Gebietsreform: Feiern statt Zanken

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Der Markt Burkardroth feiert heuer Goldene Hochzeit.
Der Markt Burkardroth feiert heuer Goldene Hochzeit.
Grafik: Dagmar Klumb
Ein Bild aus längst vergangenen Zeiten. Stangenroth wehrte sich vehement gegen die Reform.
Ein Bild aus längst vergangenen Zeiten. Stangenroth wehrte sich vehement gegen die Reform.
Hans-Dieter Wolf/Archiv
 

Gesellschaft Derbe Sprüche, Wahlboykott und ein Galgen - als der Markt Burkardroth entstand, gab es große Proteste. Mittlerweile ist das Schafott längst abgebaut und es gibt Grund zum Feiern: Der vereinigte Markt wird 50.

Es war ein langer Weg zur Einheit. Bis alle Ortschaften, die den Markt Burkardroth heute ausmachen, unter einem Hut waren, vergingen sechs Jahre. Seitdem ist einiges geschehen. Und: Aus dem - wie die Saale-Zeitung einst titelte - "zusammengewürfelten Haufen" ist eine Einheit geworden. Das soll am Wochenende vom 9. bis 12. September gebührend gefeiert werden.

Die Sterne standen bei der Gebietsreform 1972 nicht gut für das junge Konstrukt der Großgemeinde. Intrigen, Zank und Zoff waren an der Tagesordnung. Premich wehrte sich so vehement gegen die Eingemeindung, dass der Ort sogar eine Klage gegen die Gebietsreform beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof anstrebte. Allerdings besannen sich die Premicher und nahmen nach mehrjährigem Kampf im Jahr 1978 die Ankopplung an den Markt letztlich hin.

Sonderfall Stangenroth

Anders verlief die Gebietsreform in Stangenroth. Bis auf zwei Personen boykottierte das gesamte Dorf die Kommunalwahl 1978. Und das, obwohl absehbar war, dass der Kampf um Unabhängigkeit aussichtslos war. Glücklich mit der Zwangsehe waren nur wenige. Im damals reichsten Ort Zahlbach gab es große Kritik. Das Sägewerk hat dort einen großen Teil zur Gewerbesteuer von Zahlbach beigetragen. 1979 stellte der Marktgemeinderat sogar einstimmig den Antrag ans Innenministerium, die Gebietsreform im Markt Burkardroth als Härtefall zu prüfen. Ziel war die Aufhebung der Gebietsreform.

Im Juli 1979 machte der damalige bayerische Staatsminister Gerold Tandler persönlich den Rebellen klar, dass es keine Korrektur der Gebietsreform geben werde.

Große Anlaufschwierigkeiten

Für die Kommunalpolitiker hieß es dann "Augen zu und durch". Und das trotz aller Widrigkeiten: 1981 erschütterte ein hollywoodreifer Skandal das Rathaus - der damalige Geschäftsleitende Beamte veruntreute einen sechsstelligen Betrag: Ränkeschmiede, Frust, Zank und eigene Interessen kollidierten auf dem gesamten Gebiet des noch jungen Marktes.

Die Kassen? Leer. Rund 13 Millionen Mark Schuldenwaren damals im Gespräch. Wie hoch diese genau waren, wusste niemand genau. Und: Ein Teil der Orte machte vor der Eingemeindung noch Schulden - aus Angst, dass die eigenen Projekte sonst nicht mehr umgesetzt werden. Allerdings hat sich seit dem chaotischen Start einiges getan. Seit fast zehn Jahren hat der Markt keine Schulden mehr. "Die alten Gräben sind zu. Im Gemeinderat merkt man nichts mehr vom einstigen Ortsdenken", sagt Rathauschef Daniel Wehner (CSU).

Das gelingt auch durch die politische Strategie: "Es gibt keinen Lieblingsort und keinen Ort, der bei uns stiefmütterlich behandelt wird." Die Mission der Kommunalpolitiker: "Wir schauen, dass kein Ortsteil vernachlässigt wird." Ein konkretes Beispiel sind die Kindergärten, die man bewusst im Ort halten will. "Es soll überall etwas sein. So hält sich das Leben auch im Ort", meint das Ortsoberhaupt.

Goldene Hochzeit feiern

Anlässlich des Jubiläums gibt es für jeden Haushalt eine Sonderausgabe der Ortsschelle. "Darin gibt es einen Rückblick und einen Ausblick, auf das, was ansteht." Am Freitagabend ist eine Delegation aus der Partnergemeinde Ense zu Gast. Einen Kommersabend mit einem Rückblick auf die jüngere Vergangenheit der Kommune gibt es am Samstag. "Da sind dann alle aktiven und ehemaligen Gemeinderäte eingeladen, alle Vereinsvorstände, alle Kommandanten, alle Obmänner - kurzum: alle, die sich um den Markt verdient gemacht haben." Ein steifer Abend soll es laut Daniel Wehner nicht werden. Die Veranstaltung soll über lockere Gesprächsrunden entschlackt werden. In dem Format sprechen alte mit jungen Gemeinderäten über den Markt Burkardroth. Für die Moderation gelang es Daniel Wehner, den Kult-Host Alexander Pfülb, bekannt aus dem Rhöner Fußball-Podcast "Du Holz", zu engagieren. Am Sonntag kommen dann Familien auf ihre Kosten. Das Festprogramm beginnt mit einem Gottesdienst und Frühschoppen mit Weißwurstfrühstück an der Rhönfesthalle in Stangenroth. Vor Ort sind außerdem Foodtrucks und ein reichhaltiges Programm für Kinder. Selbst Rundflüge mit dem Hubschrauber über den Markt Burkardroth werden angeboten.