Krimi-Dinner servierte Gift-Mord im Schokoladenimperium

2 Min

Im Schokoladenimperium derer von Reevenstein hängt der Haussegen schief. Und zwar ordentlich. Der Patriarch Fritz liegt nach einem zweiten Herzinfarkt im St...

Im Schokoladenimperium derer von Reevenstein hängt der Haussegen schief. Und zwar ordentlich. Der Patriarch Fritz liegt nach einem zweiten Herzinfarkt im Sterben. Sohn Moritz hat mit Arbeit ungefähr so viel gemeinsam wie ein Huhn mit Eislaufen - nichts. Töchterchen Marlene ist darauf versessen, sich die Macht über den Konzern, am besten mit Cousin Johann, zu sichern, wäre da nicht das enterbte Luder-Schwesterchen Mira, dem das so gar nicht passt. Noch vor dem Ableben des greisen Firmenlenkers entbrennt ein heftiger Nachfolgestreit, und auf einer eilig einberufenen Aktionärsversammlung wird klar, dass die Reevensteins nicht annähernd so fein und süß sind wie ihre Schokolade.
Das Publikum spielt diesmal die Aktionäre in der Erfolgsreihe des Dinner-Krimis. Das Ensemble des Theater auf Tour GmbH Darmstadt gastiert wieder einmal im stilvoll ausgekleideten Festsaal im Kurhotel an der Obermain-Therme. Mittlerweile eine lieb gewordene Tradition.
Diesmal sind die Schauspieler mit der Kriminalkomödie "Mord au Chocolat" angereist, und natürlich kommt es, wie es kommen muss: Sohn Moritz wird auf dieser Aktionärsversammlung mit einer Giftpraline dahingemeuchelt. Und dem Publikum gilt es nun, zwischen geräucherter Entenbrust an Rapunzelsalat und geschmorter Hirschkeule, den Übeltäter ausfindig zu machen. Ein Mordsspaß, im wahrsten Sinne des Wortes. 180 Spielorte, 25 davon in Bayern (im oberfränkischen Raum nur Ahorn bei Coburg, Burg Rabenstein im Ahorntal und eben Bad Staffelstein), besuchen die Schauspieler des Ensembles um die Dinner-Krimis. Das Ganze ist mittlerweile zu einer bundesweiten Erfolgsgeschichte geworden, die nach einem, sich immer wiederholenden Muster gestrickt ist: Zwischen einem Vier-Gänge-Menü werden Kriminalfälle gelöst und das Publikum zwischen den einzelnen Gängen dabei kräftig mit eingebunden.


Rappelvoll war's

Die Schauspieler agieren auf keiner Bühne, sondern bewegen sich frei zwischen den Gästen und spulen ihre Rollen ab. 120 Besucher hatten sich diesmal in den Festsaal des Kurhotels an der Obermain-Therme eingefunden, rappelvoll war's. "Wir hätten auch keinen Platz mehr verkaufen können", erklärt eine Mitarbeiterin des Hotels. Und fünf Köche in der Küche und sechs Servicekräfte im Saal haben dann alle Hände voll zu tun, die hungrigen und durstigen Münder zu versorgen. Allein dafür gilt es schon Hochachtung zu zollen. Hochachtung aber auch vor dem Schauspiel-Ensemble, das eine mehr als gelungene Leistung in den Saal stellt.
Der Spannungsbogen ist geschickt aufgebaut und findet immer wieder neue, überraschende Aspekte. Erst taucht der verlorene Sohn Mortiz von Reevenstein (Hans Peter Gastinger) wieder auf, dann die verstoßene Schwester (Ute Büttner), dann das Faktotum der Familie, Otto Thate (der Mordbube, wie sich am Ende herausstellen wird). Cousin Johann (Thilo Richter) und das machtbesessene Töchterlein Marlene (Claudia Brunnert) bilden die Klammer der Inszenierung, und das Publikum amüsiert sich von Anfang an wie Bolle. Man steht auf, erhebt sich, singt gemeinsam mit den Schauspielern die Familienhymne auf der Aktionärsversammlung und wird so der professionellen Schauspieler Konterpart.


Das Publikum macht mit

Und hier trifft man dann auch auf das Faszinierende, das Witzige, das Mitreißende dieses Dinner-Krimi-Abends: Die Geschichte nimmt immer dann Fahrt auf, wenn das Publikum eingebunden wird, wenn improvisiert wird. Am Ende Riesengelächter und gute Stimmung. Der Abend hat sich gelohnt.
Der nächste Dinner-Krimi findet am Freitag, 20. Januar, um 19.30 Uhr statt. Dann steht im Kurhotel das Stück "Bei Verlobung Mord" auf dem Programmzettel.