Das persische Neujahrs- und Frühlingsfest, eines der ältesten überhaupt auf der Welt, wurde von Flüchtlingen mit Unterstützung der Aktiven Bürger Lichtenfels im Meranier-Gymnasium gefeiert. Es gab Essen, Gedichte, Tänze und einen Rap, der von Problemen erzählt.
Es gibt Feste, die sind ein Fall für die Unesco. So wie das Nouruz-Fest, das persische Neujahrs- und Frühlingsfest. Dass es auch in Lichtenfels begangen wurde, war am Dienstag im Meranier-Gymnasium zu erleben.
Ab 17 Uhr begann der Countdown auf der Großleinwand in der Aula. Noch fünf Minuten, noch drei, noch zwei, noch eine. Dann brach Freude aus und im Landkreis lebende Menschen aus einer Region zwischen Iran, Tadschikistan und Afghanistan, die zum Feiern hierher gekommen waren, fühlten wohl etwas heimatlicher als sonst.
Mit Stickereien und Pailletten
Was das Fest den Menschen hier bedeutet, lässt sich bei manchen auch an den Gewändern erkennen. Es sind vor allem die Frauen, die sich heimatlich kleiden. Oder die Mädchen, die traditionell und festlich gekleidet wurden. So wie bei der kleinen Elif Rustami. Die Dreijährige ist sichtlich stolz auf ihr buntes Kleid mit den Stickereien und Pailletten, und vor allem auf ihre Schuhe, die bunt dazu leuchten.
Eines der ältesten Feste der Welt
Das Fest, zu dem sie tanzt und tollt, wurde 2009 von der Unesco als eines der ältesten Feste der Menschheit ins Weltkulturerbe aufgenommen. Sie wird später Zeugin werden, wie ein afghanischer Rapper singt, wie ein weiterer Landsmann ein berührendes Gedicht zu Ehren seiner Mutter verliest und wie zumeist Männer tanzen. Irgendwo zwischen Selbstvergessenheit und einer Lust am Herumalbern, zwischen mimischer und gestischer Inszenierung, begleitet von einem zum Mitmachen auffordernden Gellen.
Und irgendwo in dem rund 120 Menschen zählenden Getümmel aus Menschen landkreislicher Flüchtlingsunterkünfte oder Mitgliedern der das Fest mit initiierenden Bürgerstiftung Aktive Bürger ist Sayed Omed Sadat zu finden - begrüßend, verabschiedend, kümmernd, übersetzend. Über den 28-Jährigen mit schon verblüffenden Deutschkenntnissen wird Moderator Josef Breunlein an diesem Abend sagen, dass er bescheiden und freundlich sei. Doch Omed ist einer, der "zusammentrommelte", der über Facebook diese aus dem von den Aktiven Bürgern ins Leben gerufenen "Café der Begegnung" und dem Gymnasium entstandene Veranstaltung bewarb. Ein anderer "Kanal und Multiplikator" (Breunlein) sei ein Flüchtlingsbetreuer im Osten des Landkreises gewesen.
Nein, beschweren wolle er sich nicht, erklärt Khalil Rezai. Der afghanische Rapper hat an diesem Abend in seinen mit Beat unterlegten Text eine Menge von Herzen gesungene Frustration gelegt. Er singt von seinen bei Gericht erlebten Problemen, davon, dass in seiner Heimat Täter und Richter unter einer Decke steckten. Aber obwohl über dem Mann mit dem kuriosen Tanzstil das Damoklesschwert der Abschiebung hängt, zeigt er sich fröhlich und vor allem optimistisch. Obwohl er im Osten des Landkreises wohnt, hat er zu Lichtenfels einen besonderen Bezug, denn im hiesigen Jugendzentrum ist es ihm technisch möglich, Lieder einzusingen und aufzunehmen.
Was er sang und tanzte, sah gewiss auch Marina Saudat, eine junge Frau von 30 Jahren. In Afghanistan, so sagt sie, habe sie für die Unesco gearbeitet. Und jetzt erfuhr auch sie von dem anberaumten Fest, davon, dass es über die Kanäle die Runde machte. Ihr Eindruck, als sie auf das Geschehen vor sich achtet: "Ich sollte dabei sein. Es gibt mir das Gefühl, in meinem Land zu sein."
Reis mit Pistazien
Als das Buffet eröffnet wird, bedeutet das auch ein Eintauchen in fremde Rezepte und Essgewohnheiten. Doch viele der Anwesenden haben zu dem Buffet beigetragen. So wie auch Elnaz Saidi. Die junge Frau und Mutter in dem feierlichen Kostüm hat einen "Salad Ülwie" angerichtet, mit Tomaten, Karotten, Eiern, Hühnchen und Wurst. Typisch für ihre Heimat und schnell vergriffen am Buffet. So wie das Lammfleisch, der Reis mit Pistazien und Rosinen oder die orientalischen Süßspeisen. Davon wird auch der Lichtenfelser Dawid Rabinski essen und naschen. Er ist befreundet mit Omed, Box-Kollege von diesem und wie andere auch von ihm immer wieder mit der Info versorgt, dass dieses Fest stattfinde."Darum lass' ich mir das nicht entgehen", so der 24-Jährige. Doch bei den späteren Tanzeinlagen der Männer schwebt eine Frage besonders über der Szene: Wird das Fest im kommenden Jahr Wiederholung finden? Wenn es nach den Veranstaltern geht und die Umstände die gleichen bleiben wie jetzt, dann sehr gerne.