Gleichzeitig findet bei den jungen Leuten ein Paradigmenwechsel in diese Richtung statt: Lebensqualität, Freizeit, Familie, Freunde bekommen einen höheren Stellenwert als Karriere, Status, dicke Autos.
Überhaupt, so Weisenberger, bietet die Digitalisierung dem ländlichen Raum große Möglichkeiten, die Defizite gegenüber den städtischen Regionen auszugleichen. Dies könne aber nur gelingen, wenn sich alle wichtigen Akteure zusammenschließen. Dabei müssten die Bürger einbezogen und begeistert werden.
Ein zweites Zentrum?
Von selbst passiere jedoch nichts. "Unser Vorgehen ist immer umsetzungsorientiert", sagt Weisenberger. "Dazu braucht es Konzepte oder zur Sicherheit auch Machbarkeitsuntersuchungen bis hin zu Wirtschaftlichkeitsanalysen, integrierte Entwicklungskonzepte, auf die wir aufbauen können." An der Erstellung eines solchen Konzepts - kurz Isek genannt - für die Stadt Stadtsteinach sei sein Büro derzeit beteiligt.
Dabei geht es im augenblicklichen Stadium um eine Bestandsaufnahme, "eine erste Bürgerbeteiligung fand bereits statt". Die Stadt habe Potenziale, die ausgebaut werden müssen. Und möglicherweise sei es noch nicht aufgefallen: In Stadtsteinach hat sich so etwas wie ein zweites Zentrum gebildet.
Man sollte sich nicht auf den Marktplatz oben auf dem Hügel als Zentrum versteifen, wo eher Verwaltung, Gastronomie und Kultur im weitesten Sinn angesiedelt seien. "Als ich kürzlich unter der Woche dort war, war allerdings alles geschlossen,” grübelt Weisenberger.
Weitere Stichworte fallen ihm beim gedanklichen Überfliegen der Stadt aus anderen Projekten ein: "Mobiler und digitaler Bauernmarkt", überhaupt sollte man sich im Einzelhandel nicht über mangelnden Umsatz beklagen. Online-Handel sei nicht nur ein Geschäftsmodell für große Internetportale. Hier könnten sich auch kleinere Geschäfte vernetzen und zusammentun.
Nicht ganz zielführend hält Weisenberger auch die oft vorherrschende Ansicht in den Verwaltungen, dass man sich in den freien Handel und Wettbewerb gar nicht einmischen könne oder dürfe: "Die erreichbare Grundversorgung der Bevölkerung ist eine vornehmliche Aufgabe der Verwaltung." Und wenn die Kalkulation im einen und anderen Bereich zu knapp ist, dann wäre es durchaus legitim, wenn die Kommune einen Teil der fixen Kosten übernimmt - "nur so als Beispiel".