Kronach — Skrupellose Ausbeutung Schwacher, Löhne jenseits des Existenzminiums und unwürdige Arbeitsbedingungen, bei der sogar Todesopfer in...
Kronach — Skrupellose Ausbeutung Schwacher, Löhne jenseits des Existenzminiums und unwürdige Arbeitsbedingungen , bei der sogar Todesopfer in Kauf genommen werden – in scharfen Worten prangerte der Journalist und Sachbuchautor Frank Herrmann die Geldgier und den Wachstumswahn großer Bekleidungs-Unternehmen, einhergehend mit einer ungeheuren ökologischen Belastung, an.
Mit seinem Vortrag „Ultra Fast Fashion“ – Schluss mit der Wegwerfmode folgte er einer Einladung des Kronacher Steuerkreises des Trägervereins zur Förderung des Fairen Handels, der sich mit einer vielseitigen Veranstaltungsreihe an der „Fairen Woche“ beteiligt. Sie nimmt unter dem Motto „Fair steht Dir“ in diesem Jahr insbesondere die Schattenseiten der Textilproduktion in den Blick.
„Früher gab es nur zwei Kollektionen pro Jahr. Heute wirft die Modebranche in immer kürzeren Abständen neue Billigkleidung auf den Markt und nutzt inzwischen verstärkt die Sozialen Nerzwerke als Vertriebskanal“, erläuterte Frank Herrmann den Neuntklässlern des Kaspar-Zeuß-Gymnasiums im Kreiskulturraum .
„Für den Ultra-Fast-Fashion-Kaufrausch zahlt unser Planet einen hohen Preis“, so der Journalist, dass die daraus resultierende CO2-Belastung mittlerweile unvorstellbare Höhen erreiche. So verursache die Textilindustrie bis zu 1,7 Milliarden Tonnen CO2 jährlich, mehr als der gesamte Flug- und Schiffsverkehr zusammen.
2020 wurden 200 Milliarden Kleidungsstücke produziert, doppelt so viel wie 2014. Verkauft wurden „lediglich“ 160 Milliarden. Der Rest werde größtenteils vernichtet. Auch der Kunde trage, so der Journalist, mit vielen Paket-Rücksendungen beim Online-Shopping zur schlechten Klimabilanz bei. 2021 seien schätzungsweise 17 Millionen retournierte Artikel entsorgt worden. „Es wird Neuware produziert, die die Umwelt extrem belastet und dafür Menschen ausbeutet, damit sie letztlich verbrannt wird“, prangerte er an. Doch selbst, wenn die Ware verkauft werde: Die Freude über das neue Lieblingsteil halte oft nicht lange an. Von den etwa fünf Milliarden Kleidungsstücken in deutschen Kleiderschränken werde nur rund ein Drittel von ihren Besitzern im Alter von 18 bis 69 Jahren regelmäßig getragen. Im Durchschnitt kaufe eine Person 60 Prozent mehr Kleidungsstücke pro Jahr und behalte sie etwa halb so lange wie noch vor 15 Jahren. Unter der Herstellung unserer „Billig“-Klamotten leide aber nicht nur die Umwelt, sondern vor allem auch in der Textilbranche tätige Näherinnen und Näher. „Produziert wird dort, wo es billig ist“, so der Entwicklungsexperte, der 20 Jahre lang in Südamerika lebte und die Armut über einen langen Zeitraum beobachten konnte.
Während der Mindestlohn in Deutschland 12 Euro beträgt, erhalten dort die Beschäftigten nur 51 Cent; also pro Tag nur rund 4 Euro. Am meisten an einem Kleidungsstück verdiene der Handel mit 50 Prozent; stolze 25 Prozent mache dieMarkenwerbung aus. Die Fabrikkosten betragen 13, der Transport und die Steuern je fünf Prozent. Die Lohnkosten machten lediglich rund ein Prozent aus.