Der Faschingssonntag hieß an der Fränkischen Linie „Herrenfasnacht“. Der „Herr“ bezog sich auf die Geistlichen, für sie begann die Fastenzeit mit dem Ende des Sonntags. Es war der letzte Sonntag vor Ostern, an dem die Pfarrersköchin noch einmal groß auftischen durf-te. Draußen im Lande aber gab es auf allen Dörfern mit Wirtshaus und Tanzboden den „Fastnachtssonntagstanz“ , der sich oft bis in den Rosenmontag hinein dauerte. Der Rosenmontag wurde im Obermainischen Bruchschollenland auch „Fressmontag“ genannt. Dabei ließ es sich keine Bäuerin nachsagen, dass sie nicht gut aufgetischt hätte, denn wenn an diesem Tag an Essen gespart wurde, würde es das ganze Jahr über „hungrig“ aussehen. Den „Ehrentitel“, eine „Hungrige“ zu sein, ließ man sich aber an Fastnacht nicht gerne anhängen, denn man müsste sich „der Sünde fürchten“. Es gab Küchla und „echten“ Kaffee früh und am Nachmittag Schmalzgebackenes, fettes frisches Fleisch und Klößgerichte an Mittag und Abend.
Am Rennsteig durfte man am Rosenmontag und Fastnachtsdienstag auf keinen Fall Wasser trinken, weil man sonst im Frühjahr und Sommer von Fliegen und Schnaken gebissen wird. Man glaubte auch, dass derjenige, der an diesen beiden Tagen Wasser trinkt, das ganze Jahr Durst hat. Wer aber Würste und Brezen isst und viel Bier und Schnaps trinkt, der soll das ganze Jahr genug davon haben und gesund bleiben. Außerdem galt die Vorstellung, „wer schon vor Mitternacht vom Wirtshaus heimgeht, in der Fastnachtsfrühe nicht g’sund aufsteht“.
Mit der G’sundheit hat es schon immer so seine „Muggn“. Deshalb führt eine kurze Stippvisite vom Frankenwald in die Frankenmetropole Nürnberg, wo der Hauptsitz des Fastnachtsspiels ist. Dort hält gerade der Großmeister des Fastnachtsspiels Hans Sachs (1494-1576) dem Bürgertum den Narrenspiegel vor die Nase. Beim „Narrenschneiden“, einer öffentlich inszenierten Operation, heilt der Doktor seinen Patienten in der Weise, dass er ihm einen versteinerten Narren nach dem anderen aus dem Kopf schneidet; sie repräsentieren Gier, Neid, Hochmut, Egoismus, Geiz, Unzucht, Völlerei, Streitsucht und Faulheit. Am Ende gibt der Arzt dem Publikum den guten Rat: Solch eine Prozedur ließe sich vermeiden, wenn Vernunft der Meister der Menschen wäre.
Es folgte die Osterbelustigung
„Auf die Fastnacht folgt die Fast“, sagt ein altes Sprichwort. In den südlichen Gefilden des Landkreises, Hain und Schneckenlohe, war nach der „Fast“ das fröhliche Tun und Treiben noch keineswegs beendet, sondern begann als sogenannte Osterbelustigung von neuem. Da dies im Volke fest und tief verwurzelt war, lehnte sich die mittelalterliche Kirche auch nicht dagegen auf. Es gab Priester, die dem Volk sehr entgegenkamen und einem Spaß nicht abgeneigt waren.
Darüber wird folgendes erzählt: „Nachdem man sechs Wochen geduldig gefastet hatte, brach die Lust von neuem los. Ja, am Osterfest ging die Ausgelassenheit soweit, dass mancher Geistliche, um das „Ostergelächter“ bei der Kirchengemeinde wieder in Schwung zu bringen, auf der Kanzel den Kuckucksruf nachahmte und zur großen Freude der Kirchenbesucher statt der einschläfernden Predigt lustige Gschichtla und Gedichtla vortrug“. Leider sind diese Zeiten passé und der Kirche und ihren Schäflein ist inzwischen vielerorts das Lachen vergangen.