Jochen Nützel Mit Riesenschritten eilt das Jahr in die Phase der größten Feiertagsdichte - und es kommt noch einer dazu: der 31. Oktober - wegen 500 Jahren ...
Jochen Nützel
Mit Riesenschritten eilt das Jahr in die Phase der größten Feiertagsdichte - und es kommt noch einer dazu: der 31. Oktober - wegen 500 Jahren Reformation. Welcher andere dafür weg muss? Ich frage ja nur... Erinnern Sie sich noch, als wegen der Einführung der Pflegeversicherung 1995 der Buß- und Bettag storniert wurde, aus der Bilanz der gesetzlichen Feiertage ausgebucht als unzumutbare Belastung für die Arbeitgeber? Hand aufs Herz: Vermissen Sie ihn?
Wie viele suchten denn an diesem Tag im November eine der kirchlichen Bußhaltestellen auf, um zu beten? Die traurige Realität war doch: Nicht wenige büßten daheim, im trauten Schoß der Familie, und beteten, der Tag möge flugs vergehen. Und an die evangelischen/echten Heiden unter uns: Wer wird Luthers Jubiläum zum Anlass nehmen und sich frömmelnd in sich kehren?
Seien wir ehrlich: Der Mehrwert eines Feiertags ist erst dann gegeben, wenn er ein freier Tag ist (in gewissen Branchen ist sogar nur ein Freier-Tag ein Feiertag). Vor diesem Hintergrund haben wir hundert gefühlte Totensonntage, aber eben nur wenige wirkliche Feiertage. Aber die, die wir noch haben, gehören in die Mottenkiste der Arbeitnehmer-Verirrungen. Schließlich kostet jeder Arbeitsplätze, und der Chinese schläft nicht, sagt der Wirtschaftsverband und rechnet vor: pro Feiertag zehn Milliarden Euro Verlust!
Daher sollten wir nicht länger werkuntätig bleiben und die Wende vom Feier- zum Gedenktag vollziehen. Der hat die nette Angewohnheit, keinen Aufschwung zu blockieren. Oder mit Erkenntnistheoretiker René Descartes gesprochen: Ich gedenke, also bin ich - immer noch beschäftigt.