"Jeder Tag hat mir Spaß gemacht"

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Vor 40 Jahren zog Winfried Stark aus Obertheres als erster und einziger Beamter der damals selbstständigen Gemeinde Obertheres in das historische Rathaus (im Hintergrund) ein. Im gleichen Jahr wurde er mit der Gebietsreform der Leiter der Geschäftsstelle der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Theres. Am gestrigen Freitag ging der Verwaltungsrat nach 46 Berufsjahren in den wohlverdienten Ruhestand. Foto: Ulrike Langer
Vor 40 Jahren zog Winfried Stark aus Obertheres als erster und einziger Beamter der damals selbstständigen Gemeinde Obertheres in das historische Rathaus (im Hintergrund) ein. Im gleichen Jahr wurde er mit der Gebietsreform der Leiter der Geschäftsstelle der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Theres. Am gestrigen Freitag ging der Verwaltungsrat nach 46 Berufsjahren in den wohlverdienten Ruhestand.  Foto: Ulrike Langer

Der Leiter der Verwaltungsgemeinschaft Theres, Winfried Stark, geht in die Ruhestand. Er war dort der Mann hinter den Bürgermeistern.

Bürgermeister kamen und gingen. Doch einer ist 40 Jahre lang - solange die Verwaltungsgemeinschaft (VG) Theres besteht - geblieben: Winfried Stark, Verwaltungsrat und geschäftsleitender Beamter der VG Theres. Doch nun ist auch für ihn die Zeit gekommen, in den Ruhestand zu gehen. Am Freitag hatte er seinen letzten Arbeitstag und blickte auf seine lange Tätigkeit zurück.

"Es war eine wunderschöne Arbeit im Dienste der Bürger. Jeder Tag hat mir Spaß gemacht und ich würde diesen Job jederzeit wieder machen", lautet sein Fazit nach insgesamt 46-jähriger beruflicher Tätigkeit. "Dienen und leisten war mein Wahlspruch und ich möchte die Erfahrungen, die ich gemacht habe, und den Kontakt zu den Gemeinderäten und Bürgern nicht missen. Auch wenn es manchmal Ärger gab und die Familie zu leiden hatte."

Als Winfried Stark am 3. April 1978 als erster und einziger Beamter der damals noch selbstständigen Gemeinde Obertheres eingestellt wurde und am 1. Mai 1978 bei der neu geschaffenen Verwaltungsgemeinschaft (VG) Theres mit den Mitgliedsgemeinden Theres, Wonfurt und Gädheim zum Leiter der Geschäftsstelle ernannt wurde, war er "Mädchen für alles". Er war Standesbeamter und leitete das Wahlamt, hatte eine Zeit lang auch die Bauaufsicht bei Projekten der Gemeinden und war zuständig für Sicherheit und öffentliche Ordnung, das Beitragswesen, die allgemeine Verwaltung, den Sitzungsdienst und die Personalverwaltung, aber auch für die Rechtsberatung der Bürger "in allen Lebenslagen".

Denn viele Bürger hatten damals wenig Vertrauen in ihre Bürgermeister und trauten eher dem jungen Inspektor. "Ich habe wie meine Kollegen in der VG immer für den Bürger gearbeitet", sagt Winfried Stark.

"Nach der Gebietsreform 1978 leisteten wir Bediensteten mit viel Engagement Überstunden, bauten mit sehr viel gutem Willen und mit dem Vertrauen der damaligen Bürgermeister und der Rechtsaufsicht des Landratsamtes die VG auf, wobei uns niemand sagen konnte, wie so etwas funktioniert, und haben dieses Konstrukt mit sehr viel Leben erfüllt", erklärt er.

Als der Gemeinderat Wonfurt im Januar 1979 beschloss, den Austritt aus der VG beim Innenministerium zu beantragen, hatte ihn das auch persönlich sehr betroffen gemacht. "Es war befreiend, als der Gemeinderat seinen Beschluss dann doch nicht in die Tat umsetzte", erklärt er.

Erfahrungen

Neben der täglichen Arbeit war der Neubau des Verwaltungsgebäudes zu managen, das ab 1980 in Obertheres errichtet und 1981 eingeweiht wurde. "Architekt Fritz Raudssus aus Haßfurt war damals der Mann der Praxis, von dem ich auf dem Sektor Bau und im Umgang mit Firmen und Handwerkern viel lernen konnte", erinnert sich der Geschäftsstellenleiter noch heute gerne.

Weil Winfried Stark - 1978 der jüngste Standesbeamte im Landkreis - Trauungen sehr individuell gestaltete, weckte dies auch Begehrlichkeiten bei den Gästen. In besonderer Erinnerung ist ihm eine Trauung mit einem gehörlosen Brautpaar geblieben. "Da ich mit einem Gehörlosen befreundet war und immer wieder auch bei Gehörlosentreffen dabei war, konnte ich der Dolmetscherin bei der Trauung sehr gut folgen und feststellen, dass beide Brautpaare ihr Ja auch deutlich artikuliert hatten", erzählt er. Weniger erfreulich war, dass er einmal während eines Fußballtrainings zu einer älteren Dame gerufen wurde, um ein Nottestament zu beurkunden.

Natürlich hat Winfried Stark auch Erfahrungen im Zuge der Grenzöffnung 1989 gemacht. "Viele Bürger holten auch bei uns ihr ,Besuchergeld' ab", erzählt er. "Vor dem Verwaltungsgebäude standen die Trabis und Wartburgs Schlange, und wir konnten uns dieser Aufbruchstimmung trotz des Mehraufwands beim Parteiverkehr nicht entziehen."

Er war mit dem damaligen Bürgermeister von Wonfurt, Dieter Zehendner, zweimal in Thüringen bei Informationsveranstaltungen zu den Themen "Kommunalrecht - Wahlrecht - Organisation" und erfuhr viel Aufmerksamkeit und Dankbarkeit bei den Verantwortlichen der Kommunen in Thüringen.

Anfeindungen

Die andere Seite: Am meisten belasteten ihn die persönlichen Anfeindungen von Bürgern und Gemeinderäten, als die Firma Loacker in Wonfurt in die Kritik geriet.

Seine Amtsgeschäfte hat er bereits an seinen Nachfolger Markus Hahn, den bisherigen Kämmerer der VG, übergeben. "Ich bin mir sicher, dass die Geschäftsstelle bei ihm in guten Händen ist", weiß Winfried Stark. Und er hat Pläne. Stark möchte bis zum 50-jährigen Bestehen der VG ein Buch über "40 Jahre VG Theres" schreiben.