Gutes Geld für gutes Essen

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Die Coburger Vertreter des Bauernverbandes fordern einen angemessenen Anteil am Preis der Lebensmittel, die sie produzieren. Ihre Kritik: Obwohl die Erzeugerpreise im Keller sind, werden die Waren im Handel nicht billiger. Foto: Rainer Lutz
Die Coburger Vertreter des Bauernverbandes fordern einen angemessenen Anteil am Preis der Lebensmittel, die sie produzieren. Ihre Kritik: Obwohl die Erzeugerpreise im Keller sind, werden die Waren im Handel nicht billiger. Foto: Rainer Lutz

Während die Bauern für ihre erarbeiteten Produkte immer weniger Geld bekommen, bleiben Brot, Fleisch und Milch im Laden auf dem gleichen Preisniveau. Dagegen gingen auch in Coburg Vertreter des Bauernverbands mit einer Aktion vor.

Wenn wir beim Bäcker ein Kilo Mischbrot kaufen, dann gehen vom Preis etwa 14 Cent an die Landwirt, die das Getreide für unser Brot angebaut haben. Ihr Anteil an einer Halben Bier beträgt gerade zwei Cent, so viel wie sie an einer durchschnittlichen Kartoffel bekommen. Viel zu wenig, wenn auf deutschen Höfen weiterhin Familien von der Landwirtschaft leben können sollen, finden die Vertreter des Bauernverbands und fordern höhere Erzeugerpreise.
Coburg BBV-Kreisobmann Gerhard Ehrlich, Kreisbäuerin Heidi Bauersachs und BBV-Geschäftsführer Hans Rebelein marschierten zum Auftakt der Osterfeiertage mit einem Korb voller Lebensmittel durch die Stadt. Wurst, Käse, Milch und Brot hatten sie dabei. Auf einigen Produkten angebrachte Aufkleber machten ihren Protest deutlich: "Dieser Schleuderpreis zerstört", war da zu lesen.
Es geht den Bauern darum, auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Hans Rebelein hat Zahlen parat. Bekam der Bauer 2013 für einen Liter Milch im Mittel 37,5 Cent, sind es heute nur noch 27,4 Cent. Im gleichen Zeitraum sank der Preis für ein Kilo Schweinefleisch von 1,71 Euro auf 1,24 Euro. Für eine Tonne Brotweizen bekam ein Landwirt vor drei Jahren noch 244 Euro. Jetzt sind es gerade noch 137. Davon sind kaum die Betriebskosten eines Hofes zu decken, geschweige denn ein vernünftiges Einkommen für die Betreiberfamilie. Dazu kommt, dass viele Haupterwerbslandwirte in den vergangenen Jahren investiert haben. Sie müssen zusätzlich Geld aufbringen, um ihre Kredite abzuzahlen.


Preistief hält länger an

Die schlechten Preise sind kein kurzfristiger "Durchhänger", betonten die BBV-Vertreter. "Während die Margen der Handelskonzerne wachsen, gefährden die niedrigen Preise die Existenz der Bauernhöfe", sagt Gerhard Ehrlich.
Genau wie in Coburg fanden am Mittwoch in ganz Deutschland etwa hundert Aktionen unter dem Motto "Bessere Preise für Bauern" statt. Damit haben der Bauernverband und die Bauernfamilien darüber informiert, dass Schleuderpreise für Lebensmittel eine nachhaltige Landwirtschaft und die Lebensmittelerzeugung zu hohen Standards mit Rohstoffen "Made in Germany" gefährden. Die Existenz tausender Höfe stehe im Moment auf dem Spiel. "Gerade die Lage von vielen Milchbauern und Schweinehaltern spitzt sich immer weiter zu", sagt Hans Rebelein.


Kritik an Siegmar Gabriel

In dieser schwierigen Situation hat Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel trotz vieler Widerstände jetzt grünes Licht für die Übernahme der insgesamt 451 Tengelmann-Supermärkte durch Edeka gegeben. "Damit macht Gabriel den ohnehin mächtigsten Handelskonzern noch mächtiger. Das ist ein Schlag ins Gesicht der Bäuerinnen und Bauern", kritisiert Gerhard Ehrlich. Der Bayerische Bauernverband hatte die Ministererlaubnis und auch die Unterstützung der Staatsregierung für diese Entscheidung scharf kritisiert. "Durch eine weitere Konzentration im Handel droht der Preisdruck auf die Bauern noch weiter zu steigen", ist Ehrlich überzeugt.
Doch auch Verbraucher sind von der Übernahme betroffen - auch und gerade in Bayern. Eines der Kerngebiete von Tengelmann ist Oberbayern und München. Hier unterhält das Unternehmen bisher 195 Filialen. Die Monopolkommission der Bundesregierung hat in einer Untersuchung vor einer erheblichen Behinderung des Wettbewerbs und vor Nachteilen für die Verbraucher gewarnt. Aus Protest gegen Gabriels Entscheidung ist am vergangenen Donnerstag deshalb auch der Vorsitzende der Monopolkommission, Daniel Zimmer, zurückgetreten, erinnern die BBV-Sprecher.
Die Bauern bekommen die Marktmacht der Handelskonzerne jedoch schon heute zu spüren: Während die Erzeugerpreise von Aldi, Lidl, Edeka, Lidl & Co. gedrückt werden, wächst die Spanne zwischen Verbraucher- und Erzeugerpreisen immer weiter, so der BBV. "Der Handel vergrößert seine Marge, während viele Bauernhöfe ums Überleben kämpfen", sagte der bayerische Bauernpräsident Walter Heidl in München. "Wir Bauern machen Lebensmittel, aber können davon selbst nicht leben." Gerhard Ehrlich fügt hinzu: "Das Geld streichen andere ein."