Erholt oder nicht?

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Heiko Müller ist noch immer skeptisch, ob die Wasserqualität des Mühlgraben wirklich in Ordnung ist - denn immer wieder findet er tote Fische. Eine Strafanzeige gegen das Landratsamt Kulmbach und das Wasserwirtschaftsamt sowie die Fachberatung für Fischerei des Bezirkes Oberfranken ist jedoch abgeschmettert worden. Foto: Sonja Adam
Heiko Müller ist noch immer skeptisch, ob die Wasserqualität des Mühlgraben wirklich in Ordnung ist - denn immer wieder findet er tote Fische. Eine Strafanzeige gegen das Landratsamt Kulmbach und das Wasserwirtschaftsamt sowie die Fachberatung für Fischerei des Bezirkes Oberfranken ist jedoch abgeschmettert worden. Foto: Sonja Adam

Wassergüte  Nach dem großen Fischsterben in der Steinach im Herbst 2012 sorgt sich Heiko Müller weiterhin um die Wasserqualität im Steinachtal. Doch das Amt für Wasserwirtschaft gibt Entwarnung.

von unserer Mitarbeiterin Sonja Adam

Stadtsteinach/Presseck — Der Biologe des Wasserwirtschaftsamtes Anton Fußeder ist mit der aktuellen Lage im Mühlbach, im Kleinen und Großen Rehbach sowie in der Steinach zufrieden. Nach dem großen Fischsterben 2012 haben sich in den Gewässern wieder Kleinsttierchen angesiedelt, es kommen Köcher- und Steinfliegenlarven vor. "Diese Lebewesen bilden eine intakte Lebensgemeinschaft. Wir gehen auch davon aus, dass sich die Fischbestände wieder erholen", sagt Fußeder.
Natürlich kennt auch der Experte die Vorbehalte von Heiko Müller, dem Bewohner der Neumühle. Denn immer wieder beboachtet er Schaumbildung auf dem Wasser und tote Fische, die angetrieben werden. Auch heute noch. Außerdem hatte der Hütehund der Neumühle, der regelmäßig im Bach badet, Haarausfall - und der Tierarzt vermutete, dass der Hund mit Pestiziden oder Chemikalien in Berührung kommen würde.
"Als Bewohner der Neumühle im Steinachtal hegen wir den Verdacht, dass durch dauerhaftes Aussetzen von Fischen der Deckmantel der Verschwiegenheit ausgebreitet werden soll", schrieb Heiko Müller an die Staatsanwaltschaft und erstattete im Mai Strafanzeige und stellte Strafantrag gegen das Landratsamt Kulmbach, das Wasserwirtschaftsamt sowie die Fachberatung für Fischerei des Bezirkes Oberfranken und warf den Behörden Untätigkeit vor.

"Alles umfassend untersucht"

Doch das wollte das Wasserwirtschaftsamt nicht auf sich sitzen lassen. "Die braune Farbe des Wassers kann auch von ausgewaschenen Huminstoffen - also toter organischer Masse - kommen und durch Nadeln und Torf entstehen", erklärt Fußeder. "Wir haben alles umfassend untersucht - auch in Richtung Arzneistoffe, aber nichts gefunden", bestätigt auch Andrea Künzl vom Wasserwirtschaftsamt, die das Fischsterben untersuchte.
Dass allerdings das Wasser keine Trinkwasserqualität hat, stehe außer Zweifel, bestätigte die Behörde. Denn an den Gewässern hängen zehn Kläranlagen und fünfzig bis sechzig Kleinkläranlagen für insgesamt 4000 Einwohner. "Dass das Wasser nicht trinkbar ist, ist klar. Dass das Wasser mit Keimen belastet ist, ist auch klar, aber es entstehen auch Belastungen durch Gülleausbringung durch die Landwirtschaft", erklärt Biologe Fußeder. Jedenfalls habe es seit dem Fischsterben 2012 keine größeren Störfälle der Kläranlagen gegeben. "Aber es steht natürlich außer Zweifel, dass die Kalkung damals unsachgemäß war. Es hat ja ein Strafverfahren gegen den Verursacher gegeben."
Tatsächlich hat Staatsanwältin Sibylle Zwanzger von der Staatsanwaltschaft Bayreuth das Verfahren, das vom Neumüller wegen Gewässerverunreinigung beantragt worden war, eingestellt. "Laut Gutachten war die entnommene Wasserprobe bakteriell verunreinigt und nicht als Trinkwasser geeignet. Insoweit kann aber - für den Fall, dass es im Dezember 2013 eine Verunreinigung gegeben haben sollte -, nicht ausgeschlossen werden, dass diese zumindest auch auf Handlungen des Anzeigeerstatters selbst zurückzuführen sei", schreibt die Staatsanwältin und meint damit, dass das Erzeugen von Wasserkraft in der Neumühle für die Werte hätten ausschlaggebend sein können. "Vor allem aber liegen keine ausreichenden tatsächlichen Anhaltspunkte für eine Straftat vor, weil nach dem Ergebnis behördlich veranlasster biologischer und chemischer Untersuchungen die Wasserqualität des Rehbaches nicht zu beanstanden ist", so Zwanzger und verweist auf behördlich angestrengte umfassende Untersuchungen.
So wurden im Mai an acht verschiedenen Stellen oberhalb der Neumühle Messungen vorgenommen und diese auf organische und sonstige chemische Belastungen untersucht. Die Ergebnis: Die Gewässer wiesen bezüglich der Saprobie (Gehalt von organischen, leicht unter Sauerstoffverbrauch abbaubaren Substanzen) die ökologische Zustandsklasse 2 - also gut - auf, mit deutlicher Tendenz zur Zustandsklasse eins (sehr gut). Auch die chemisch-physikalischen Parameter lagen im normalen und unauffälligen Bereich, ermittelte die Behörde.

Umzulässige Entnahme

Während dieser Untersuchung allerdings wurde festgestellt, dass nahezu der gesamte Ausfluss aus dem Schlackmühlbach sowie 250 Liter pro Sekunde von 300 Litern pro Sekunde aus dem Großen Rehbach vom Neumüller für die Wasserkrafterzeugung ausgeleitet wurde. Dies ist eine unzulässige Entnahme, erklärt der Biologe und gibt den Schwarzen Peter zurück.
Bei einer neuen Untersuchung, die Heiko Müller beim Institut Becit von der Universität Hamburg-Harburg, dem Institut, bei dem auch die Europäische Union Proben untersuchen lässt, in Auftrag gegeben hatte, stellt sich anhand von Proben aus dem Mühlgraben heraus: Es liegt offenbar wieder eine erhöhte Belastung mit den Nährstoffen Stickstoff und Phosphor vor, auch die Werte für Fäkalkeime sind demnach erhöht. Dies lasse auf einen Eintrag aus der Landwirtschaft und/oder durch menschliche Fäkalien schließen. "Als Trinkwasser ist das Wasser definitiv nicht geeignet", stellt das Institut fest, bescheinigt dem Mühlgraben aber zudem, dass die chemischen Parameter beim Stickstoff etwas besser als im Dezember liegen. Nur die Trübung sei höher, dies könne jedoch auf jahreszeitliche Schwankungen zurückzuführen sein.
Dieses neuerliche Gutachten hat Heiko Müller noch nicht an die entsprechenden Behörden weitergeleitet. "Ich bin ja kein Don Quichote, der gegen die Behörden kämpfen möchte", sagt der Bewohner der Neumühle. E wolle aber weiter die Augen offen halten. Denn ein bisschen Sorge um die Wasserqualität bleibt.