Jetzt sind die Bürger gefordert

2 Min
Landrat Alexander Tritthart, Zweite Bürgermeisterin Regina Bruckmann, Busunternehmer Werner Vogel und sein Betriebsleiter Damian Breuer (von links) probten gestern in Lonnerstadt den Einstieg. Foto: Andreas Dorsch
Landrat Alexander Tritthart, Zweite Bürgermeisterin Regina Bruckmann, Busunternehmer Werner Vogel und sein Betriebsleiter Damian Breuer (von links) probten gestern in Lonnerstadt den Einstieg.  Foto: Andreas Dorsch

Der Landkreis baut sein Liniennetz um Höchstadt gewaltig aus. Künftig auch alle halbe Stunde nach Lonnerstadt.

Andreas Dorsch Landrat Alexander Tritthart (CSU) war gestern Nachmittag nach Lonnerstadt gekommen, "um ein Versprechen einzulösen". Das Versprechen, den öffentlichen Personennahverkehr nicht nur auf den Hauptachsen auszubauen, sondern auch in die ländliche Region zu gehen. In der Lonnerstadter Hauptstraße gehören die Busse im Landkreis-Design jetzt zum Ortsbild.

"Bisher gab es drei Fahrten am Tag nach Höchstadt", rief Lonnerstadts Zweite Bürgermeisterin Regina Bruckmann (FW) in Erinnerung. Ab sofort ist die Haltestelle in der Lonnerstadter Hauptstraße im Stundentakt an das ÖPNV-Netz angebunden, ab Dezember sogar im Halbstundentakt. Und ganz neu ist die Anbindung von Neustadt/Aisch an das Streckennetz im Kreis Erlangen-Höchstadt. Im Stundentakt kann dann mit dem Bus von Höchstadt über Lonnerstadt nach Neustadt gefahren werden.

Die Anbindung von Lonnerstadt ist Teil des Linienbündels 1, "Ebrach-/Lindach-/Weisachgrund", das aus acht Buslinien rund um Höchstadt besteht. Darin enthalten sind auch die Linien nach Vestenbergsgreuth, Wachenroth und Herzogenaurach über Weisendorf. Lonnerstadt bekommt von Montag bis Freitag eine fünfminütige Expressverbindung nach Höchstadt, am Wochenende gibt es auf dieser Achse ein Rufbus-Angebot.

Dieses Linienbündel 1 lasse sich der Landkreis auch was kosten, sagte Landrat Tritthart. 1,7 Millionen Euro im Jahr fallen dafür an, abzüglich der Einnahmen aus dem Fahrkartenverkauf, die auf 400 000 Euro geschätzt werden. Wurden bisher auf diesem Linienbündel 600 000 Kilometer im Jahr gefahren, sind es bald 900 000. Den Auftrag dafür hat in einer europaweiten Ausschreibung der Höchstadter Busunternehmer Werner Vogel bekommen. Er wird allein für dieses Bündel 20 neue Busse im Landkreis-Design anschaffen. Wegen Lieferengpässen muss der Betrieb aber bis zum Februar 2020 mit Leihfahrzeugen überbrückt werden.

Insgesamt gibt der Landkreis Erlangen-Höchstadt knapp vier Millionen Euro im Jahr für den ÖPNV aus. Darin sind die Linien nicht enthalten, die Busunternehmer eigenwirtschaftlich betreiben, wie beispielsweise Höchstadt-Erlangen.

Nur Einzelfahrten zu teuer

Kritik über zu hohe Fahrpreise lässt Landrat Tritthart nur für Einzelfahrten gelten. Hier führe man bereits Gespräche mit dem VGN. "Zur Verkehrswende gehört auch der Preis", sagt Tritthart. Der Ministerpräsident habe jetzt als Ziel für den ÖPNV 365 Euro im Jahr ausgegeben. Tritthart und Busunternehmer Vogel sind skeptisch, ob dieses Ziel erreicht werden kann. Wenn der Freistaat jetzt erstmals Geld für den Nahverkehr zur Verfügung stellt, werde auch der Kreis noch mehr zuschießen, ist sich Tritthart sicher. Im Herbst sollen darüber die Diskussionen im Kreistag beginnen.

"Jemand muss es bezahlen", sagt Unternehmer Vogel. Für einen Euro am Tag überall im Gebiet des VGN zu fahren, gehe nicht. Für das neue Linienbündel 1 wurde jetzt ein Zehn-Jahres-Vertrag geschlossen. Dazu Landrat Tritthart: "Ich ziehe den Hut vor der Leistung der Firma Vogel."

Aber nicht nur Linien und Taktzeiten wurden in den vergangenen Jahren kontinuierlich ausgebaut, auch die weiß-gelben neuen Busse werden immer besser. Sie sind behindertengerecht, klimatisiert und bieten WLAN. Das werde laut Werner Vogel nicht nur "gigantisch genutzt". Weil die Fahrgäste sich mehr mit ihren Handys beschäftigen, gehe sogar der Vandalismus in den Bussen zurück.

Landrat Tritthart sprach gestern in Lonnerstadt von einem "Quantensprung im ÖPNV". Das gelte auch für Wachenroth, Mühlhausen und Vestenbergsgreuth. Jetzt müssten nur noch die Bürger das Angebot annehmen. Auch die Pendler gelte es zu überzeugen. Busunternehmer Vogel fordert die Gemeinden auf, kräftig die Werbetrommel zu rühren. Regina Bruckmann sicherte das für Lonnerstadt zu und setzt auf die Unterstützung ihrer Bürger.