Das Forchheimer Streits- und Frechshaus ist in desolatem Zustand. Um es gründlich zu sanieren, müsste die Stadt mindestens vier Millionen Euro investieren, doch das Geld hat sie gerade nicht.
Ekkehard Roepert Gleich neben dem baufälligen Rathaus müsste die Stadt jetzt die nächste Großbaustelle eröffnen. Doch für die Sanierung des sogenannten Frechshauses fehlen die Mittel. Daher wird das westlich vom Rathaus stehende Gebäude (dessen ältesten Teile aus dem 15. Jahrhundert stammen) vorerst nur notdürftig geflickt.
Das beunruhigte einige Stadträte im Finanzausschuss am Mittwoch. Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) sagte, dass "keine Generalsanierung" des Streits- und Frechshauses in Frage käme; die Stadt habe "wichtigere Vorhaben".
Die Architektin Sigrun Wagner (bei der Stadt für Sanierungen zuständig) verdeutlichte das Ausmaß der Schäden: Das Holztragwerk ist von einem Pilz befallen, der zwar nicht für Menschen, aber für das Holz gefährlich ist; das Fachwerk ist so marode, dass schon Brocken herausgefallen sind; bei der Traufe dringt Feuchtigkeit in das Gebäude ein; den Ziegeln brechen die Nasen ab; die Tauben nutzen die Löcher im Dach, um sich einzunisten und kontaminieren den Dachstuhl mit Kot.
Messungen im Dachboden hätten "bedenkliche Werte" ergeben, warnt Sigrun Wagner. Betont aber auch, dass für die städtischen Mitarbeiter im Haus keine Gefahr bestünde. "Das klingt so, als wäre man vom Zustand des Hauses überrascht", wunderte sich Paul Nerb (FBF). Ob es denn keine regelmäßigen Begehungen im Frechshaus gegeben habe? Dass die Balken morsch seien und Tauben dort nisten, das könne doch nicht "plötzlich" passiert sein. In einem Privathaus zumindest wisse ein Hausherr, was unter dem Dach los sei, kritisierte Nerb.
Ludwig Preusch (FW) forderte deshalb, dass die städtischen Gebäude künftig einmal pro Jahr besichtigte werden müssten. OB Kirschstein sagte, dass bei der Stadt lange nur eine Person für den Bauunterhalt zuständig gewesen sei. Das Personal sei mittlerweile auf drei Stellen aufgestockt worden, um solche Vorfälle künftig zu vermeiden.
"Momentanes Ziel ist es, das Gebäude aufrechtzuerhalten", sagte Sigrun Wagner. Dafür würden die 350 000 Euro ausreichen, die der Stadtrat bei den Etatberatungen vorsorglich in den Haushalt eingestellt hatte.
"Etwas fassungslos" reagierte Reinhold Otzelberger (CSU) darauf, dass die Stadt als Eigentümer "über Jahre hinweg nicht bemerkt hat, dass Feuchtigkeit in das Haus eingezogen ist. So was muss man doch merken." Otzelberger forderte, "proaktiv mit den Gebäuden der Stadt umzugehen". Und am Frechshaus sollte jetzt nicht nur mit Dachpappe und ein paar neuen Ziegeln rumhantiert werden: "Warum decken wir das Haus nicht neu ein?". Dieses "markante Gebäude" sollte der Stadt eine "Grundsanierung" wert sein.