Mahmoud Al Ibrahim Moustafa ist vor fünf Jahren als Kriegsflüchtling von Syrien nach Deutschland gekommen. Nun möchte er anderen Menschen helfen, denen es nicht so gut geht. Die Tafel scheint ihm eine gute Wahl zu sein.
Michael Busch Uli Kanzler ist von dem neuen Kollegen begeistert. "Alles bestens, das ist sein erster Tag und auf die wichtigen Dinge achtet er bereits bei seiner ersten Station." Mahmoud Al Ibrahim Moustafa schaut genau auf den Joghurt. Er sucht das Verfallsdatum, denn zu alte Ware wird nicht mitgenommen. Er ist das erste Mal dabei, um bei verschiedenen Märkten in Herzogenaurach, Spenden für die Tafel entgegenzunehmen.
"Ich wollte irgendwo helfen", erklärt der Syrer, der seit fünf Jahren in Deutschland, in Herzogenaurach ist. Sein Beweggrund ist im Grunde einfach, wie er lächelnd zugibt: "Die Herzogenauracher haben mir viel geholfen. Daher wollte ich nun gerade in der Corona-Zeit etwas zurückgeben und helfen." Er habe mitbekommen, dass bei der Tafel die Menschen, die die Spenden einsammeln, oftmals schon älter seien und damit zur Risikogruppe in Bezug auf Corona gehörten. An dieser Stelle will er entlasten.
Helfer werden gebraucht
Uli Kanzler fügt hinzu: "Wir brauchen immer Helfer, gerade jüngere Helfer werden auch außerhalb dieser Zeit benötigt." Wobei es in Herzogenaurach noch gut laufe. Bei anderen Tafeln, so auch in Erlangen, habe man zum Beispiel bei der Ausgabe die Zeiten verkürzen müssen, da es an ehrenamtlichen Helfern dafür fehlte.
Der 30-Jährige nutzt diese Zeit auch, um sich auf seinen Sprachkurs vorzubereiten, um letztlich studieren zu können. Er hofft, dass dann der Weg zum Studium frei ist. Er war Englischlehrer in Syrien, muss hier allerdings, um dies auch in Zukunft machen zu dürfen, das Studium absolvieren. "Wenn es nicht funktioniert, will ich eine Ausbildung in einem anderen Bereich machen", sagt Mahmoud. Was aus seiner Sicht bedauerlich wäre, da die Kombination Arabisch Englisch eher selten vorkomme.
Doch bei der Tafel stehen die Sprachen erst einmal im Hintergrund. Lediglich mit den Mitarbeitern der Märkte wird geklärt, was alles mitgenommen werden kann. Das Auto der Herzogenauracher Tafel wird vollgemacht und erst, wenn nichts mehr hineinpasst, geht es zur Ausgabestelle in der Kantstraße.
Mahmoud denkt nochmals an die Zeit vor fünf Jahren zurück. "Mein erster Tag in Deutschland war für mich sehr schlimm", erzählt er aus der Erinnerung. "Aber es waren so viele Deutsche, die mir geholfen haben", erzählt der junge Mann, der wegen des Krieges in seinem Heimatland fliehen musste. Es sei aber auch ein wichtiger Bestandteil seiner Kultur, dass man seinen Mitmenschen helfe.
Total cool
Aufgeregt sei er nicht, eher "total cool". Das liege daran, weil "ich weiß, dass ich hier etwas Gutes mache." Bei der ersten Station, dem Rewe-Markt in der Würzburger Straße wird es ihm auch leicht gemacht. Martina Spann und Patrica Hassenebert schieben die Container zur Laderampe, damit die beiden Männer die Waren umladen können. Sie erzählen, dass diese Spenden aber nicht nur zu Corona-Zeiten erfolgen. "Wir machen das jeden Montag, Mittwoch und Samstag", erklären die beiden. Der einzige Unterschied sei, dass es momentan ein wenig mehr als sonst sei. "Nicht alle Produkte werden so massiv abgenommen." Und auch Nudeln seien wieder dabei, die waren zu Beginn der Krise etwas knapp - Hamsterkäufe.