Mini-Löhne besonders im Gastgewerbe

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40 Stunden die Woche arbeiten - und trotzdem reicht's am Monatsende nicht: Im Landkreis Kulmbach arbeiten rund 3200 Vollzeit-Beschäftigte zum Niedriglohn. Damit liegt jeder sechste Arbeitnehmer (17,8 ...

40 Stunden die Woche arbeiten - und trotzdem reicht's am Monatsende nicht: Im Landkreis Kulmbach arbeiten rund 3200 Vollzeit-Beschäftigte zum Niedriglohn. Damit liegt jeder sechste Arbeitnehmer (17,8 Prozent) trotz voller Stundenzahl unter der amtlichen Niedriglohnschwelle von aktuell 2203 Euro brutto im Monat. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit.

Die NGG Oberfranken beruft sich dabei auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Geschäftsführer Michael Grundl spricht von einem "Alarmsignal". Tausende Menschen hätten trotz langer Arbeitstage enorme Probleme, finanziell über die Runden zu kommen. "In Metzgereien, Bäckereien, Fastfood-Betrieben, Restaurants und Hotels ist der Anteil von Niedriglohn-Beschäftigten dabei besonders hoch. Hier müssen die Firmen endlich deutlich höhere Löhne zahlen", fordert Grundl.

Schwindende Tarifbindung

Nach Angaben der Arbeitsagentur liegen bundesweit 53 Prozent aller Vollzeit-Beschäftigten im Lebensmittel- und Gastgewerbe unter der Niedriglohngrenze. Eine Hauptursache für diesen Zustand ist nach Einschätzung der Gewerkschaft NGG die schwindende Tarifbindung: "Auch im Kreis Kulmbach zahlen immer weniger Hoteliers und Gastronomen nach Tarif. Statt mit dem Tariflohn von 13,34 Euro pro Stunde geht ein gelernter Koch dann nur mit dem Mindestlohn von 9,19 Euro nach Hause. Wie soll man damit eine Familie durchbringen?", kritisiert Grundl.

Um diesen Trend zu stoppen, müssten sich Firmen, die Mitglied im Arbeitgeberverband sind, an die mit der Gewerkschaft ausgehandelten Tarifverträge halten und "armutsfeste" Löhne zahlen. "Außerdem muss es noch mehr Tarifverträge geben, zu denen ganze Branchen durch die Politik verpflichtet werden - gerade da, wo der Niedriglohnsektor wuchert", sagt Grundl.

Das durchschnittliche Vollzeit-Einkommen liegt im Kreis Kulmbach laut Arbeitsagentur bei 3037 Euro brutto im Monat. Im Bundesschnitt sind es 3304 Euro. red