Neues Lohn-Minimum bringt Kaufkraft von 15 Millionen Euro pro Jahr

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Beschäftigte in Hotels, Gaststätten, Bäckereien und Fleischereien profitieren laut Gewerkschaft NGG besonders, wenn der Mindestlohn auf zwölf Euro steigt.
Beschäftigte in Hotels, Gaststätten, Bäckereien und Fleischereien profitieren laut Gewerkschaft NGG besonders, wenn der Mindestlohn auf zwölf Euro steigt.
Alireza Khalili/NGG

Wer wenig verdient, könnte schon bald erheblich mehr im Portemonnaie haben: Die Ampel-Koalition in Berlin plant einen deutlich höheren gesetzlichen Mi...

Wer wenig verdient, könnte schon bald erheblich mehr im Portemonnaie haben: Die Ampel-Koalition in Berlin plant einen deutlich höheren gesetzlichen Mindestlohn von zwölf Euro pro Stunde – 2,40 Euro mehr als bislang. Allein im Landkreis Erlangen-Höchstadt würden davon 9570 Menschen profitieren – das sind 14 Prozent aller Beschäftigten im Landkreis. Darauf weist die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hin.

Analyse des Pestel-Instituts

Sie beruft sich auf eine Analyse des Pestel-Instituts aus Hannover. Danach arbeiten im Kreis Erlangen-Höchstadt derzeit 2120 Beschäftigte zum Mindestlohn von aktuell 9,60 Euro pro Stunde. Weitere 7450 Menschen liegen zwar darüber, verdienen aber trotzdem weniger als zwölf Euro .

„Die versprochene Anhebung des Mindestlohns auf zwölf Euro ist ein Meilenstein. Damit werden in der Region die Einkommen vieler Beschäftigter deutlich steigen – insbesondere in Hotels, Gaststätten, Bäckereien oder Fleischereien. Sie arbeiten häufig zu Löhnen, die zum Leben nicht reichen – auch weil Unternehmen ausgehandelte Tarifverträge unterlaufen“, meint Regina Schleser, die Geschäftsführerin der NGG-Region Nürnberg-Fürth.

Die Gewerkschaft NGG fordert die neue Bundesregierung nun auf, die Erhöhung des Mindestlohns rasch auf den Weg zu bringen. „Ziel von SPD , Grünen und FDP muss es sein, den Zwölf-Euro-Stundenlohn in den ersten 100 Ampel-Tagen hinzubekommen. Vom Kellner bis zur Bäckereifachverkäuferin – wer jeden Cent zweimal umdrehen muss, um seine Miete bezahlen zu können, für den zählt jeder Monat“, betont Schleser.

Die NGG hatte sich nach eigenen Angaben schon seit Jahren für einen gesetzlichen Mindestlohn von zwölf Euro starkgemacht. Die Erhöhung des Mindestlohns käme nicht nur Geringverdienern zugute, sondern auch der regionalen Wirtschaft: Nach Angaben des Pestel-Instituts würde die Kaufkraft im Landkreis Erlangen-Höchstadt um rund 15 Millionen Euro pro Jahr steigen und den Unternehmen höhere Umsätze bescheren. „Wer ohnehin ein eher geringes Einkommen hat, kann meist nichts davon auf die hohe Kante legen. Damit fließt fast jeder Euro , den Mindestlohn-Beschäftigte am Monatsende extra haben, in den Konsum. Ein Großteil davon wird vor Ort ausgegeben. Beim Restaurant- oder Kinobesuch – oder, um etwas Neues für den Haushalt anzuschaffen“, führt Schleser aus.

Eine kräftige Anhebung der Lohnuntergrenze sei auch mit Blick auf die aktuell hohe Inflationsrate wichtig. „Wenn der Mindestlohn schnell auf zwölf Euro klettert, dann hätten Beschäftigte trotz der Preissteigerung de facto deutlich mehr in der Tasche“, erläutert die Gewerkschafterin .

Die Chefin der NGG-Region Nürnberg-Fürth appelliert an die heimischen Bundestagsabgeordneten, der geplanten Mindestlohn-Erhöhung in Berlin zuzustimmen: „Dass nach einem jahrelangen Ausufern des Niedriglohnsektors Menschen wieder besser von ihrer Arbeit leben können, sollte keine Frage des Parteibuchs sein. Es ist in einem reichen Land wie Deutschland überfällig.“