Ein Hobby für Naturverbundene

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Im Frühjahr werden die Weiher abgefischt. Fotos: Petra Malbrich
Im Frühjahr werden die Weiher abgefischt. Fotos: Petra Malbrich

Angeln  Seit 30 Jahren gibt es den Fischereiverein Gräfenberg, der sich dem Tier- und Umweltschutz verpflichtet fühlt und ganzen Familien eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung bietet.

von unserer Mitarbeiterin Petra Malbrich

Gräfenberg — Der frühe Vogel fängt nicht nur den Wurm, sondern auch den Fisch. Trotzdem revidieren Thorsten Schweidler und Stefan Seidl das gängige Bild des Anglers, der vor Sonnenaufgang einsam, still und stumm am Ufer sitzt, in der Hoffnung, dass endlich ein Fisch anbeißt.
"Angeln ist ein naturverbundenes Hobby für die ganze Familie. Man darf reden", betonen die beiden Vorstände des Gräfenberger Fischereivereins. Lustige Nachmittage mit der Familie oder Freunden und Lagerfeuerromantik am Abend gehören genauso dazu.
Dann gibt es noch die Bilder des Berufsfischers, der ein Netz mit tausend Fischen an Bord zieht, die sich darin verheddern und qualvoll ersticken, oder den einzelnen Angler, der stolz seinen gerade gefischten meterlangen Wels in die Kameras hält - beides führt zu Vorurteilen über das Angeln und ist gerade im Gräfenberger Verein verpönt. "Der Tier- und Naturschutz werden hier großgeschrieben", sagt Schweidler, über den Sport mit Tieren, der deshalb waidgerecht passieren muss. "Catch und Release", also die Trophäen angelei, ist in Bayern ohnehin verboten", fügt er an.
Wie man verletzte Fische versorgt, dass man keine zu kleinen Fische fängt, welche Fische in welchem Wasserbereich leben und vor allem, wie der einzelne Fisch gleich nach dem Angeln tiergerecht geschlachtet und verwertet wird, das lernt man in den Unterrichtsstunden für die Angelprüfung, an der man ab 14 Jahre teilnehmen kann, um damit ohne Begleitung eines Erwachsenen an den eigens vom Verein gepachteten Gewässern und Weihern zu angeln.

Es mangelt an Gewässern

Der Gräfenberger Fischereiverein hat von der Kalckach das Teilstück vom Freibad bis zu den Weißenoher Sportplätzen und die Weiher in Dorfhaus gepachtet. Mehr Gewässer zu unterhalten, ist in dieser Gegend schwierig. Es gibt einfach kaum Wasser und das vorhandene ist schon in fester Hand der anderen Vereine.
Mit der Pacht beginnt zugleich der Natur- und Umweltschutz, den die Mitglieder des Gräfenberger Vereins leisten. Vor allem die Wanderer sollen sich entlang der Gewässer an sauberem Wasser erfreuen. Deshalb entmüllen die Vereinsmitglieder zusammen mit anderen Vereinen die Bäche, fischen von Gartenstühlen und Regentonnen bis zu säckeweise Dosen aus dem Wasser, lassen die Weiher ab, säubern sie, richten die Dämme und kontrollieren die Wasserqualität, damit auch die vom Verein eingesetzten Fische gesund wachsen können.
2000 Forellen, die erst einen Zentimeter groß sind, finden im kleinen, abgelegenen Weiher ein neues Zuhause. Manchmal gibt es auch unangenehme Überraschungen, wenn bei den Bestandsaktionen nur noch 500 Fische da sind. "Das ist nicht durch einen natürlichen Schwund durch den Fischreiher erklärbar", sagt Schweidler. Eine Wildkamera wurde deshalb schon aufgehängt, Menschen sind auf den Bildern zu sehen. Diese Wilderei ist schon ärgerlich. Ihre Energie und ihr Engagement legen die Vereinsangler lieber auf einen anderen Fokus: die Jugendarbeit.
"Fischen for kids" heißen die Kurse, die der Fischereiverein mit dem Jugendpfleger Christian Schönfelder im Gräfenberger Ferienprogramm anbieten. Wie sieht ein Fisch aus, wie mache ich einen Knoten, dass der Hecht, ein Raubfisch im Freiwasser, also nicht am Boden und auch nicht an der Oberfläche, sondern im Mittelteil eines Wassers schwimmt? All diese Fragen und Informationen werden den interessierten Jugendlichen in den Kurseinheiten beantwortet und vermittelt. Das wurde immer gut angenommen. Ebenso der Stand am Gewerbetag, wo Rutenbaukurse angeboten wurden. "Das sind hochwertigere Angeln. Es ist schon etwas Besonderes, wenn man eine eigene Angel baut", hebt Schweidler hervor.

Freundschaft mit Ungarn

Die Jugendlichen damit auf Dauer vom Sofa zu locken, das ist ein Problem, das die Gräfenberger Angler mit anderen Vereinen teilen. Dafür entschädigen die Treffen mit den Anglern aus der Partnerstadt Tiszafldvár in Ungarn.
"Diese Völkerverständigung funktioniert auch ohne Worte", meint Stefan Seidl. Denn keiner spricht die Sprache des anderen. Aber Gesten sagen eben doch oft mehr als Worte. Selbst beim Angeln.