Ein Weltbürger durch und durch

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Jürgen M. Werobèl-La Rochelle ist nun 80 Jahre jung. Foto: Desombre
Jürgen M. Werobèl-La Rochelle ist nun 80 Jahre jung.  Foto: Desombre

Jürgen M. Werobèl-La Rochelle ist mit vielen europäischen Ländern verbunden, aber er hat auch viele Jahre in Afrika gelebt und gearbeitet. Im Kreise seiner Familie feierte er kürzlich seinen 80. Geburtstag.

Wolfgang Desombre Zum 80. Geburtstag im Juni erreichten Jürgen M. Werobèl-La Rochelle Glückwünsche von Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder, von Coburgs Oberbürgermeister Dominik Sauerteig, von der Tiroler Landesregierung und vom langjährigen protokollarisch dritten Mann der Republik Benin. Von Benin, so erzählte es der Jubilar, habe er die Nachricht bekommen, dass er das Kommandeurskreuz des beninischen Verdienstordens tragen dürfe.

Als Sohn einer neapolitanischen Familie wurde er in der Nysa im Juni vor 80 Jahren geboren. Bis die Nazis seinen Geburtsort umbenannten, hieß dieser "Klein Paris". Seine Vorfahren stammen aus der Freigrafschaft Vesoul im französischen Burgund. Die Schule hat er in Bayern und Österreich besucht, wo er die Matura, das Abitur, abgelegt hat. Er studierte in Dänemark und Frankreich Geschichte und französische Kultur mit Schwerpunkt Afrika. Als Student zog es ihn in den 60er Jahren auf den afrikanischen Kontinent, wo er jeweils für einige Monate in Botschaften Praktika absolvierte. Für das Auswärtige Amt führte Jürgen M. Werobèl-La Rochelle eine Studie über die Grenzen Afrikas und über mögliche Konflikte durch. "Ich sollte herausfinden, wo es krachen wird." Gleich zweimal war er Leiter der Mission Diplomatique und auch "Chef" der größten Bildungsinstitution nach der Universität in Benin. Afrika, vor allem Benin, bestimmten das Leben von Werobèl-La Rochelle. Viele Jahre war Afrika für ihn, seine Ehefrau Friederike und seinen Sohn Martin Heimat. Ein Jahr lang war er auch in China, wo er das erste Ernährungsentwicklungsprojekt Deutschlands in der bayerischen Partnerprovinz verantwortete. Ferner führte Jürgen M. Werobèl-La Rochelle das von Kohl und Mitterrand gegründete Europäische Freiwilligenprogramm (EFP) in Berlin.

Das Besondere an Coburg

Nach einem Vierteljahrhundert voller Einsätze und Reisen in Afrika zog Werobèl nach Coburg, wo er mittlerweile auch ein Viertel seines Lebens verbracht hat. In Coburg habe er - bei aller Liebe zu Afrika - gefunden, was er vermisst habe: das Stadtbild, die Architektur, die Zeugnisse der Geschichte. Besonders angetan haben es dem Jubilar die Schlosskirche, die Fresken in der Nikolauskapelle und die Jugendstilbauten. Aber auch das Sambafest, der Weihnachtsmarkt und die Museumsnächte gehören für ihn zu den Highlights in Coburg.

In den zwei Jahrzehnten seines Wirkens in der Vestestadt hat Werobèl-La Rochelle Spuren hinterlassen. Zu nennen ist die dem Naturkunde-Museum überlassene Kollektion von Recyclingprodukten aus Afrika und Asien, mit über 250 Objekten die wohl zweitgrößte Sammlung der Welt. Auch die erste mehrsprachige Tafel an einem Coburger Denkmal, der Nikolauskapelle, geht auf seine Initiative zurück.

Dennoch ist der Jubilar nicht gänzlich zufrieden, denn das Alter fordere seinen Tribut. Aber vor allem Corona habe ihm eine für Mai und Juni geplante Ausstellung im Staatsarchiv vermurkst. Sie musste abgesagt werden. "2020 - 75 Jahre Frieden in Europa" ist der Titel der Ausstellung. Besonders engagiert ist der Jubilar im Lionsclub Coburg Veste, dessen Gründung er maßgeblich betrieb, ebenso wie die Einführung des Coburger Adventskalenders, der wichtigsten Aktivität des Clubs.

Werobèl-La Rochelle, der seit 40 Jahren verheiratet ist, scherzte an seinem 80. Geburtstag: "Die Welt und auch Coburg müssen ohne mich weiterleben." Was er damit sagen wollte: In nächster Zeit will er sich etwas zurücklehnen und den Jungen die Aktivitäten überlassen.