Mit dem Orkan Kyrill stellte sich im Frankenwald ein Umdenken ein

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Der Frankenwald kommt bei Wetterkapriolen oftmals glimpflich davon. Allerdings nicht immer. Gerade die großen Sturmereignisse der vergangenen Jahre richteten auch im Landkreis Kronach teilweise erhebl...

Der Frankenwald kommt bei Wetterkapriolen oftmals glimpflich davon. Allerdings nicht immer. Gerade die großen Sturmereignisse der vergangenen Jahre richteten auch im Landkreis Kronach teilweise erhebliche Sachschäden an. Doch reicht in solchen Situationen eine "normale" Versicherung? Wir fragten den Kronacher Versicherungsfachmann Marc Bergauer (Ergo), was zu beachten ist. Wolkenbrüche, Hagel, Blitz, Hochwasser und Sturm: Gibt es Versicherungen gegen alle solchen Naturereignisse?

Bergauer: Für Schäden, die durch solche Ereignisse am Haus entstehen, ist die Gebäudeversicherung zuständig. Sofern das Inventar ebenfalls beschädigt wird, benötigt man als Absicherung eine Hausratversicherung.

Rentiert es sich, alle Eventualitäten in die Versicherung zu packen? Oder ist für manche Fälle der (Kosten-)Aufwand größer als der Nutzen?

Bergauer: Man kann diese Frage nicht pauschal beantworten. Empfehlen werde ich es immer. Letztendlich muss aber der Kunde entscheiden. Ich möchte nicht von "rentieren" sprechen. Eine Immobilie ist die Existenzgrundlage schlechthin. Die Gebäude- beziehungsweise Hausratversicherung bezahlt bei einem Schaden den Neuwert. Von welchen Summen wir da teilweise sprechen, brauche ich nicht weiter im Detail aufzuführen. Für einige Kunden muss sich eine Versicherung auszahlen. Das heißt, die Leistungen der Versicherung sollen höher sein als die eingezahlte Prämie. Aber wer braucht schon einen größeren Gebäude- oder Hausratschaden? Vielmehr sollten alle froh sein, wenn noch kein solches Ereignis eingetreten ist.

Wenn wir von einem Durchschnitts-Einfamilienhaus in der Kronacher Region sprechen, und der Kunde möchte eine bedarfsgerechte Absicherung haben, kommen schnell um die 400 bis 500 Euro an Jahresbeitrag zustande. Freilich zucken die Kunden an der einen oder anderen Stelle, weil es ja "nur" das Haus ist. Über eine Vollkaskoversicherung für ein neuwertiges Fahrzeug wird jedoch nicht groß diskutiert, obwohl das finanzielle Risiko bei einer Immobilie um ein Vielfaches größer ist.

Was ist in den "normalen" Versicherungen schon "eingepackt", was bedarf einer speziellen Zusatzversicherung?

In der Gebäudeversicherung sollte man wenigstens die Gefahren Feuer, Leitungswasser sowie Sturm/Hagel absichern. Die weitere Elementardeckung - zum Beispiel Hochwasser- und Rückstauschäden - ist natürlich auch immer davon abhängig, in welchem Gebiet eine Immobilie steht. Jedoch ist niemand vor diesen Schäden gefeit. Ich muss nicht unbedingt neben einem Fluss wohnen!

Wie groß ist in der heimischen Region die Nachfrage nach Versicherungen gegen Sturm und Hochwasser? Ist da ein Anstieg wegen der Unwetter der vergangenen Jahre zu spüren?

Ich habe 2004 als selbstständiger Versicherungsvermittler in Kronach angefangen. In den ersten Jahren war es äußerst schwierig, dem Kunden diese Risiken aufzuzeigen. Ab Januar 2007 änderte sich diese Situation allerdings gewaltig. Seit dem Orkan Kyrill gehen die Kunden äußerst sensibel mit diesem Thema um. Die Nachfrage stieg ab diesem Zeitpunkt gewaltig. Das hat sich bis dato nicht verändert, ganz im Gegenteil.

Was darf man als Versicherter erwarten, und wo endet der Versicherungsschutz bei einem Sturm?

Von einem Sturm sprechen wir ab Windstärke 8 (= 62 bis 74 km/h). Damit eine Sturmversicherung greift, muss diese Geschwindigkeit erreicht werden.

Ein Irrglaube ist, dass der Nachbar meinen Gebäudeschaden bezahlen muss, wenn sein großer Baum auf mein Hausdach fällt. Es gibt sicherlich Ausnahmen, aber das sind wirklich Einzelfälle. Deshalb immer selbst Vorsorge treffen! Bei Hochwasserschäden sollten die Kunden aufpassen, ob der Versicherer eine Rückstauklappe oder ein Rückstauventil verlangt. Viele haben zwar die weitere Elementardeckung versichert, jedoch keine solche Vorrichtung.

Hat es in der jüngeren Vergangenheit im Kreis vermehrt Fälle gegeben, in denen Ihre Versicherung Sturmschäden begleichen musste?

Das letzte größere Sturmereignis war dieses Jahr im Februar, als "Sabine" wütete. Ich kann mich seit 2007 nicht erinnern, überhaupt einmal keinen Sturmschaden in einem Jahr reguliert zu haben. Was man natürlich in diesem Zusammenhang erwähnen muss, ist, dass wir im Kreis Kronach meist glimpflich davonkamen. Aber was die Zukunft bringt, weiß keiner. Die Fragen stellte Marco Meißner