Ich organisiere Videoanrufe. Und die Frauen und Männer blühen richtig auf, wenn sie die Enkel sehen und hören. Das hilft ein wenig über diese Zeit der Isolation hinweg. Die flippen zum Teil richtig aus, die wollen das Handy abküssen.
Welche Auswirkungen gibt es noch?
Der Speisesaal ist komplett geschlossen, auch das Angebot der Gemeinschaft fehlt. Nicht nur bei dem alltäglichen Essen, auch bei den Angeboten, die ich mache. Letzte Woche haben wir Eier gefärbt. Jetzt nur mit zwei Leuten und mir. Die sitzen weit auseinander und wir bemalen die Eier.
Und wenn die fertig sind, kommen die Nächsten. Das große Gemeinschaftsgefühl gibt es nicht. Und es ist eben sehr aufwendig. Zusammen singen, zusammen Kreuzworträtsel machen, Quiz machen - all das fällt weg. Das was die Gruppe ausmacht, fällt weg.
Und wo und wie spielt die Musik?
Ich habe zuhause eine Kinderorgel. Die habe ich auf einen alten Einkaufswagen geschnürt. Da geht es nun von Zimmer zu Zimmer und es wird musiziert.
Wie sieht es bei Menschen mit Demenz aus?
Bei den Demenzkranken ist es tatsächlich nicht einfach. Den erklären wir tatsächlich jeden Tag, warum sie nicht raus dürfen. Warum sie im Zimmer essen müssen? Jedes Mal die Fassungslosigkeit, Enttäuschung, Unverständnis. Da braucht man schon Nerven, aber es ist eben so.
Wo finden dann noch Begegnungen statt?
Im Grunde nirgendwo. Auch im Flur dürfen maximal zwei Personen mit ausreichendem Abstand stehen.
Die Maßnahmen sind aber in Ordnung. Immerhin haben wir eine große Risikogruppe und wir haben zum Glück keine Infizierten bei uns im Haus. Wenn man da auf andere Pflegeheime schaut, sieht man ja, was passiert, wenn Corona plötzlich im Haus ist. Und wenn dann das Personal auch betroffen ist - puh, da hast Du die Scheiße echt am Hals!
Wie nehmen die Bewohner Corona und die daraus resultierenden Veränderungen wahr?
Sie verstehen es nicht. Keiner versteht, was da jetzt los ist. Sie finden es zum Teil albern, lächerlich und überzogen. Die Pfleger sind oft die Bösen aus Sicht unserer Bewohner. Weil wir die Boten sind und die Verbote machen.
Diejenigen, die noch kognitiv da sind, registrieren das Problem mit Corona schon. Aber die Auswirkungen, was außerhalb dieser Heimmauern passiert, das können sie nicht einordnen und verstehen. Sie kennen es aus dem Fernsehen, der Zeitung, dem Radio - aber es ist nur schwer vorstellbar.
Was bedeutet Corona für die Arbeit?
Wir haben viel mehr Arbeit. Die Essen werden im Zimmer serviert, es muss auch wieder abgetragen werden. Wir arbeiten mit Mundschutz, die Hygienemaßnahmen sind verstärkt worden.
Wie motiviert man sich selbst?
90 Prozent der Bewohnerinnen würden mich adoptieren oder heiraten. Das heißt, dass ich meinen Job nicht ganz falsch mache. Es ist die richtige Mischung zwischen Geduld und Humor, das ist eben mein Job.