Überraschende Allianz vor dem Kitzinger Rathaus: Politische Gegner vereint für Europa

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"Gemeinsam für Demokratie" und "gemeinsam für Europa" zeigten (von links) Flagge: Kerstin Celina (Bündnis90/Die Grünen), Volkmar Halbleib (SPD), Bruder Thomas Morus, ...
Gerhard Bauer
"Für Demokratie, gegen Hass und Spaltung" tanzten am Bürgerzentrum jung und alt gemeinsam.
Michael Zink

Rivalen legen ihre Differenzen beiseite und stehen zusammen gegen Extremismus und für die Europa.

Es war die etwas andere Begegnung politischer Parteien in Vorbereitung der Europa-Wahl. Die vier Landtagsparteien CSU, Freie Wähler, SPD und Grüne sowie die FDP kamen im Rahmen des Bündnisses "Gemeinsam für Demokratie" am Rathaus zu einer Wahlkundgebung zusammen, die Astrid Glos moderierte und in der es ausdrücklich nicht um den Wahlkampf unter den Parteien ging. Die Reihenfolge der Redner wurde ausgelost. Mit Infoständen dabei auch der VdK, Omas gegen Rechts, der Landesbund für Vogelschutz und der Arbeitskreis Ge(h)wissen.

Ingrid von Wietersheim begrüßte zu einem friedlichen Nachmittag ohne Parteienwerbung. Es sei eine gemeinsame Demo gegen Hass und Spaltung. Das EU-Parlament sei mächtiger, als man denkt und bestimme den Alltag. Die Wähler sollten ihr Privileg wählen zu können, nutzen und so den Weg, den Europa einschlägt, bestimmen. Es gelte, ein Zeichen gegen Extremismus zu setzen, führte Glos ein. Sie rief vor allem die Erstwähler zwischen 16 und 18 Jahren dazu auf, ihr Wahlrecht auszuüben.

Ein Kalifat hat in Deutschland nichts zu suchen

Barbara Becker (CSU) würdigte das Zusammentreffen politischer Parteien gegen Extremismus. Täglich müsse man erleben, wie politische Extreme von links und rechts, dazu Antisemitismus und Forderungen nach einem Kalifat in Deutschland geäußert werden. Ein Kalifat sei ein Märchen aus 1001 Nacht und habe in Deutschland nichts zu suchen. Demokratische Parteien hätten zwar unterschiedliche Ideen, suchten aber über Parteigrenzen hinweg nach gemeinsamen Lösungen.

Volkmar Halbleib (SPD) sagte, bei der EU-Wahl stehe viel auf dem Spiel, vor allem durch die schweigende Mehrheit der Nichtwähler. Er mahnte, dass europäische Werte und der Zusammenhalt immer wieder neu verteidigt werden müssten. Freier Warenverkehr, gemeinsame Währung und das Ende jahrhundertelanger Kriegszeiten seien wertvolle Errungenschaften, jedoch nicht selbstverständlich. Wenn einzelne Staaten zuerst an sich denken, sei der Europagedanke nicht angekommen.

Wer Wahlhelfer angreift, greift die Demokratie an

Für die FDP wandte sich EU-Kandidat Julian Dahlberg gegen die drohende innere Spaltung durch Kräfte, die nicht zusammenhalten und für schwarz-weiß, aber nicht für Vielfalt stehen. Dahlberg unterstrich, dass die deutsche Gesellschaft mit Respekt zusammenleben wolle. Was aber derzeit auf Kandidaten und ihre Wahlhelfer mit Schlägen und Beleidigungen einstürme, seien Angriffe auf die gesamte Demokratie. Für ihn sei jeder andere Kandidat immer ein Kollege. 

Gemeinsam stehe man für Europa, Freiheit und Demokratie, gemeinsam sei man stark und die Welt stehe offen, unterstrich Kerstin Celina (Grüne). Demokratische Parteien seien in ihren Anliegen vereint, wenngleich in unterschiedlichen Farben. Andere sprächen, um Angst zu verbreiten und Unfrieden zu stiften. Wer die Demokratie aushöhle, gefährde den Wohlstand.

Zur Demonstration gegen Rechts kamen nur etwa 120 Personen. Erstwähler zwischen 16 und 18 Jahren verpassten die Möglichkeit, sich parteineutral über die Bedeutung eines freien Europa, seine Angebote und seine Bedrohungen zu informieren.

Bereits im April tanzten am Mainkai 200 Menschen Schulter an Schulter, um so mehr Bewegung in den Protest zu bringen. Es gab nachdenkliche Texte zum Zuhören, die Tanzgruppe des Armin-Knab-Gymnasiums erfreute mit mittelalterlichen Tänzen und Claudia Dündar-Meier begeisterte mit mitreißenden griechischen Tänzen. Alexis Adam (17) führte eindringlich vor Augen, was mit der Gesellschaft passieren würde, käme die AfD an die Macht.