Die Hahnweggemeinde war die erste ihrer Art in Coburg, gegründet 1910. Nun hat sie sich aufgelöst. Der frühere "Bürgermeister" Rainer Ultsch hat die Geschichte der Gemeinde und des Hahnwegs zusammengestellt.
Wer in historischen Ansichten Coburgs stöbert, findet Veste, Ehrenburg, Morizkirche, verschiedene Stadttore, ansehnliche Villen, vielleicht auch das Rittersteichschlösschen. Doch Ansichten vom Hahnfluss oder dem Hahnweg sind kaum zu entdecken. Dabei hatte der Hahnweg für Coburg durchaus einige Bedeutung.
Eigentlich gab es sogar zwei Hahnwege, den oberen und den unteren, aus dem die Rosenauer Straße wurde. Den Namen hat die Straße vom Hahnfluss, der im Mittelalter auf einer Länge von 3800 Metern parallel zur Itz angelegt wurde. Er speiste vermutlich den Rittersteich, wurde von Mühlen und Gerbern genutzt und mündete in den Stadtbach. Neben der Hahnmühle (heute Hotel) stand das Hahntor, von dem es aber nur einige nachempfundene Darstellungen gibt: Es wurde 1803 abgerissen.
Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha ließ Anfang des 19. Jahrhunderts die Rosenauer Straße ausbauen. Unter seinem Sohn, Herzog Ernst II., wurde das Gelände weiter erschlossen: Es wurde eine Badewiese angelegt (wohl hauptsächlich fürs Militär), aus der eine Badeanstalt erwuchs. Ab 1875 hieß sie "Stadtschwimmschule Hahnweg". Ein Jahr vorher war der Hahnweg nördlich davon neu angelegt worden.
Gewerbe aller Art
Von Anfang an befanden sich am Hahnweg Gewerbebetriebe: Es gab Gerber, eine Eisengießerei (Langenstein & Schemann, heute Lasco). Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts kamen eine Ziegelei, Malzfabriken, das Kino, mehrere Gasthäuser und eine Schaumweinfabrik dazu. 1893 errichtete der Alexandrinenbauverein 24 Wohnhäuser für Arbeiter, die heute unter Denkmalschutz stehen.
1926 gründete Adolf Waldrich im Hahnweg seine Maschinenbaufabrik, 1927 folgte die Firma Kaeser, die auch eine der ersten Tankstellen in der Stadt betrieb.
Schon zuvor, 1910, hatte sich die Hahnweggemeinde gegründet, eigentlich ein Verein. Aber der Vorsitzende nannte sich "Bürgermeister", und die Vereine hatten eine ähnliche Funktion wie heute die Bürgervereine in den Stadtteilen. Das war auch am Hahnweg so: Anlass für die Gründung soll der Protest gegen den erhöhten Bierpreis beim Vogelschießen gewesen sein. Aber der Verein machte sich auch schon für eine bessere Straßenbeleuchtung stark.
Die Geselligkeit kam freilich nicht zu kurz: Die 20 Gründungsmitglieder (alles Männer) kegelten gemeinsam und zahlten einen Monatsbeitrag von 20 Pfennigen. Außerdem organisierte der junge Verein Kegelwettbewerbe (Preiskegeln oder "Auskegeln"), was Geld in die Vereinskasse brachte.