Günter Flegel In den Supermärkten ist derzeit kaum Backhefe zu bekommen. Die wurde zu Beginn der Krise ebenso gehamstert wie Klopapier. Dafür, dass jetzt zuhause selbst mehr gebacken und gekocht wird,...
Günter Flegel In den Supermärkten ist derzeit kaum Backhefe zu bekommen. Die wurde zu Beginn der Krise ebenso gehamstert wie Klopapier. Dafür, dass jetzt zuhause selbst mehr gebacken und gekocht wird, gibt es keine handfesten Belege. Dabei kann die Corona-Küche so lecker sein. Einkaufen ist momentan eher lästig, weil ein Mundschutz getragen werden muss und weil das Risiko recht groß ist, dass das gewünschte Produkt ausverkauft ist. Wirklich schlimm ist das nicht, kann man doch die Tugenden von Omas Küche und Keller wiederentdecken.
Früher wurde mangels Einkaufsgelegenheiten und Mobilität vor allem auf dem Land viel bescheidener gekocht. Gastwirte, die traditionelle Hausmannskost anbieten, können sich (in normalen Zeiten) vor dem Kunden-Ansturm kaum retten. Gebratene Leberwürstchen, Bratkartoffeln, ein frischer Salat: ein Genuss, den man auch in der eigenen Küche im Handumdrehen zaubert. Drei Dinge, die zu beachten sind:
1. Die Vorratskammer
Wer den Einkauf gut plant, kann problemlos alle Zutaten in einem Aufwasch kaufen. Doch was gehört in die Vorratskammer? Kartoffeln, Karotten, anderes haltbares Gemüse (Weißkohl), frisches haltbares Obst (Äpfel) und eine Auswahl an Gemüse und Obst als Konserve (Mais, Oliven, Gurken, Apfelbrei ...) oder Tiefkühlware. Tiefgekühltes Obst und Gemüse hat gegenüber frischen Produkten keine Nachteile, Nährwert und Vitamingehalt sind teils sogar höher, weil Frisches, falsch gelagert, schnell an Wert verliert. Mehl, Zucker, Salz, Milch, Eier, Öl ,Trockenhefe (sofern erhältlich), Backpulver, Gewürze und (getrocknete) Kräuter, Nudeln, Reis und Gries, Butter, Margarine, Gemüsebrühe (Instant), Sahne, Reibekäse, Tomatenmark, pürierte Tomaten. Außerdem frisch gekauft oder als Vorrat für die Tiefkühltruhe: Fleisch und Geflügel je nach Geschmack, portioniert, Hackfleisch, Fisch (ganz oder Filet). Frisch dazu: Wurst und Käse, Brot und Brötchen.
2. Rezept-Klassiker
Spaghetti: Nudeln sind schnell gekocht, die bei Klein und Groß beliebten Soßen-Klassiker kann man sehr gut vorbereiten, auch in größerer Menge kochen und dann portionsweise einfrieren. Die klassische Tomatensoße braucht nur wenige Zutaten: pürierte Tomaten, in Öl angeschwitzte Zwiebelwürfel, Salz, Pfeffer, Zucker und Suppengewürz und/oder getrocknete oder frische Kräuter. Lange und langsam köcheln lassen. Mit dieser Grundlage kann man eine Bolognese zubereiten - als weitere Zutat kommt angebratenes Hackfleisch dazu. Diese Bolognese-Soße ist wiederum die Grundzutat für Lasagne oder überbackenen Nudelauflauf. Kartoffeln: Das Arme-Leute-Essen ist eine Wundertüte: Bratkartoffeln (aus gekochten oder rohen Kartoffeln) sind eine großartige Beilage sowohl zu Fleischgerichten als auch zu Gemüse. Omas Klassiker: Bratkartoffeln, Spiegeleier und Spinat. In der Schale gekochte Kartoffeln passen zu Spargel, aber auch zu (Back-)Fisch. Veredeln kann man die Knolle als Gratin im Backofen; mit Käse oder Eier-Sahne überbacken und einem frischen Salat ein schlichter vegetarischer Hochgenuss. Für Gourmets funktioniert ein Kartoffel-Gratin auch mit Spargel, Lachs oder Garnelen. Der Hit in Familien mit Kindern: selbst gemachte Pommes! Eier: Wer selbst Hühner hält oder frische Eier vom Nachbarn oder vom Direktvermarkter bekommen kann, zieht das große Los: So wie kein Ei dem anderen gleicht, ist auch die Vielfalt der Eier-Rezepte enorm. Klassisch ist das hart oder wachsweich gekochte Ei, serviert in Senf- oder Kräutersoße mit Kartoffeln. Unverwüstlich ist der Pfannkuchen, der gerollt und von Süß bis deftig mit unzählbar vielen Füllungen aufgepeppt werden kann. Spiegel- und Rührei oder das pochierte Ei in der Suppe sind weitere Varianten des Hühner-Produkts. Anspruchsvoller ist das Omelett, nur aus Ei zubereitet und im richtigen Moment aus der Pfanne geholt. Es wird mit feinen Zutaten, wie etwa grünem Spargel, zum Genuss.
3. Doppelter Genuss
Lebensmittel gehören nicht in den Müll. Viele Küchen-Klassiker kann man zweimal essen - aufgewärmt sind Gerichte wie Kartoffelsuppe oder Tomatensoße sogar noch leckerer. Speisereste können am Tag darauf neu verpackt serviert werden: Die gekochte Kartoffel vom Freitag schmeckt am Samstag als Bratkartoffel und am Sonntag als Kloß. Die fränkische Ur-Küche ist reich an Gerichten, die man in keinem Kochbuch findet und deren Grundlage im wesentlichen das an den Tagen zuvor nicht Aufgegessene ist. Dafür hat jeder Koch eigene Geheimrezepte.