: privat
Bei den Proben zum Brecht-Abend im Frankenwaldtheater (von links): Norbert Rösch, Wolfgang Martin, Oliver Teig, Saskia Porzelt, Saskia Baum, Marianne Nowack, Julian Heinz und Nicki Lang sowie (sitzend) Monika Lederer und Sabine Baum Foto: privat

Das Frankenwaldtheater Stadtsteinach zeigt eine Eigenproduktion mit Musik, Schauspiel und Klamauk.

"Brecht eine Lanze" lautet der Titel der ersten Eigenproduktion des Frankenwaldtheaters in Stadtsteinach, die am 5. Oktober um 20 Uhr zu sehen sein wird. Ein Panoptikum aus ernsthafter Literatur, Musik, etwas Kabarett, Schauspiel und Klamauk.

Auch in Stadtsteinach gibt es genügend Menschen, die im künstlerischen Bereich selbst etwas auf die Beine stellen können. Davon sind alle Beteiligten überzeugt. "Man muss es einfach wagen", sagt Wolfgang Martin, der das Theater im ehemaligen Schulhaus am Marktplatz betreibt - mit einer Bühne und Platz für 80 Zuschauer.

Vieldeutiger Titel

Der Titel ist bewusst vieldeutig. Zum einen geht es um den Dichter und Dramatiker Bertolt Brecht, der heuer 120 Jahre alt geworden wäre. Dessen "Dreigroschenoper" mit der "Moritat von Mackie Messer" ist mit der Musik von Kurt Weill ein Welthit. Und Brecht ist nach Shakespeare der am meisten gespielte Theaterautor.

Zum anderen soll eine Lanze für "Kultur mal anders als gewohnt" gebrochen werden. 300 Besucher beim böhmischen Abend der "Original fränkischen Trachtenkapelle" und beim Konzert des Chors "SANvoices" im Feuerwehrhaus seien wunderbar, sagt Wolfgang Martin. "Doch was ist mit den restlichen 2500 Stadtsteinachern?" Dass nicht alle gerade auf episches Theater von Brecht warten, sei ihm klar, "weil sie so etwas vielleicht auch gar nicht kennen". Man wolle dergleichen einfach mal anbieten. "Vielleicht wecken wir bei manchem ein neues Interesse."

Am "Brecht-Abend" gibt es Musik aus der "Dreigroschenoper", Lieder von Zarah Leander sowie Texte von Bert Brecht und Karl Valentin, denn der Dramatiker und der Clown arbeiteten in München einst zusammen. Die damalige Zeit war von verschiedenen Faktoren beeinflusst.

Parallelen zur Gegenwart

Am militärischen Zucht- und Ordnungsprinzip hielten diejenigen fest, die vom Ersten Weltkrieg noch nicht die Schnauze voll hatten. Gleichzeitig kam ein Nationalismus auf, der im Zweiten Weltkrieg mündete. Und es gab nach der Weltwirtschaftskrise eine soziale Schieflage. Parallelen zur gegenwärtigen Zeit kann man durchaus assoziieren. Und das wollen die Akteure auch - zumindest andeutungsweise - tun.

"Trotzdem machen wir auf der Bühne weder Politik noch Sozialkritik. Aber etwas Sticheln muss sein: gegen nur oberflächliche Heimattümelei, gegen Scheinheiligkeiten und Lethargie in der Provinz", so Wolfgang Martin.

"Der Mensch ist gar nicht gut, drum hau ihn auf den Hut", habe Brecht einmal geschrieben. "Wir hauen aber niemanden. Wir tätscheln nur und führen ein Panoptikum aus vielen bunten Farben vor. Im Grunde wollen wir aber unterhalten und uns selbst auf der Bühne ausprobieren. Wenn der eine oder andere zum Nachdenken angeregt wird, dann soll ihm das nicht verwehrt sein. Und das bei freiem Eintritt. Dann kann uns niemand dilettantischer Habgier bezichtigen. Spenden würden wir aber trotzdem annehmen, um niemanden zu beleidigen."

Das Ensemble besteht mit Ausnahme von Nicki Lang (Kulmbach) und Wolfram Gittel (Freie Bühne Bayreuth-Bad Berneck) nur aus Stadtsteinachern. Klaus Klaschka, der in Untersteinach aufgewachsen ist und jetzt in Presseck lebt, bezeichnet sich "im geografischen Mittelwert" ebenfalls als Stadtsteinacher.

"BSE" sorgt für den Gesang

Er zieht die musikalischen und manche textliche Fäden. Zudem organisiert er "als männliche Hilfskraft" seit Januar das Frauen-Gesangsensemble "Blues Sisters Event (BSE)" im Stadtsteinacher Musikverein. Aus diesem sind beim Brecht-Abend Marianne Nowak, Sabine Baum und Monika Lederer dabei.

Wolfgang Martin selbst ist als Mackie Messer und für weitere Songs engagiert.

Das Programm entstand im Teamwork aller Beteiligten und folgte dem Prinzip: Einer bringt eine wahnsinnig tolle Idee mit, die andern halten selbige für unmöglich - und am Ende kommt etwas ganz anderes heraus.

Musik gibt es vom "Frankenwaldsoloorchestervostanich" bestehnd aus Julian Heinz (Posaune und Euphonium), Saskia Porzelt (Waldhorn), Saskia Baum (Trompete), Oliver Teig (Altsaxophon), Norbert Rösch (Bass) und Klaus Klaschka (Keyboard). red