Im Strudel von Luthers Lehren

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Der spätgotische Kirchturm der katholischen Pfarrkirche St. Martin in Döringstadt wird auf das Jahr 1412 datiert. Foto: Andreas Welz
Der spätgotische Kirchturm der katholischen Pfarrkirche St. Martin in Döringstadt wird auf das Jahr 1412 datiert. Foto: Andreas Welz
 

Es war eine spannende Zeit, als Reformation und Gegenreformation am Obermain Einzug hielten.

Mit einem brisanten Thema fesselte Bezirksheimatpfleger Günter Dippold die Zuhörer im Pfarrheim bei seinem Vortrag über die Reformation und Gegenreformation in der Region. An der Schnittstelle der beiden Erzbistümer Bamberg und Würzburg tobte der Machtkampf besonders heftig.
Als Gegenreformation bezeichnet man allgemein die Reaktion der katholischen Kirche auf die von Martin Luther in Wittenberg ausgehende Reformation, die sich im Bereich der Theologie und der Kirchen abspielte und meist auf geistige Auseinandersetzungen beschränkt blieb. Im Ebensfelder Raum, insbesondere in Döringstadt und Oberbrunn, wurde der Protestantismus auch gewaltsam mithilfe des katholischen habsburgischen Kaisers zurückgedrängt.


Geistliche Planstellen

Eingangs machte Dippold deutlich, dass Religion im frühen 16. Jahrhundert auch beim Volk ein beherrschendes Thema war und die Reformation erst möglich machte. "Hätten die Menschen sich nicht mit religiösen Fragen beschäftigt, hätte die Frage nach dem Seelenheil nicht den Alltag bestimmt, dann wäre das Auftreten Luthers womöglich ohne große Wirkung geblieben. Die Thesen hätten einen Gelehrtenstreit ausgelöst und es wäre der römischen Kirche gelungen, Luthers Meinung zu unterdrücken", davon war der Geschichtsprofessor überzeugt. Wohlhabende Bürger, Fürsten, Ritter und Pfarrer stifteten geistliche Planstellen, so genannte Pfründe. Die Patronatsherren setzten die Pfarrer ein und nicht der Bischof. Darin lag der Grund für viele Auseinandersetzungen in der Reformation und der Gegenreformation.


Die Reformation am Obermain

Folgte der Patronatsherr den Lehren Luthers, dann setzte er einen reformierten Pfarrer ein, was natürlich dem Bischof ein Dorn im Auge war. Den ersten Hinweis darauf, dass die reformatorische Lehre in unserem Raum Fuß gefasst hatte, findet man in einem Brief der Gemeinde Wiesen vom Mai 1525. Demnach lehnte der gemeine Mann es ab, fromme Werke zu vollbringen, da man Luther so verstanden hätte, diese seien für das Seelenheil nicht förderlich. Die Folge war, dass die örtliche Marienkapelle als Wallfahrtsort vernachlässigt wurde. In der Zeit der Bauernkriege wurden auch in der Gegend am Obermain viele Kapellen und auch die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen ausgeplündert. Ein Seubelsdorfer zerriss in Vierzehnheiligen die Ablassbriefe und er nahm einen Messkelch in die Hand mit den Worten: "Vor Zeiten hätten die Bauern die Kelch nicht dorfen anrühren, jetzt nehmen sie die ganz." Als im Juni 1525 das Heer des Schwäbischen Bundes das Hochstift Bamberg erreichte, brach der Aufstand zusammen, doch die reformatorischen Ideen bleiben wach. 1528 weigerten sich die Einwohner von Döringstadt, die wöchentlichen Vormesse zu Ehren der heiligen Anna halten zu lassen. Das Bamberger Domkapitel befahl ihnen, entweder die Messe beizubehalten oder den Erben des Stifters das Stiftungskapital zurückzuerstatten.
Ab 1528 scheint der reformatorische Elan erlahmt zu sein. Das heißt aber nicht, dass die Untertanen zur katholischen Lehre zurückgefunden hätten. Die Staffelsteiner beschafften 1535 eine neue Glocke für ihre Pfarrkirche. Sie müsse gesegnet werden, bevor man sie in die Höhe ziehe, verfügte das Bamberger Domkapitel als Stadtherr. Da ließen die Bürger die Glocke im Kirchhof lieber stehen. Noch drei Jahren befand sie sich dort. Die Orgel wurde defekt und über 40 Jahre bleib sie unbespielbar. 1552/53 führte der Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach, dort hatte sich die Reformation 1528 durchgesetzt, Krieg gegen den Bamberger Bischof. Dabei bekam er erhebliche Teile Bambergs in seine Hand.


"Leer und Gift Lutheri"

In dieser Zeit vertrieb er vielerorts die katholischen Pfarrer und Kapläne und setzte evangelische Geistliche an ihre Stelle. Der päpstliche Nuntius berichtet 20 Jahre später dem Bamberger Domkapitel: "Das gantz Bistumbs Bamperg mit der ketzerischen Leer und Gift Lutheri an vielen Enden und Orten vergiftet worden." Ab der Mitte des 16. Jahrhunderts herrschte im Bambergischen Priestermangel. So musste die geistliche Regierung des Bischofs immer Abweichungen vom Priesterideal hinnehmen. Als Konrad Zobel 1556 als katholischer Priester in Unterleiterbach verstarb, hinterließ er mehrere Kinder. Nicht toleriert wurde dagegen die Eheschließung. Nachdem Wolfgang Fröschlein aus Ebensfeld heiratete, wurde er daraufhin des Hochstifts verwiesen.
In dieser Zeit erlangten die Ritter die Reichsunmittelbarkeit. Fortan waren sie allein dem Kaiser untertan. Der Fürstbischof, in dessen Bereich der Ritter wohnte, war nicht der Herr. So brach der Schlossherr von Giech in Oberbrunn mit dem Bamberger Fürstbischof und nahm die Kirchenhoheit selbst war. Er setzte ab 1577 einen evangelischen Geistlichen ein. Es folgten in Oberbrunn bis 1629 evangelische Pfarrer. In Döringstadt setzte die Gemeinde selber evangelische Geistliche ein, was vom jeweiligen Patronatsherrn toleriert wurde. Unterleiterbach schien eine ähnliche Entwicklung zu nehmen. Hier kam wohl Veit Kümmelmann als Pfarrer. Er hatte an der evangelischen Universität Jena studiert, dann aber in Bamberg die Priesterweihe empfangen. 1570 wurde er vom Fürstbischof abgesetzt wegen der "Einfuerung allerley Secten unnd Neuerung". Insgesamt gesehen waren in Ebensfeld und Unterleiterbach Pfarrer tätig, die nicht mit dem Katholizismus brachen.


Die Wende kam mit Julius Echter

Erst 1582 begann die Wende durch den Würzburger Bischof Julius Echter. Durch die Gründung einer Universität wuchs ein linientreuer Klerus heran. Das dauerte eine gewisse Zeit, denn Georg Rüger, ab 1609 Pfarrer von Unterleiterbach, zeugte mit Susanna Hildebrand vier Kinder. Döringstadt wurde durch massiven Druck Bambergs 1593 katholisch.