Kultur Die Theatergruppe Ebelsbach führte ihre neue Komödie auf. "Bleib cool Mama" zeigt die verzweifelten Versuche, den Familienfrieden zu wahren - sehr zu Freude der vielen Besucher.
von unserem Mitarbeiter Ralf Naumann
Ebelsbach — Was will man bei solch einem schrägen Typen noch sagen? Da fehlen einem doch fast die Worte. Nicht aber Mathilde Hübner, die schon einen roten Kopf bekam, als sie nur seinen Namen hörte. "Jetzt fang mir nur nicht mit diesem verhauten Nichtsnutz an. Schlimm genug, dass sich mein Tildchen mit dem herumtreiben tut. Aber das treibe ich ihr schon noch aus."
Dass sich nach der in perfektem sächsisch-hochdeutsch gesprochenen "Kampfansage" von Mathilde (Christine Brauer) im Ebelsbacher Bürgersaal ein Lachkonzert ausbreitete, ist derweil nicht verwunderlich. Immerhin verbirgt sich hinter dem "Typen" und "Nichtsnutz" Heiko Braunreuther, der im aktuellen Stück der Theatergruppe Ebelsbach, "Bleib cool Mama", einem Dreiakter von Ulla Kling, den sehr gewöhnungsbedürftigen "Bimbo" nicht nur spielt, sondern ihn sozusagen authentisch lebt: in erster Linie gemütlich sowie ohne
echten Plan. Und weil "Bimbo", der angeblich sechs Semester Sprachen studiert hat und für den alles "na logo" ist, den an sich wohlerzogenen Sohn der Familie Bröselmeier, Karl, genannt "Charly" (Rene Lämmerzahl), mit auf die vermeintlich schiefe Bahn zu führen droht, ist auch dessen Mutter Berta (Ronda Flemming) sprichwörtlich auf Hundertachtzig.
Kurz vor einer Explosion steht Nachbarin Mathilde Hübner übrigens deshalb, weil sich ihr scheinbar so naives und wohl behütetes Töchterchen Tildchen (Regina Lang) mit "Bimbo" eingelassen hat. Was für eine verzwickte Situation, die zudem zu eskalieren droht, weil "Charly" gegen den Willen seiner Mutter Berta (Ronda Flemming) von seinem Vater Max Bröselmeier (Rudi Klos) aus dem Haus geschmissen wird.
Als er zurückkommt, um seine vergessene Zahnbürste zu holen, lernt er die bildhübsche Sabine "Bienchen" Semmler (Lisa Baumgartl) kennen, die gerade mit ihrer Mutter Erika (Andrea Schmitt) zu Besuch bei den Bröselmeiers ist. Bröselmeier junior ist schwer beeindruckt. Immerhin will Familienoberhaupt Bröselmeier senior mit einem genialen Einfall den Familienfrieden wieder herstellen und das Problem lösen ...
In Höchstform Bei den ersten beiden Vorstellungen blieb am Wochenende kein Auge trocken. Die Ebelsbacher Laienschauspieler, die anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Theatergruppe nach dem Krimi "Mord im Pfarrhaus" im Frühjahr nun ein Lustspiel auf die Bühne bringen, welches sie bereits 1989 zum Besten gaben, liefen wieder zur Höchstform auf.
Darunter tritt Christine Brauer, die mittlerweile nicht mehr aus dem Ensemble wegzudenken ist, in der Rolle der tratschenden Nachbarin Mathilde Hübner auf.
Seit 15 Jahren nun ist die 57-jährige Hallenserin Mitglied bei der Theatergruppe. Zwar bevorzugt Christine Brauer lustige Stücke, doch auch bei der Parabel "Der gute Mensch von Sezuan" von Berthold Brecht (2001) oder dem Krimi "Mord im Pfarrhaus (2014) stellte sie ihr Können unter Beweis. "Das hat mir auch sehr gut gefallen", betont sie.
Und wie ist die aktuelle Rolle? "Gar nicht schwer", meint die gelernte Sekretärin und fügt hinzu: "Ich habe eigentlich keine Probleme mit dem Lernen von Texten. Das geht eigentlich immer recht schnell." Dabei bindet sie Haushaltsaufgaben oftmals mit ein: "Ich lerne beim Bügeln oder beim Kochen und schleppe das Textbuch quasi immer von A nach B", grinst Christine Brauer.
Anfängliche Selbstzweifel ("das schaffe ich im Leben nicht") seien schnell wieder verschwunden. "Bisher habe ich es immer hingekriegt."
Dass die gebürtige Sächsin, die seit 1990 in Ebelsbach lebt, einmal Theater spielt, hielt sie früher "für unmöglich." Und in der Theatergruppe ist sie vor 15 Jahren "durch einem dummen Zufall" gelandet. "Ich sollte für eine ausgefallene Kollegin bei einer Leseprobe mitmachen und habe dann zu mir gesagt: Das kannst du nicht." "Du kannst das sehr wohl", rechnete sie jedoch nicht mit der Hartnäckigkeit des damaligen Hauptdarstellers Rudi Klos, der sie zum Bleiben überredete. "Heute bin ich darüber natürlich sehr dankbar, weil mir Theaterspielen unheimlich viel Spaß macht." An ein Aufhören denkt sie aufgrund der unzähligen Proben, die natürlich mit viel zeitlichem Aufwand verbunden sind, spätestens nach dem letzten Vorhang zwar immer.
Doch nach ein paar Monaten kribbelt es schon wieder. Ein Ende ihrer Bühnenkarriere ist demnach "eigentlich nicht fest geplant. Solange es Spaß macht, werde ich wohl weitermachen. Dankbar ist Christine Brauer unterdessen auch, in Ebelsbach eine neue Heimat gefunden zu haben. "Zurück würde ich nicht mehr gehen." Sie fühlt sich hier pudelwohl.