"Eine sehr intensive Tätigkeit"

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Matthias Bäuerlein kann auch zupacken. Im Gemeindewald übte er schon einmal, wie ein Aufmaß für einen Holzstapel genommen werden muss. Übrigens: 63 Stämme lagen da vor dem Bürgermeister. Foto: privat
Matthias Bäuerlein kann auch zupacken. Im Gemeindewald übte er schon einmal, wie ein Aufmaß für einen Holzstapel genommen werden muss. Übrigens: 63 Stämme lagen da vor dem Bürgermeister.  Foto: privat

Sommergespräch (4)   Matthias Bäuerlein ist seit 100 Tagen Bürgermeister von Rauhenebrach. Das Amt fordert ihn und erfüllt die Erwartungen. Der Steigerwald-Streit ist eine Herausforderung.

von unserem Redaktionsmitglied 
Klaus Schmitt

Untersteinbach — "Matthias Bäuerlein, Gemeinde Rauhenebrach, Grüß Gott." Mit diesen Worten meldet sich der neue Rauhenebracher Bürgermeister am Telefon, wenn er ein Gespräch im Rathaus von Untersteinbach aus seinem Dienstzimmer heraus beginnt. Seine Dienstbezeichnung Bürgermeister lässt Matthias Bäuerlein weg. Einen besonderen Grund hat das nicht. "Ich melde mich immer so. Ich bin nach wie vor der Matthias Bäuerlein", sagt der 41-Jährige auf die Frage, warum er den Titel nicht nennt.
Seit dem 1. Mai ist er in dem neuen Amt, nachdem er sich in der Stichwahl um das Bürgermeisteramt knapp gegen CSU-Bewerber Alexander Leicht durchgesetzt hatte. Bäuerlein (Freie Wähler) hat die Nachfolge von Oskar Ebert (ebenfalls FW) angetreten, der 24 Jahre an der Spitze der 2950-Einwohner-Gemeinde im Steigerwald stand.
Matthias Bäuerlein gibt gerne zu, dass das Amt noch neu für ihn ist. "Ab und zu muss man sich vergegenwärtigen", dass man der Bürgermeister ist. Aber angekommen ist er in seiner neuen Aufgabe schon. "Das geht auch gar nicht anders." Als Bürgermeister werde man sofort gefordert, hat er erfahren. "Man ist sofort voll drin."
Erfüllt das neue Amt an der Spitze der Gemeinde seine Erwartungen? Ja, sagt er ohne Einschränkungen. "Es ist eine sehr intensive Tätigkeit", die allerdings sehr viel Zeit und Konzentration beansprucht.
In den ersten 100 Tagen und sicher auch noch in den nächsten Wochen und Monaten muss er die Gemeinde mit ihren zahlreichen Orten, die Verwaltung und den Bauhof näher kennenlernen. Es gehe darum, erklärt er im Gespräch mit unserer Zeitung, die eigene Arbeit zu strukturieren, um die vielfältigen Aufgaben zu bewältigen.
Matthias Bäuerlein ist gewohnt, dass bisweilen viele Augen auf ihn gerichtet sind. Als Fußballer und Trainer auf und neben dem Spielfeld bei seinem Heimatverein SC Geusfeld und bei anderen Vereinen in der Gemeinde wusste er, dass viele Menschen seine Leistung direkt verfolgt haben. Als Bürgermeister hat das noch eine ganz andere Qualität. "Ich fühle mich nicht beobachtet", sagt er, "aber man wird bewusst von den Menschen wahrgenommen." Und er weiß auch, dass er eine besonders verantwortungsvolle Rolle übernommen hat. Das Bürgermeisteramt beinhalte eine Vorbildfunktion, "der man gerecht werden will".

Jetzt der Chef

Eine neue Rolle für Matthias Bäuerlein ist auch die des Vorgesetzten. Bisher arbeitete er 22 Jahre als Angestellter in einer Bank und die letzten eineinhalb Jahre in einer Steuerkanzlei. Jetzt ist der 41-Jährige der Chef von 18 Kollegen in der Verwaltung und im Bauhof. Die Umstellung bereite ihm keine Probleme, erklärt er. Bäuerlein: "Ich denke nicht hierarchisch." Er will den Mitarbeitern in Verwaltung und Bauhof "auf Augenhöhe begegnen". Da kommen wohl wieder der Fußballer und der Teamplayer durch, und auch seine eigenen Erfahrungen als Angestellter fließen in seine Überlegungen ein, wie er seine neue Rolle definiert. Als Chef hilft ihm gewiss, dass er auf eine "eigeninitiative und motivierte" Mannschaft setzen kann.
Seine Arbeitskraft braucht er ohnehin für die Aufgaben, die er in der Gemeinde bewältigen muss. Die Sanierung der Schule in Untersteinbach läuft. 2,7 Millionen kostet das Projekt, das anfangs - noch unter seinem Vorgänger Oskar Ebert - für erheblichen Wirbel gesorgt hat, nachdem Asbest-Teile entdeckt worden waren (eine Belastung mit diesem gefährlichen Stoff haben die Messungen glücklicherweise nicht ergeben). Die Sanierung der zentralen Kläranlage für die Gemeinde in Prölsdorf steht an. Und das Thema "Nationalpark Steigerwald - ja oder nein?" geht weiter. Diese Diskussion ist in den vergangenen Wochen wieder lauter geworden, nachdem sich in Rauhenebrach ein Verein pro Nationalpark gegründet hat.

Was macht München?

Matthias Bäuerlein ist gegen einen Nationalpark. Er ist aber Demokrat und akzeptiert andere Ansichten, auch wenn "es nicht meine Meinung ist". Sorge bereitet ihm, dass die Dauer-Kontroverse um den Steigerwald möglicherweise Gräben in Rauhenebrach aufreißt. "Diese Gefahr kann bestehen", meint der Geusfelder.
Der Bürgermeister vertritt wie sein Vorgänger die Haltung, dass ein Nationalpark gegen den Willen der Bürger vor Ort nicht umgesetzt werden darf. Entscheidend sei aber, was die Staatsregierung in München will, betont er. Die ist derzeit ebenso wie die Gemeinde Rauhenebrach und der Verein "Unser Steigerwald" gegen einen Nationalpark. Bäuerlein weiß jedoch, dass das nicht immer so sein muss: "Wenn sich die politische Lage in Bayern ändert..."
Die ersten, inzwischen über 100 Tage im Amt haben Bäuerlein "viel Spaß" gemacht. Ihm gefällt seine neue Arbeit. Er schätzt die Vielseitigkeit und den Kontakt zu den Leuten.