Karla Fohrbeck ist überzeugt davon, dass es etwas Großes und Nachhaltiges für Waischenfeld wird. Die Rede ist von einem immer wiederkehrenden und im deutsch...
Karla Fohrbeck ist überzeugt davon, dass es etwas Großes und Nachhaltiges für
Waischenfeld wird. Die Rede ist von einem immer wiederkehrenden und im deutschsprachigem Raum einmaligen und bedeutendem Literaturfestival in Erinnerung an die letzte Tagung deutscher Schriftsteller der "Gruppe 47" vor 50 Jahren in der Pulvermühle bei Waischenfeld. Ein erstes dreitägiges Treffen namhafter deutscher Schriftsteller soll bereits heuer vom 13. bis 15. Oktober in Waischenfeld stattfinden.
Die 74-jährige promovierte Kulturwissenschaftlerin und ehrenamtliche Mitarbeiterin der Bayreuther Firma "Kultur-Partner" war nun mit deren Geschäftsführer Clemens Lukas und den weiteren Mitarbeitern Frank Piontek und Annett Krause zur Stadtratssitzung nach Waischenfeld gekommen. Sie bilden das vierköpfige Team, das Waischenfeld bundesweit als ländliches Literaturzentrum in die Schlagzeilen überörtlicher Medien bringen will.
Bereits während der vorletzten Stadtratssitzung hatte der Stadtrat gegen die Stimmen von Udo Lunz (SPD) und Herbert Neubauer (FWSL) grünes Licht für eine Konzepterstellung durch die Firma "Kultur-Partner" gegeben. Inzwischen drängt die Zeit, vor allem was die Finanzierung dieses ehrgeizigen Projekts für ein erstes Schriftstellertreffen in Waischenfeld im Oktober dieses Jahres anbelangt. Heute treffen sich Fohrbeck und Bürgermeister Edmund Pirkelmann (BBS) deshalb nun zu einem Gespräch mit dem Bayreuther Landrat Hermann Hübner (CSU) im Landratsamt. "Die Zeit drängt und am Donnerstag müssen wir mit dem Landrat kämpfen, der dann auch mal mit 15 000 Euro dabei sein muss", sagt Fohrbeck während der Stadtratssitzung am Dienstagabend im Badershaus.
Wenn Karla Fohrbeck von der Gruppe 47 erzählt, gerät sie geradezu ins Schwärmen. Dies waren und sind heute noch die bedeutendsten deutschen Schriftsteller der Nachkriegszeit, die sich einst in Waischenfeld trafen. 59 Schriftsteller der berühmten Gruppe 47 leben heute noch und Fohrbeck hofft, das man mindestens die Hälfte davon schon im Oktober nach Waischenfeld bringen kann. Sie nennt einige Namen wie Martin Walser, Peter Handke und Michael Krüger. Walser wurde durch seine Darstellung innerer Konflikte der Antihelden bekannt, Krüger ist seit 2013 Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und Handke gilt als größter Kritiker der Gruppe 47, dessen Kritik Günter Grass später als "Blattschuss" für die Gruppe 47 bezeichnete. "Da sind schöne Zugpferde dabei", so Fohrbeck.
"Das Thema ist dermaßen mit Energie geladen", so Fohrbeck weiter, "und wenn man dies in der Region explodieren lässt, dann sieht man, was sich bewegt." Und dies in einer Gegend, die im 19. Jahrhundert durch Tieck und Wackenroder zum Zentrum der deutschen Romantik wurde. Ein Potenzial, vor allem auch für Waischenfeld, mit dem man wuchern kann und das lange noch nicht ausgeschöpft ist.
"Von der Nachhaltigkeit sind wir überzeugt, obwohl noch gar keine Finanzierung steht", so Fohrbeck. Immerhin hat aber die Oberfrankenstiftung schon 20 Prozent Zuschuss zugesichert und laut Lukas müsse man nun auch noch mit Söders bayerischem Heimatministerium sprechen. Mit im Finanzierungsboot vielleicht auch eine Versicherungsgesellschaft, laut Lukas für ein "ländliches Literaturfestival, das nicht in großen Hallen, sondern in der Höhle stattfindet".
Als Programm angedacht für ein erstes Schriftstellertreffen im Oktober ist jedenfalls schon mal ein Fischessen in der Pulvermühle am ersten Abend. Da soll dann auch die frühere Wirtin der Pulvermühle des letzten Treffens der Gruppe 47 dabei sein, die heute in München lebt. Erika Bezold, Ehefrau des legendären Pulvermüller-Kaspers mit der roten Weste, habe bereits ihre Teilnahme zugesagt, so Fohrbach. Am zweiten Tag dann zwei Podiumsdiskussionen im Fraunhofer-Forschungscampus Waischenfeld mit unterschiedlichen Schwerpunkten und ein Ritteressen auf Burg Waischenfeld. Dies muss jedoch noch geklärt werden.
Für künftige Literatentreffen sollen dann auch weitere touristische Anziehungspunkte wie Mühlen oder die Burg Rabeneck mit einbezogen werden. Paul Lindner (CSU) als ältestes Ratsmitglied sagte, er könne sich noch an die Gruppe 47 erinnern. "Für uns als Bauernbuschen war das damals aber kein Thema", so Lindner. Laut Kämmerin Marianne Wehrl stehen im Haushaltsansatz für das Projekt heuer 78 800 Euro. An Einnahmen dafür 68 800 Euro.