Ein Sportverein ohne alte Zöpfe

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Der BSV bietet den Baiersdorfern ein breites Fitness-Angebot. Fotos: privat
Der BSV bietet den Baiersdorfern ein breites Fitness-Angebot. Fotos: privat

Bewegung  Der Baiersdorfer SV hat sich grundlegend modernisiert und widmet sich neben dem gängigen Sportangebot der Gesundheit. Um attraktiv zu bleiben, werden die Sportarten ständig aktualisiert.

von unserer Mitarbeiterin Petra Malbrich

Baiersdorf — "Mit viel Geld wenig erreichen kann jeder", meint Roland Lahme, der Präsident des Baiersdorfer Sportvereins. Er klingt guter Dinge. Denn vor einem Dreivierteljahr noch stand mit der finanziellen Situation die Frage im Raum, wie es mit dem Baiersdorfer Verein weitergehen soll. Doch die Vergangenheit mache die Zukunft nicht besser, also trennte man sich von alten Zöpfen.
Dass sportliche Erfolge nicht nur eine Frage des Budgets sind, zeigen die Erfolge, die der Verein seit dem neuen Management einfährt. "Die U 19 spielt in der Bayernliga, die erste Mannschaft der Herren in der Landesliga", sagt Roland Lahme. Auch im Kegeln und Badminton sind die Sportler sehr erfolgreich, gewannen alle Meisterschaften.
Wichtig war daher der Schritt, die Vereinsführung zu ändern. Für die neue sportliche Richtung ist im Sportverein der Diplom-Sportwissenschaftler Michael Hettchen verantwortlich. "Ein Verein dieser Größenordnung braucht eine solche Mutter der Kompanie", erklärt Bürgermeister Andreas Galster diese Forderung des Stadtrats. Die Wahlen gingen einstimmig aus, ein Beweis, dass alle mitziehen.
"Gemeinsam füreinander und miteinander" ist das neue Motto. Das klappt. Denn Geld erhält nicht mehr die finanzintensivere Abteilung, beispielsweise ist Fußball ein teurerer Sport, sondern jede Abteilung muss sich selbst finanzieren. Der Grundbetrag ist für den Verein, der Abteilungsbeitrag fließt zu hundert Prozent in die Abteilung. Wenn die Abteilung Handball einen Trainer braucht, muss sie das selbst finanzieren.

Kein Gegeneinander mehr

So gibt es kein Gegeneinander mehr, und Rundumschläge seitens der Vereinsführung durch Beitragserhöhungen gibt es somit nicht mehr. Der jeweilige Abteilungsleiter weiß selbst, was seiner Abteilung gut tut. Ein Blick auf den Sanierungsplan signalisiert dem Präsidenten Zuversicht. Nicht nur in finanzieller Hinsicht.
Kurz nach den Wahlen trat der BSV mit einer Umfrage an alle Bürger. Neben den gängigen Sportarten wie Fußball, Badminton und Kegeln war die Gesundheit ein den Bürgern wichtiger Bereich, nicht nur in sportlicher Hinsicht. Deshalb habe man das Fitnessstudio ausgebaut. Training unter fachlicher Anleitung, denn ohne Hilfe könne viel kaputt gemacht werden.
Auch Basketball und Bogenschießen wurden auf dem Fragebogen genannt. "Basketball wurde schon gegründet. Zehn Mitglieder sind seit April, seit dieser kurzen Zeit dabei", freut sich Lahme über den Zuspruch.

Ein moderner Dienstleister

Neben Klettern, das schon etabliert ist, nannten die Bürger auch Bogenschießen als Wunschsportart. "An Bogenschießen bin ich selbst interessiert", sagt Galster, der meint, in ihm stecke vielleicht "ein kleiner Winnetou." "Die Sportarten werden ständig aktualisiert. Man ist am Puls der Zeit", hebt Andreas Galster hervor. Und diese veränderte Zeit war auch Grund umzudenken, denn gerade für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen des Smartphonezeitalters steht nicht mehr das Vereinsleben im Vordergrund, eher wird der Verein als Dienstleister gesehen. Das ist die heutige Herausforderung an einen Verein, so der Präsident.
Vor 25 Jahren war es eine andere: "Da sind zwei Vereine zusammengekommen, auch unterschiedliche Ansichten und Denkweisen", erklärt Roland Lahme die Zeit, als aus dem ASV (gegründet 1886) und dem TSV (gegründet 1907) der BSV Baiersdorf wurde. "Wir haben den schönsten Verein in der Umgebung", sagt der Präsident. Er möchte damit nicht überheblich klingen, denn Konkurrenzdenken will er nicht. Forciert wird die Kooperation mit den anderen Vereinen. "Miteinander für die Mitglieder" ist das Motto, nicht wer hat mehr Mitglieder.
"Das Wichtigste ist, dass sich jeder wohl fühlt", so der Präsident. Das beginnt schon bei den vielen jungen Leuten, die im Verein sind. Mit den Trainern der Brose Baskets, des HC Erlangen und der Greuther Fürth waren die bekanntesten und erfolgreichsten Trainer vor Ort. Da erkannte auch so mancher Jugendliche, dass er zwar gerne eine Ballsportart ausüben möchte, der weniger Fußballtalentierte aber durchaus ein Talent beim Handball oder Basketballspiel zeigt.

Sport für jeden

Das Ziel ist klar definiert. Man soll den Baiersdorfer Sportverein als das wahrnehmen, was er ist: Ein schöner Sportverein, der alles aufbietet und in dem jeder den Sport ausüben kann, der ihm gefällt. Auch die Möglichkeit für Leistungssport. So kann auch den Kindern eine Alternative gegeben werden. Und vielleicht ist es der Wunsch so mancher Sportler und Bürger, ihrem Verein, in dem sich alle Baiersdorfer wohlfühlen und auch sollen, dem Kreisverkehr im neuen Gewerbegebiet den Namen BSV Kreisel zu widmen. Ein Vorschlag, dem der Bürgermeister sicher nicht abgeneigt ist.