Kampf der Bodenerosion

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Gewässerberater Julian Megner (erster von links) zeigt Landwirten und Anbietern von Saatgutmischungen für Zwischenfrüchte die positive Wirkung von Zwischenfruchtanbau auf dem Feld.
Gewässerberater Julian Megner (erster von links) zeigt Landwirten und Anbietern von Saatgutmischungen für Zwischenfrüchte die positive Wirkung von Zwischenfruchtanbau auf dem Feld.
Nadine Jäger

Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bad Neustadt/Saale und die Regierung von Unterfranken ziehen mit Landwirten zum Gewässerschutz an einem Strang. In Zusammenarbeit mit den Landwirten L...

Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bad Neustadt/Saale und die Regierung von Unterfranken ziehen mit Landwirten zum Gewässerschutz an einem Strang. In Zusammenarbeit mit den Landwirten Ludwig Geis (Oberstreu) und Gerhard Fella (Hammelburg) präsentierte die Behörde auf deren sogenannten "Demobetrieben Gewässer- Boden-Klimaschutz" vor interessierten Landwirten die Ansaaten der Zwischenfrüchte auf Äckern rund um Oberstreu und Hammelburg.

Gelb, Rot, Grün sind die Ampelfarben. Was haben sie mit Gewässer- und Klimaschutz in der Landwirtschaft zu tun? In rote, gelbe und grüne Gebiete sind die Flächen der Bauern eingeteilt. Bedeuten grüne Flächen unbelastetes Grund- und Oberflächenwasser, so erfolgt eine Einteilung nach Messergebnissen vor Ort in rote oder gelbe Gebiete. Ein überhöhter Gehalt an Nitrat im Grundwasser bedeutet die Zuordnung zu rotem Gebiet. Das ist den Landwirten seit 2019 bekannt.

Neu und für viele Landwirte zum Teil unverständlich ist seit Herbst 2020 die Einordnung ihrer Felder in sogenannte gelbe Gebiete. Hier schaut man nicht auf das Grundwasser wie beim Nitrat, sondern auf die Bäche und Flüsse. In diesen Gebieten gemessene Werte an Phosphor in Oberflächengewässern werden für eine Eutrophierung, das heißt ein Umkippen dieser Bäche, Flüsse und Seen, mit verantwortlich gemacht.

Die Einordnung ihrer Felder in rote und gelbe Gebiete hat für Landwirte Konsequenzen durch den Gesetzgeber, da die Ausweisung mit Auflagen für die Bewirtschaftung einhergeht.

Während Regularien wie Düngerbilanzen oder reduzierte Düngergaben für rote Gebiete bereits seit Jahren bekannt sind, sind die Regeln für gelbe Gebiete "Neuland" und zum Teil auch unverständlich für die Bauern. Bedeuten gesetzliche Auflagen doch häufig höhere Kosten für zusätzliche Auflagen.

Die Einordnung in rote und gelbe Gebiete verpflichtet Landwirte zur Ansaat von Zwischenfrüchten im Herbst auf Flächen, die erst im folgenden Frühjahr mit Sommerkulturen wie Mais oder Zuckerrüben bestellt werden.

Bedeutung der Zwischenfrüchte

Dr. Nadine Jager von der Regierung von Unterfranken stimmte in das Credo der Gewässerschutzberater Julian Megner und Rainer Schubert vom AELF NES an die Landwirte mit ein. "Jede im Herbst und Winter braune Fläche bietet Wind und Regen die Gelegenheit, wertvolle Bodenbestandteile vom Feld in Bäche, Flüsse und Seen zu tragen".

Nadine Jäger unterstützte als Vertreterin der Regierung von Unterfranken die Gewässerschutzberater der Landwirtschaftsämter in Unterfranken vor Ort mit einem Fachvortrag zur Situation der gelben Gebiete in Unterfranken.

Mit aktuellen Messergebnissen der Messstellen vor Ort belegte sie die Entwicklung der Phosphatgehalte in den Gewässern Unterfrankens. "Es gibt zu viel Phosphor in unseren Bächen und Flüssen. Dieser kann aus Kläranlagen und Kleinkläranlagen kommen, aber eben auch über Bodenerosion aus der Landwirtschaft. Dabei ist nicht die eigentliche Phosphor-Düngung das Problem, sondern, ob der Phosphor an Bodenpartikeln haftend in ein Gewässer getragen wird. Das passiert durch Wind- oder Wassererosion", so die Referentin.

Eine Lösung für die Bauern ist der Anbau von Zwischenfrüchten. Die Landwirte Ludwig Geis und Gerhard Fella zeigen auf ihren angelegten Flächen, welche Umweltleistungen die im Spätsommer ausgesäten Pflanzen für sie auf dem Feld übernehmen können.

Mit unterschiedlicher Wurzeltiefe, Frostempfindlichkeit und der Fähigkeit, Nährstoffe zu binden oder den Fruchtwechsel anzuregen, sind Zwischenfrüchte wie Ölrettich (Seradella), Klee, Phacelia, Senf, Abessinischer Kohl, Erbsen und Winterrüben vielseitig einsetzbar. Allen gemeinsam ist, dass sie neben dem Binden von Nährstoffen und dem Lockern von Bodenschichten auch eine das Bodenleben fördernde und humusaufbauende Funktionen erfüllen. Humus ist wertvoller Bestandteil des Ackerbodens. Regenwurm und Co verbinden organische Masse aus den Blättern und Stängeln mit den Bodenteilchen. Daraus entstehen stabile Ton-Humusverbindungen, welche die Bodenteilchen festhalten. Die Regenwurmröhren sorgen für eine gute Bodenbelüftung und können einen Wasserspeicher aufbauen.

Schutz bei Starkregen

"Ein gut strukturierter, humoser Boden kann unsere Siedlungen vor Schlamm und Drecklawinen bei Starkregenereignissen schützen. Damit trägt jeder Landwirt, der Zwischenfrüchte anbaut, nicht nur zum Gewässerschutz, sondern auch bei Starkregenereignissen zum Schutz von an Feldern angrenzenden Wohngebieten bei", so Gewässerschutzberater Julian Megner. "Für Landwirte bedeutet die Ansaat von Zwischenfrüchten zusätzliche Kosten für Arbeitszeit, Saatgut und Kraftstoff. Und das bei niedrigen Erlösen für ihre erzeugten Produkte. Dennoch sollten die Vorteile der Zwischenfrüchte für die Bodenfruchtbarkeit in den Vordergrund rücken. Nur so wird es uns gelingen, auch in Zukunft die Ertragsfähigkeit unserer Ackerböden zu erhalten," erklärte Julian Menger.