klavierKonzert Mit ihrer Klangkunst begeisterte Barbara Scherbel das Publikum im Kreiskulturraum.
Ein Flügel, eine Pianistin und ein sehr anspruchsvolles Programm. Mehr brauchte es nicht, um die Besucher im Kreiskulturraum in die Nacht der romantischen Klaviermusik eintauchen zu lassen.
Den Auftakt bildete die Klaviersonate Nr. 14 op. 27 Nr. 2 in cis-Moll von Ludwig van Beethoven . Beginnend mit einem Adagio, dem ein lebhafteres Allegretto mit Trio folgte, worauf sich ein schnelles, hochdramatisches Finale anschloss. Mit Johannes Brahms Intermezzi op. 117 folgte dann der zweite Akt des Abends. Den drei dargebotenen Stücken lag eine introvertierte und nachdenkliche Stimmung zugrunde. Dem ersten Intermezzo waren als Motto die Anfangszeilen eines von Johann Gottfried Herder veröffentlichten schottischen Wiegenlieds vorangestellt, gelegentlich wurden alle drei Stücke von Brahms auch als „Wiegenlieder meiner Schmerzen“ bezeichnet. Auch Maurice Ravel war mit „Gaspard de la nuit“ in einem wundervollen Vortrag zu genießen. Zu hören war mit „Ondine“ der erste Satz. Wie in der impressionistischen Musik typisch, hatte Gaspard de la nuit zwar keine feste Tonart und keinen Leitton, wirkte aber durch die Dominanz von Moll-Akkorden bzw. -Arpeggios sowie dissonanten Intervallen düster und diffus, teils melancholisch. Keine leichte Kost also, aber fulminant dargeboten.
Mit Bravour von Stück zu Stück
Nach der Pause war mit Frédéric Chopins „Nocturnes“ wohl das Lieblingsstück des Kronacher Publikums an der Reihe. Als eines der bekannteren Nocturnes besitzt dieses Stück eine rhythmische Freiheit, die Chopins späteres Werk prägte.
Schließlich folgte mit Claude Debussys „Images II“ bereits das zunächst letzte Stück des Konzertabends . Mit dem Stück „Et la lune descend sur le temple qui fut“ (Und der Mond senkt sich über den vergangenen Tempel) in e-Moll greift Debussy ein Motiv seines Freundes Louis Laloy auf, einem Kritiker und Musikschriftsteller. Er geht über die romantisch-schwärmerische Vorlage hinaus und dringt in Bereiche räumlichen und zeitlichen Fernwehs vor, indem die Ruine zum beschworenen Symbol einer großen Vergangenheit wird.
Barbara Scherbel hatte alles im Griff, daran ist kein Zweifel, was auch in den vertrackten Etüden hörbar wurde, die sich Claude Debussy ausgedacht hat. Sie wurden hier zu schillernden Klangereignissen, die auch deshalb fesselten, weil Scherbel hier völlig unprätentiös ihre Differenzierungskunst demonstrierte. Nach langem Applaus kehrte die gebürtige Kronacherin nochmals an den Flügel zurück und verabschiedete ihr Publikum mit einer Zugabe. Das letzte Konzert für die Saison 2021/22 des Kronacher VHS-Musikrings fand mit Scherbel einen mehr als würdigen Abschluss und machte bereits Lust auf die neue Spielsaison. red