92.865 Beschäftigte in Unterfranken profitieren vom höheren Mindestlohn. Das hat der Deutsche Gewerkschaftsbund in Unterfranken ermittelt. Für DGB Regionsgeschäftsführer Frank Firsching ein Erfolg der Gewerkschaften: "In Unterfranken kommt der höhere Mindestlohn 92.865 Beschäftigten zugute. Wir haben jahrelang hartnäckig für die Erhöhung des Mindestlohns auf zwölf Euro je Stunde gestritten. Die Einführung ist gerade jetzt überaus wichtig, da durch die hohe Inflation die Kaufkraft schwindet."

Im Vergleich zu 2021 steigt der gesetzliche Mindestlohn von 9,60 Euro über zwei Zwischenschritte auf 10,45 Euro zum Juli 2022 und nun zum 1. Oktober auf 12 Euro und damit um 25 Prozent innerhalb eines Jahres.

92.865 Beschäftigte sind in Unterfranken 15,4 Prozent der 602.877 anspruchsberechtigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Damit liegt Unterfranken über dem bayerischen Wert von 14,7 Prozent. In Unterfranken arbeiten im Landkreis Main-Spessart sowie in den Städten Würzburg und Schweinfurt prozentual die wenigsten Menschen für einen Mindestlohn (zwischen 12 und 13 Prozent). Dagegen sind im Landkreis Aschaffenburg mehr als 20 Prozent der Beschäftigten auf den Mindestlohn angewiesen, es folgen die Stadt Aschaffenburg mit 17,8 Prozent und der Landkreis Bad Kissingen mit 17,1 Prozent.

"Der neue Mindestlohn hilft vor allem Frauen und Mini- Jobbern in den Branchen Gastgewerbe, bei Lieferdiensten, im Einzelhandel oder bei privaten Dienstleistern", so Firsching. Dort seien Tarifverträge zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern selten. Die Folgen seien niedrige Löhne, längere Arbeitszeiten und schlechtere Arbeitsbedingungen. Firsching: "Der gesetzliche Mindestlohn ist ein Notbehelf um Armutslöhne zu verhindern. Bessere Löhne gibt es über Tarifverträge mit Gewerkschaften."

Quer durch alle Branchen erhalten jedoch nach wie vor viele den gesetzlichen Mindestlohn trotz Anspruchs nicht, so der DGB. Der DGB Bayern fordert deshalb mehr Kontrollen. "Die Bundesregierung muss die zuständige Behörde Finanzkontrolle Schwarzarbeit personell deutlich stärken. Mindestlohnbetrügereien sind keine Kavaliersdelikte, sondern müssen geahndet werden. Das geht nicht ohne effektive Kontrollen und Sanktionen", sagt Stiedl.

Trotz der Mindestlohnanhebung weist der DGB Bayern mit Nachdruck auf die Sorgen vieler Menschen hin. "Auch mit Mindestlohn ist eine echte Teilhabe am kulturellen und gesellschaftlichen Leben nicht möglich.

Schlimmer noch: Viele machen sich aktuell ernsthafte Sorgen, was im Herbst und Winter auf sie zukommt. Die gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise kann auch der neue Mindestlohn nicht auffangen. Die Bundesregierung muss jetzt schnellstens eine Energiepreispauschale und einen Energiepreisdeckel beschließen. Um das zu finanzieren, muss der Gesetzgeber die Übergewinne der großen Energie- und Mineralölkonzerne abschöpfen", so Stiedl abschließend. red